“Wer wissen will, wie viele der Corona-Intensivpatienten bereits geimpft sind – und wie viele nicht –, der sollte sich lieber nicht aufs Gesundheitsministerium verlassen”: Mit diesen Worten läutet Journalist Jakob Winter die Enthüllung einer aktuellen Kleinstudie ein, die Zahlen zur Coronapandemie veröffentlicht, die so bislang noch keiner gesehen hat. Warum? Weil sie einfach nicht erhoben werden. Weder Ressort von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein noch die Bundesländer haben bislang untersucht, in welcher Relation der Immunstatus von Personen auf den Intensivstationen dieses Landes zu ihrem offensichtlich schweren Krankheitsverlauf steht.

Und das, obwohl gerade dieser Zusammenhang viel Aufschluss über die tatsächliche Wirksamkeit der Schutzimpfung gegen Covid-19 geben könnte. Winter hat in den vergangenen Wochen und Tagen recherchiert und alle Spitäler des Landes durchtelefoniert. Das Ergebnis: Die Impfung wirkt – “meistens zumindest “, so die Conclusio des “Profil”-Redakteurs.

Die Ergebnisse Im Detail: Mit Stand von Mitte vergangener Woche (also Mittwoch, dem 3. August 2021) lagen 31 Menschen mit einer Corona-Infektion auf den Intensivstationen Österreichs. Und auch wenn es sich bei dieser Zahl um eine zugegebenermaßen sehr geringe Grundgesamtheit handelt, ließ sich aus dem Erfragten ein klarer Trend ablesen. Und dieser lautet: Die Gefahr, als Ungeimpfter im Spital bzw. auf der Intensivstation zu landen, ist um ein Vielfaches höher, als wenn man bereits ein “Jaukerl” erhalten hat.

Die Zahlen im Detail: Von den 31 Personen, die am Mittwoch intensivmedizinisch betreut werden mussten, waren 24 ungeimpft. Zwei weitere Patienten hatten richtig Pech und infizierten sich vor der zweiten Teilimpfung, sie hatten noch keinen ausreichenden Impfschutz aufgebaut. Demnach war zum Stichtag eine deutliche Mehrheit von insgesamt 84 Prozent der Intensivpatienten ohne vollständigen Impfschutz. Die restlichen 16 Prozent (fünf Personen) waren doppelt geimpft und landeten trotzdem auf der Intensivstation. Eine hundertprozentige Garantie, dass sich ausreichend Antikörper bilden, gibt es auch für Geimpfte nicht.

Auch Kliniken aus Tirol bestätigen das deutlich höhere Risiko für Ungeimpfte: Im Mai und Juni wurden in allen Kliniken des Landes 34 neue Corona-Patienten auf Intensivstationen aufgenommen, wie die profil-Auswertung zeigt. Nur zwei von ihnen waren vollimmunisiert, vier weitere erstgeimpft. Der Anteil von nicht vollständig Immunisierten liegt bei 94 Prozent.

Zeitgleich mit dem “Profil2 veröffentlichte auch die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) neue Daten zur Wirkung der Impfung. Diese hat den Anteil vollständig Geimpfter unter symptomatischen Corona-Fällen mit dem Anteil vollständig Geimpfter in der Gesamtbevölkerung verglichen. Das Ergebnis; Für die Altersgruppe über 60 Jahren liegt die Impfeffektivität bei 92,2 Prozent. Unter allen 266.411 Neuinfizierten seit Jahresbeginn waren auch 1656 geimpfte Personen, bei denen es zu einem sogenannten Impfdurchbruch kam.

Diese neuen Zahlen schlagen nicht nur hohe Wellen auf Social Media, sondern auch unter Experten und Medizinern selbst. Die Toleranz gegenüber Impfskeptikern schwindet vor allem bei Intensivmedizinern zusehends und halten sich nicht mit Kritik gegenüber “unverantwortlichen” Medienberichten, ungeimpfen Risikopatienten und auch nicht gegenüber dem Gesundheitsminister selbst zurück.