Die Tatsache, dass wir in der westlichen Welt einen Wohlstand erreicht haben, wie es ihn in der ganzen Geschichte der Menschheit noch nie und nirgendwo gegeben hat, ist im Grund einem ganz einfachen Prinzip geschuldet: dem Wettbewerb. Das ist so banal, dass es vielen Menschen gar nicht mehr bewusst ist. Wir denken normalerweise ja auch nicht daran, wie angenehm es ist, frei atmen zu können. Wir tun es einfach.

Leistung lohnt sich – noch

Das Prinzip ist einfach. Gäbe es nur einen Autohersteller, einen einzigen Anbieter von Kleidung und eine einzige Kette, die Nahrungsmittel verkauft, wäre die Qualität der Produkte, so sie überhaupt vorhanden ist, schlecht und der Preis hoch. War und ist überall so, wo man es probiert hat, von der DDR unseligen Angedenkens bis zum heutigen Werktätigen-Paradies Venezuela, dem gelobten Land der SPÖ-Zukunftshoffnung Julia Herr.

Erst der Wettbewerb sorgt dafür, dass ein riesiges Angebot tendenziell immer besser werdender Güter zur Verfügung steht.

Er sorgt auch dafür, und das ist wichtig, dass Unternehmer, aber auch Angestellte, die ihren Kunden besonders attraktive Produkte und Dienstleistungen anbieten, damit viel Geld verdienen und im Einzelfall reich werden können.

Wir haben es hier also mit einer »Meritokratie« zu tun, also einem System, das Leistung tendenziell belohnt und Faulheit tendenziell bestraft.

Beides aber ist wichtig, weil sonst der Wettbewerb ja nicht funktionieren kann.

So einfach, so klar.

Die Träume der Frau Herr

Doch seit einiger Zeit wird dieses Prinzip von gleich zwei Seiten attackiert und geschwächt. Wenn sich daran nichts ändert, wird das Prinzip Meritokratie jedoch früher oder später so geschwächt, dass es schließlich nicht mehr richtig funktioniert. Dann gibt es aber auch keinen richtigen Wettbewerb mehr – was für den Konsumenten desaströse Folgen hätte. Julia Herrs feuchte Träume vom Sozialismus würden dann Wirklichkeit, worauf nicht nur ich dankend verzichten kann.

Arbeit, nein danke

Unterminiert wird das Wettbewerbsprinzip durch eine um sich greifende Neigung junger, auch gut ausgebildeter Menschen, nur mehr drei Tage in der Woche arbeiten zu wollen, und das bitte auch nicht im Büro, sondern möglichst im Homeoffice oder gleich irgendwo unter Palmen.

Für mich ist das nur sehr schwer nachvollziehbar, denn qualifizierte Arbeit, egal, ob die eines Tischlers, eines Lehrers oder eines Rechtsanwalts, ist ja nicht nur Gelderwerb, sondern auch sinnstiftend und für ein erfülltes Leben geradezu notwendig. Wer einen Job hat, der ihm oder ihr Freude macht, der geht eigentlich nie zur Arbeit.

Klar, jeder Job nervt manchmal, das ist so. Aber insgesamt sollte er doch vor allem jene Befriedigung verschaffen, die das gelungene Erbringen einer Leistung zu verschaffen vermag.

Ich verstehe daher auch das Gerede von der »Work-Lifetime-Balance« nicht so recht. Denn wo die Arbeit, wie der Begriff impliziert, nicht als Teil des Lebens verstanden wird, läuft irgendetwas völlig falsch.

Vielleicht sollten ja mehr Leute darüber nachdenken, ob sie nicht im falschen Job sind, anstatt den nur so minimalistisch wie möglich auszuüben.

Für den Wettbewerb, und darum geht es hier ja, ist diese Neigung zur Nebenerwerbsbeschäftigung natürlich ruinös. Denn wer Arbeit nur als lästige Unterbrechung der endlosen Freizeit versteht, wird nie jene Höchstleistungen erbringen können, die gelegentlich notwendig sind, um zu gewinnen (was übrigens auch ungemein bereichernd sein kann).

Das Ende der Meritokratie?

Aber auch von einer ganz anderen Seite kommen Meritokratie, also das Prinzip »Wohlstand durch Leistung«, und damit verbunden der Wettbewerb unter Druck: Durch jene linksgrüne Politik, die Menschen nicht mehr nach ihrer Leistung, also ihrem Beitrag zum Allgemeinwohl bewerten will, sondern nach ihrem Geschlecht, ihrer sexuellen Neigung, ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft und vielen anderen Faktoren, die nichts mit Leistung zu tun haben. Bevorzugt wird in dieser verrückten Welt der »Identitätspoliik« nicht, wer die beste Arbeit macht, sondern wer zu einer der immer zahlreicher werdenden Gruppen von Opfern gehört. Völlig zu Recht warnt etwa der deutsche Historiker Michael Sommer vor einer Zerstörung der Grundlagen der freiheitlichen Ordnung Deutschlands durch das »identitätspolitische Gift«. Wenn dieses »von den Universitäten in Medien und Schulen sickert«, dann stehe »die Demokratie selbst zur Disposition«, denn »die identitätspolitischen Kämpfe zerstören einen Pfeiler unserer liberal-demokratischen Ordnung: die Meritokratie«.

Das klingt vielleicht etwas kompliziert, ist aber ganz einfach: Wenn über Karrieren nicht ausschließlich Leistung entscheidet, sondern auch die Zugehörigkeit zu irgendeiner vermeintlichen oder auch tatsächlich benachteiligten Minderheit, von denen es ja immer mehr gibt, klappt der Wettbewerb nicht mehr und wird das Fundament unseres Wohlstands zersetzt.

Der Mann ist schuld

In dieser irren Welt gibt es irgendwann »nur noch Täter und Opfer«, wobei der »nichtbehinderte, alte, weiße Mann« eindeutig der Schuldige ist, die Angehörigen aller anderen Geschlechter, Neigungen, Hautfarben oder sozialer, ethnischer oder kultureller Zugehörigkeit »Opferstatus für sich reklamieren« könnten. Der »Gradmesser für Diskriminierung« sei dabei »allein ein gefühliges Meinen« (Sommer).

Divers, aber pleite

Dieses Gift der Identitätspolitik breitete sich von amerikanischen Universitäten nach Europa aus und bleibt längst nicht mehr auf den akademischen Bereich beschränkt. Was gelegentlich schon fatale Folgen zeigt, denn dass in den USA die Silicon Valley Bank zusammenbrach, dürfte nicht nur, aber auch damit zusammenhängen, dass sich das Management der Bank mehr um »Diversität« und die Förderung aller möglichen Gruppen von Opfern und Benachteiligten gekümmert hat als um Risikomanagement, kaufmännische Sorgfalt und die richtige Einschätzung der Finanzmärkte.

Beides zusammen, die endemische Neue Faulheit und die Abschaffung des Leistungsprinzips, werden uns letztlich alle miteinander ärmer machen. Und zwar nicht, weil wir Pech gehabt hätten, sondern, weil wir uns nicht dagegen gewehrt haben.