Dass in den vergangenen Tagen gleich zwei superreiche und etwas tollkühne Männer, Amazon-Gründer Jeff Bezos und Virgin-Boss Sir Richard Branson – in ihren eigen fliegenden Kisten ins All aufgebrochen sind, wenn auch nur für ein paar Minuten und auch nicht so wahnsinnig weit, markierte den Beginn eines aufregenden neuen Zeitalters: der Ära der privaten bemannten Raumfahrt.

„Bezos hätte verhaftet werden müssen“

Das dürfte eine ziemliche Erfolgsgeschichte werden. Um so nerviger
 ist freilich das übellaunige Genörgel, das vor allem im Milieu der
 woken Bessermenschen, vorzugsweise eher in der politischen Linken 
angesiedelt, seit dem spektakulären Trip der beiden Rocket-Men
 Musk und Branson losgegangen ist. CNN, neurdings ganz besonders
 um politische Korrektheit bemüht motzte etwa: „Dies scheint ein
merkwürdiger Moment für die reichsten Menschen der Welt, ihre
 ungeheuerlichen Mittel für eine Unternehmung einzusetzen, die 
keinen sofortigen Nutzen für den größten Teil der Gesellschaft hat.“
Und der frühere US-Arbeitsminister Robert Reich, ein linker
 Demokrat, murrte: „Es ist ein Zeichen von grotesker Ungerechtigkeit,
 die es einigen wenigen erlaubt, die Erde zu verlassen, während der

Rest der Menschheit leidet.“ Auch das ORF-Mittagsjournal moserte 
etwas von einem „Spleen der Superreichen“ und fand es „abstoßend“,
dass ein Milliardär seinem 18-jährigen Sohn ein Ticket ins All
spendiert hat. Aus Deutschland kamen, wie nicht anders zu erwarten,
 säuerliche Hinweise auf die Klimaschädlichkeit von
 Raktentriebwerken; Beschwerden darüber, dass zwei „alte weiße 
Männer“ und nicht etwa eine Person fluiden Geschlechts, eine
 australische Aborigin-Transperson oder wenigstes Greta Thunberg ins 
All durften, werden mit Sicherheit folgen. Und der „Spiegel“ motzte, 
ohne Hinweis darauf, welches Verbrechen er Jeff Bezos bezichtigt:
 „Im Grunde müsste Bezos spätestens nach erfolgreicher Landung
sofort von der Steuerbehörde festgenommen werden.“ Hä?

Das genervte Jammern der Frustrierten

Leute, das ist eine Mentalität, die uns nicht weiterbringen wird. Dass sich heute auf diesem Planeten so viele Menschen wie noch nie eines gewissen Wohlstandes erfreuen können, der Anteil der Armen so gering wie noch nie ist, dass Lebenserwartung, Gesundheitsszustand oder zahllose andere Parameter so gut wie noch sind, das hängt nämlich stark mit unserer unstillbaren Neugierde, unserem Trieb, immer neue Grenzen zu überwinden und neue Territorien zu erforschen, unmittelbar zusammen.

Eine Welt hingegen, in der das nicht mehr erwünscht ist, weil das Klima leiden könnte und alles verpönt ist, was nicht „sofortigen Nutzen für den größten Teil der Gesellschaft hat“ – also praktisch alles – eine solche Welt wäre ziemlich bald ein unmenschlicher, verarmter und todlangweiliger Ort, der früher oder später dem Untergang preisgegeben wäre. Stattdessen aber eröffnet sich, trotz des nervigen Jammerns der Frustrierten, der Menschheit ein ganzes Bouquet an Möglichkeiten, die wir bisher nur aus Science-Fiction-Filmen kannten. Tausende Menschen werden in den nächsten Jahren einen kurzen Trip ins All unternehmen, ein texanischer Unternehmer baut bereits an einem All-Hotel mit sieben Zimmern und gläserner Aussichtskuppel, das schon in drei Jahren an die internationale

Raumstation ISS angedockt wird. Tausende neue private Satelliten für jede nur denkbare Anwendung werden demnächst die Erde umkreisen, ein irre lukratives Geschäft: 370 Milliarden Dollar wurden 2020 im Sattelitengeschäft umgesetzt. Allein Elon Musks Internetunternehmen „Starlink“ hat Pläne, bis zu 30 000 Mini- Satelliten ins All zu schießen Aber auch Trips in die Weiten des Alls, zum Mars und darüber hinaus, der Abbau gewaltiger Bodenschätze – all das wird in der näheren Zukunft von privaten Unternehmen realisiert werden. Mit Technologien, die auch auf der Erde spektakuläre Effekte erzielen könnten: die gerade in der Testphase befindliche Rakete „Big Falcon“ von Elon Musk könnte in absehbarer Zukunft etwa 100 Passagiere innerhalb einer Stunde von New York nach Peking bringen, zu einem kolportierten Ticketpreis von weniger als 3.000 Dollar.

Wir brauchen mehr tüchtige Träumer

Es ist eine verheißungsvolle Neue Welt, die da in wirtschaftlicher, aber viel mehr noch mentaler Hinsicht an ihrem Beginn steht, eine Welt, die der Spezies Mensch zahlreiche neue Optionen schenken wird. So wie unsere Vorfahren fremde Kontinente entdeckten, private Bahnlinien in immer weiter entfernte Gegenden bauten, mit Flugzeugen schließlich auch Durchschnittsverdienern Reisen rund um die Welt ermöglichten, so werden künftige Generationen das All erschließen. So, wie es immer war, weil es in unserer Natur liegt. Und gut so ist.

Richard Branson, 70, hat seit ungefähr einem halben Jahrhundert´davon geträumt, ins All zu reisen. Wir brauchen viel mehr von diesen Träumern, und sollten ihnen die Erfüllung dieser Träumer wo immer es geht, erleichtern, und nicht übellaunig schlechtreden. Bringt nämlich ganz schlechtes Karma.

Mit Christian Ortner (62) ist die kräftige Stimme des „Zentralorgans des Neoliberalismus“ (Ortners Online-Forum) beim eXXpress zu hören. Ortner lässt keinen kalt. So kompromisslos wie sein Einsatz für freie Märkte und freie Menschen ist auch seine Auseinandersetzung mit den „Sozialisten in allen Parteien“ (F.A.v.Hayek). Er verschont keinen. Ob es nun die EU und das Fiasko bei der Beschaffung der Corona-Impfstoffe, oder staatliche Eingriffe aller Art in die Wirtschaft sind. In der Vergangenheit war Ortner Wirtschaftsredakteur beim Nachrichtenmagazin profil, Chefredakteur der Wochenpresse, Herausgeber und Chefredakteur der WirtschaftsWoche Österreich und Herausgeber sowie Chefredakteur von Format.