Paul Krugman ist einer der bekanntesten Ökonomen der Welt, geehrt mit einem Nobelpreis für seine Arbeit und als regelmäßiger Kolumnist der „New York Times“ wohl auch einer der einflussreichsten Wirtschaftsexperten der Gegenwart.

Genau dort, in der „New York Times“ schrieb der gute Mann am 11.November: „Don´t panic about Inflation“, also „Kein Grund zur Inflations-Panik“. Die Preissteigerungen von über 5% in den USA (und fast auch schon in der EU) seien zwar etwas hoch, aber kein Grund zur Beunruhigung, so Krugman, denn sie seien bloß „vorübergehend“ und würden sich bald wieder beruhigen.

Das gleiche erklärt ja auch die Europäische Zentralbank seit Monaten den ob der Inflation geschockten Sparern: alles nur vorübergehend, kein Grund zu Beunruhigung also.

Kein Grund zum Optimismus, sorry

Schön wäre es. Leider sind die Beruhigungspillen, die uns da in immer höherer Dosis verabreicht werden, völliger Nonsens. Noch gibt es viele Normalverbraucher, die angesichts von Inflationsraten um die 5% herum nicht sonderlich besorgt sind, aber das ist leider ein Optimismus, dem es an Geschäftsgrundlage fehlt.

Denn die meisten Menschen werden erst in den nächsten Monaten merken, was da gerade wirklich los ist. Wenn etwas die „WienEnergie“, also de facto die SPÖ-geführte Gemeinde Wien, den Stromtarif mit Anfang Jänner um sportliche 45% (pro Kilowattstunde) anhebt, dann bedeutet das für einen durchschnittlichen Wiener Haushalt Mehrkosten von rund 100 Euro im Jahr – nur für Strom.

Weil es massive Preisanstiege aber auch beim Gas, bei Lebensmitteln, bei Fahrtkosten, bei nahezu allen Notwendigkeiten des täglichen Lebens geben wird, weil der Anstieg des Verbraucherpreisindex die Mieten, die ja meist Inflationsindexiert sind, entsprechend hinaufschnalzen wird, weil die Betriebskosten der Wohnungen durch die teurere Energie ordentlich steigen werden, weil kurz gesagt fast alles empfindlich teurer werden wird, ist zwar nicht „Panik“, aber sehr wohl Alarmstufe rot angesagt. Erst letzten Freit ist bekannt geworden, dass die Erzeugerpreise der Industrie innerhalb eines Jahres in der EU um fast 22% angestiegen sind – das wird früher oder später natürlich an die Endverbraucher weiterverrechnet werden, so gut es geht.

Lügen, nichts als Lügen

Mittlerweile ist das Lügengespinst der bloß vorübergehenden, also eher harmlosen Inflation von der Politik und den Notenbankern immer schwerer am Leben zu erhalten. So forderte – ausgerechnet! – die Gewerkschaft der EZB-Mitarbeiter in Frankfurt am Main jüngst eine außerordentliche Aufstockung der Gehälter der dortigen Bediensteten und argumentierte:  “Die EZB ist nicht in der Lage (oder willens?), ihre eigenen Mitarbeiter gegen die Auswirkungen der Inflation zu schützen!“.

Das wird das Vertrauen aller anderen Menschen, die mit dem Euro leben müssen, ganz sicher enorm stärken.

Zumal auch in den USA langsam die traurige Wahrheit ans Tageslicht kommt. Jerome Powell, Chef der US-Notenbank, erklärte erst dieser Tage, die Inflation sei „nicht mehr vorübergehend“, werde also, ganz anders als Nobelpreisträger Krugman behauptet, auch im nächsten Jahr weiter wüten.

Das wird in jenen Ländern, die den Euro verwenden, nicht anders sein.

Versprochen, gebrochen

Nur die Schweizer haben es, wie so oft, viel besser. Dort ist die Inflation auch heuer nur geringfügig, wie seit vielen, vielen Jahren schon.

Wir sind, man kann es leider nicht anders sagen, bei der Einführung des Euro politisch schwerstens betrogen worden. Das damals heilige Versprechen der Politik, die EZB werde genauso wie früher die Deutsche Bundesbank und die Oesterreichische Nationalbank für eine harte Währung und niedrige Inflation kämpfen, wurde schwer und wiederholt gebrochen; nicht eines Naturereignisses wegen, sondern als Ergebnis politischer Entscheidungen zum Schaden der Deutschen und Österreicher.

Jetzt stehen wir vor den rauchenden Ruinen dieser ehemaligen Hartwährungspolitik und bezahlen den Preis in Form einer aggressiven Enteignung der Sparer, aber auch all jener Millionen Menschen, die nun einen viel größeren Teil ihres oft bescheidenen Einkommens für die Grundbedürfnisse des Lebens opfern müssen. Danke für Nichts!