Gemäß dem neuen Infektionsschutzgesetz in Deutschland sollen sämtliche Bürger eine Viertimpfung vornehmen, wenn sie ab Herbst keine Maske tragen wollen. Der Immunologe Carsten Watzl widerspricht. Er sieht aktuell Gründe, mit einer vierten Corona-Impfung zu warten.

Es fehlen noch die richtigen Vakzine

Man sollte noch auf an die Omikron-Variante angepasste Vakzine warten, rät er. „Da die angepassten Impfstoffe hoffentlich nächsten Monat kommen, kann man jetzt auch warten, wenn man die vierte Impfung bisher noch nicht gemacht hat“, sagt der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die Immunität gegenüber Omikron werde mit den angepassten Impfstoffen noch einmal verstärkt werden. Dass sie einen gewissen Schutz vor Infektionen bieten sei ebenfalls möglich, meint Watzl. Sicher ist das offensichtlich nicht.

Wichtig sei auch: Wenn man sich jetzt zum vierten Mal mit den bisherigen Impfstoffen impfen lasse, sollte man mindestens drei bis sechs Monate warten bis zur nächsten Impfung.

Impfkommission empfiehlt nur zweite Auffrischung

Die für Impfempfehlungen in Deutschland zuständige Ständige Impfkommission (Stiko) ist zurückhaltend. Sie empfiehlt eine zweite Auffrischung bisher nur Menschen über 70 Jahren sowie einigen Risikogruppen. Führende EU-Behörden hatten sich hingegen für eine vierte Corona-Impfung für alle über 60 ausgesprochen. Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach  (SPD) wiederum wirbt für Viertimpfungen auf breiterer Front – nach Rücksprache mit dem Arzt.

Die von der Ampel-Koalition vorgelegten neuen Corona-Regeln für den Herbst und Winter stoßen unterdessen in deren eigenen Reihen auf Kritik und Ablehnung. „Ich finde nicht, dass das Infektionsschutzgesetz in dieser Form für mich zustimmungsfähig ist“, sagte der stellvertretende FDP-Vorsitzende Wolfgang Kubicki den Zeitungen der Mediengruppe Bayern.

Permanentes Impfen wegen neuer Corona-Regeln?

Im Zentrum der neuen Strategie steht das Tragen von FFP2- oder medizinischen Masken. Viel Kritik entzündet sich an dem Plan, Menschen von der Maskenpflicht in Restaurants oder bei Kultur- und Sportveranstaltungen zu befreien, wenn ihre Impfung nicht älter als drei Monate ist. Alternativ können sie auch aktuell getestet oder frisch genesen sein. Die Kritiker monieren den kurzen Zeitraum von drei Monaten und stellen die Frage, ob dies zu einer Art Dauerimpfen in kurzen Abständen führt.