D-Day, Decision-Day (Tag der Entscheidung) nannten die Alliierten den Beginn der Landung in der Normandie in Frankreich – der Beginn der Großoffensive der russischen Arme wird ebenfalls ein entscheidender Tag für die gesamte Ukraine, aber auch für die EU-Spitze sein, die sich klar positioniert hat: Dieser Tag X soll bereits kurz bevorstehen, meinen Militärexperten aus mehreren Gründen.

“Russland bereitet sich auf die maximale Eskalation vor. Aktuell sammeln sie ihre Kräfte, führen Übungen durch”, sagte etwa Oleksi Danilow, Chef des ukrainischen Sicherheitsrats, in einem Interview mit dem britischen TV-Sender Sky News. Die seit Herbst ausgebildeten, frisch ausgehobenen 300.000 Mann sind also nun kampfbereit – ebenso wie die ohnehin an der Front stationierten 200.000 Soldaten und auch 50.000 Mann der Söldnergruppe Wagner, die eben den Salzbergbau bei Soledar erobern konnten.

Ein weiterer Grund für den baldigen Beginn der Offensive: Der Boden ist im Donbass nun auf bis zu 40 Zentimeter Tiefe durchgefroren, die russischen Panzer vom Typ T-72, T-80 und T-90 sinken nun nicht mehr abseits der Wege ein und können in Formation und Masse schnell vorstoßen – die wesentlich schwereren Leopard-2-Kampfpanzer würden auch durch diese Frostschicht brechen.

Die Verluste der ukrainischen Armee sind hoch - exakte realistische Zahlen werden von der Regierung in Kiew verschweigen.

Russische Armee hat drei Monate Zeit, bis neue Kampfpanzer aus dem Westen im Einsatz sind

Und einer der wichtigsten Gründe für die russische Armeeführung, schon in Kürze mit der Großoffensive zu beginnen: das Zeitfenster bis zu jenem Tag, an dem die nun von EU-Nationen zugesagten Waffensysteme am Kriegsschauplatz professionell bedient im Einsatz sein werden.

Moskau bleiben somit etwa drei Monate für einen Entscheidungsschlag oder einen massiven Vorstoß samt Einnahme von Saporischschja und/oder Dnipro, bis die ukrainischen Streitkräfte sich wesentlich verstärken könnten. Bekanntlich sollen nun in den kommenden Monaten insgesamt 300 Kampfpanzer aus westeuropäischen Staaten und der USA die Armee von Wolodymyr Selenskyj verstärken.

Muss hoffen, das die Armee bei der kommenden Offensive nicht vollständig zerbricht: der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Neue dramatische Zahlen zu den Verlusten der Ukraine

Was die ukrainische Regierung jetzt einem massiven Großangriff entgegensetzen kann, ist nicht wirklich offiziell bekannt: So werden aktuell im Web dramatisch hohe Verlustzahlen der ukrainischen Armee verbreitet, die angeblich vom israelischen Geheimdienst stammen, was allerdings als sehr unglaubwürdig erscheint. Laut dieser Liste hätte die Ukraine bereits 150.000 gefallene Soldaten zu beklagen – bisher wurden offiziell nicht einmal ein Zehntel dieser Zahl genannt. Insgesamt hatte die Armee eine Mannschaftsstärke von 250.000 Mann, die allerdings durch intensive Rekrutierungsmaßnahmen auf 734.000 Soldaten (inklusive Söldner) erhöht worden sein soll. Außerdem sollen bei den russischen Artillerie- und Sturmangriffen bereits 234.000 ukrainische Soldaten verletzt ausgefallen sein.

Auch die russische Armee soll laut diesen Daten knapp 20.000 Todesopfer haben, dazu weitere 44.500 Verletzte. Britische Quellen sprechen allerdings von “mehr als 100.000 getöteten russischen Soldaten”, die Regierung in Kiew nennt die Zahl von 130.000 gefallenen russischen Soldaten und Söldnern.

Täglich sterben Dutzende ukrainische Soldaten an der Front.
Der aktuelle Frontverlauf im Osten der Ukraine, Bakhmut ist 1770 Kilometer von Wien entfernt, in etwa so weit wie Madrid.