Die Situation wird zusätzlich dadurch verschärft, dass Ende März die Corona-Mietstundungen der Regierung ausgelaufen sind. Sozialminister Wolfgang Mückstein (Grüne) kündigte an, 24 Millionen Euro im Kampf gegen die Obdachlosigkeit bereitstellen zu wollen. Seit seiner Ankündigung im Juni gab es aber keinerlei öffentliche Statements mehr zu diesem Thema.

Bisher erst wenige Personen delogiert

Im ersten Quartal 2021 wurden in Wien allerdings erst 35 Personen delogiert. So antwortete die Pressestelle von Wiener Wohnen auf eine Anfrage des eXXpress: Im ersten Quartal gab es 35 Delogierungsfälle, die von GerichtsvollzieherInnen wegen Mietzinsrückständen im Ausmaß von mindestens fünf Monatsmieten noch vor der Corona-Pandemie durchgeführt wurden. Die restlichen Delogierungen im ersten Quartal betrafen 30 Verlassenschaften und 32 Fälle von unleidlichem Verhalten, Nichtbenützung und Untervermietung.“

Mehrkosten sind massiv

Im Zuge eines Rausschmisses aus der Wohnung kommen hohe Mehrkosten auf die Mieter zu. In einer Aussendung der AK vom Juni liest man dazu: „Die AK Experten haben berechnet, was sich an Mindest-Folgekosten bei einer Delogierung anhäufen könnte, wenn ein Mieter mit den Mieten von etwa 2500 Euro (im Schnitt fünf Monatsmieten) säumig ist:

– Bis zur zwangsweisen Wohnungsräumung fallen für den Mieter mindestens 500 Euro an Gerichtskosten an.

– Die Kosten der Räumung belaufen sich für den Mieter auf rund 5000 Euro.

– Möbel und sonstige Habseligkeiten müssen eingelagert werden – das macht für eine Mieter etwa 2500 Euro aus.

– Küche, nicht mehr verwendbare Möbel, … – den Delogierten entgehen dadurch Investitionskosten von etwa 4000 Euro.

-Wenn die Wohnung drei Monate leer steht, bis ein neuer Mieter einzieht, kostet das den Vermieter 1800 Euro.

Die Kosten für den Sozialstaat:

– Die Unterbringung eines delogierten Mieters (beispielsweise Notschlafstelle, Heim für Wohnungslose) kostet für ein Jahr bis zu 14.600 Euro (im Schnitt sind delogierte Mieter etwa ein Jahr ohne „eigenes Dach“).

– Der delogierte Mieter wird je nach Unterkunft auch noch zusätzlich durch Sozialarbeiter betreut – dies führt zu Kosten von rund 2500 Euro.