Es fehlte nicht an warnenden Stimmen vor einer schlimmen Herbstwelle. Es fehlte nicht an energischen Forderungen nach einer neuerlichen Verschärfung der Corona-Maßnahmen. Doch dieses Mal wurden keine neuen Verordnungen erlassen – und siehe: Seit 10. Oktober sinkt die Corona-Inzidenz, ganz ohne unser Zutun.

Ab August stiegen die Infektionszahlen an – um ab 10. Oktober wieder zu sinken.

Anschober warnte: „Nächste Monate werden sehr schwierig“

Ende September war sich Ex-Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sicher: „Die nächsten Monate werden sehr schwierig.“ Während sämtliche Österreicher inmitten von Wirtschaftskrise und Rekordteuerung die Corona-Pandemie schon längst aus den Augen verloren hatten, stand für Anschober fest: Die Pandemie ist noch lange nicht vorbei und sie wird zu einem Problem.

Auf Twitter erklärte er: „Neuinfektionen steigen wie die Dunkelziffer, die Impfquote bleibt gering. Gleichzeitig könnten uns problematische Varianten beschäftigen. Wir wissen, wie lange es dauert, bis sich ein Großteil der Bevölkerung vorsichtig verhält.“

Innsbrucker Virologin forderte sofortige Maskenpflicht

Auch andere erhoben warnend die Stimme und sprachen von einer neuen Corona-Krise im Herbst. Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach forderte von den Bundesländern eine Rückkehr zur Maskenpflicht in den Innenräumen. Ein „Vorbild“ war und ist hier Wien, wo Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) den Bürgern bis heute eine Maskenpflicht in Öffis und Apotheken verordnet.

Tatsächlich ist dann die Zahl der Infektionen Anfang Oktober deutlich gestiegen, und ebenso auch jene der Corona-Patienten in den Spitälern. Schließlich verlangte zu Monatsbeginn auch die Virologin Dorothee von Laer von der Medizin-Uni Innsbruck eine sofortige Maskenpflicht. Sie warnte im „Kurier“, dass man eigentlich schon zu spät dran sei. Die SPÖ sprach in einer Aussendung von “Gefährdungsminister Rauch” und kritisierte, dass die „türkis-grüne Regierung zum dritten Mal in die Herbst-Welle stolpert“.

Forderte eine sofortige Maskenpflicht: Virologin Dorothee von Laer von der Uni Innsbruck.APA/HERBERT NEUBAUER

Johannes Rauch sah keinen Grund für Verschärfung

Doch diesmal ließ sich die Regierung von den Hiobs-Botschaften nicht beeindrucken. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) erklärte, er sehe keinen Grund für eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen. Falls es zu Engpässen in den Spitälern, wäre höchstens eine neuerliche Einführung der Masken-Pflicht denkbar. Darüber hinaus verwies er auf Auffrischungsimpfungen und wirksame Medikamente, die mittlerweile zur Verfügung stünden.

So schlimm ist es nicht – erklärte sinngemäß die Regierung. Im Bild: Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne).APA/GEORG HOCHMUTH/GETTY

Ein bisher milder Corona-Herbst

Im Vergleich zu den beiden vorigen Jahren war es bisher ein milder Corona-Herbst:

Spitäler und Intensivstationen war nicht ein einziges Mal überfordert.

Spitalszahlen sinken bereits.
Ebenso erreichte die Zahl an Corona-Patienten in den Intensivstationen nie die früheren Rekordwerte.