Wie haben wir uns doch in der Corona-Pandemie das Leben schwer gemacht. Was haben wir alles auf uns genommen, um ältere Menschen zu schützen: Lockdowns, Schulschließungen, Masken, Tests, G3, G2. Doch mit welchem Erfolg? Das fragen sich immer mehr Menschen, vor allem mit Blick auf Schweden. Ausgerechnet jenes Land, das besonders wenige Verbote verhängt hat, ist vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen. So zeigt sich nun: Das Risiko an oder mit Corona zu sterben war für schwedische Pensionisten besonders niedrig.

Bei Pensionisten hat Schweden das geringste „pandemische Bevölkerungsdefizit“ Europas

Dass man als Pensionist in Schweden vergleichsweise gefahrlos gelebt hat, geht aus dem sogenannten „pandemischen Bevölkerungsdefizit“ bei der Bevölkerung 65+ hervor. Das Defizit in Schweden ist das europaweit niedrigste, wie das Max Planck Institut ermittelt hat.

Besonders hoch war das Bevölkerungsdefizit unter älteren Menschen in Osteuropa. Die Anzahl der Über-65-Jährigen sank in Bulgarien in den Jahren 2020 bis 2022 pandemiebedingt um 3,4 Prozent, in Litauen um 2,5 Prozent und in der Slowakei um 2,1 Prozent. Im guten Mittelfeld lagen Deutschland, Frankreich und Österreich mit einem Minus von 0,8 Prozent. In absoluten Zahlen bedeutete das für Österreich ein Bevölkerungsdefizit von 118.754 Menschen.

Doch an der Spitze befeindet sich Schweden mit minus von nur 0,3 Prozent. In absoluten Zahlen sind das 5767 Menschen weniger. (Schweden hat 10,5 Millionen Einwohner, etwas mehr als Österreich.)

Differenz zwischen tatsächlicher Sterblichkeit und prognostizierter Sterblichkeit ohne Pandemie

Ermittelt wird das „pandemischen Bevölkerungsdefizit“ durch die Differenz zwischen der tatsächlichen Sterblichkeit in den Pandemiejahren 2020 bis 2022, und der angenommenen, vorausgesetzt die Sterblichkeit wäre wie in den Vor-Pandemie-Jahren gesunken. So wären etwa in Deutschland bei Fortsetzung des Trends steigender Lebenserwartung 18,989 Millionen Menschen ab 65 Jahren bis zum Ende 2022 zu erwarten gewesen. Aufgrund der Pandemie waren es aber nur 18,84 Millionen, also um 149.000 Personen weniger.

Schweden setzte von Anfang an auf Freiwilligkeit

Schweden setzte im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern von Anfang an auf freiwillige Disziplin. Eine Überlegung war dabei: Die Dauer der Pandemie ist nicht vorhersehbar. Folglich wählte Schweden Maßnahmen, die auch für einen längeren Zeitraum von den Menschen akzeptiert werden würden. Auf das Testen von symptomfreien Bürgern wurde völlig verzichtet. Niemand musste einen negativen Covid-19-Test vorweisen, um Restaurants, Hotels oder Frisiersalons zu betreten. Bis zur neunten Schulstufe fand normaler Unterricht statt, nur höhere Klassen mussten vorübergehend – bis Mitte Juni 2020 – auf Fernunterricht umsteigen.