Eine ganz persönliche Perspektive.

Mein Mann und ich bereiten uns gerade intensiv auf die Geburt unseres zweiten Kindes vor. In wenigen Wochen wird es so weit sein.

Viele Familien kennen das und die (werdenden) Mütter natürlich ganz besonders.

Es sind alles andere als unbeschwerte Tage. Der Stress mit den Vorbereitungen, die Zeit im Krankenhaus und natürlich auch die Geburt selbst. Wie wird’s diesmal werden? Hab, ich alles dabei? Wird der Papa mit unserem Zweijährigen wirklich eine ganze Woche ohne mich schaffen? Geht hoffentlich alles gut und wie wird es sein, die kleine Maus endlich in die Arme schließen zu können?

Ich meine, die Umstellung vom Paar-Sein zur Kleinfamilie, das war schon ein gewaltiger Sprung, doch jetzt kommen nochmals ein paar mehr Wickel-, Flaschi- und Spieltermine dazu….

Als Mutter macht man sich viele Gedanken, ganz einfach, weil man Sicherheit braucht, um das alles zu meistern und den Kleinen den besten Start ins Leben zu ermöglichen.

Terrorkrieg.

Eine Sicherheit, die unzähligen Frauen und Familien in Krisen- und Kriegsgebieten aber nicht gegönnt ist, wie uns die traurigen Bilder aus der Ukraine brutal vor Augen führen. Russlands Bomben und Raketen, sie treffen nicht nur die „militärischen Ziele“, also Väter und Söhne. Nein, immer öfter werden auch Wohngebiete, Kindergärten, Schulen und Krankenhäuser Opfer von Putins Terrorkrieg.

Zivilisten, Frauen, Kinder, Kranke, Alte und Schwache werden beschossen.

Zynisch als „Kollateralschäden“ oder – wenn man der Kreml-Propaganda von chirurgisch präzisen Luftschlägen glaubt – ganz gezielt, um die Bevölkerung zu zermürben.

Man kann sich wohl kaum vorstellen, wie es hochschwangeren Frauen und Gebärenden im Bombenhagel geht und wie ein erster Blick eines Neugeborenen auf diese Welt aus Lärm, Tod und Zerstörung sein muss.

Digitale Schmeißfliegen.

Fast genauso schlimm wie das Leid in der Ukraine mitanzusehen, ist es aber die Trolle ertragen zu müssen, die es sich hierzulande in a-sozialen Netzwerken gemütlich gemacht haben.

Anstatt Empathie und Mitgefühl zu zeigen, machen sie sich über Opfer und Flüchtlinge lustig, denunzieren die heldenhaften Verteidiger und kauen 1:1 russische Propaganda wieder – gerade so, als hätte man ihnen eine Standleitung vom Kreml direkt ins Reptiliengehirn gelegt.

Doch damit nicht genug. Macht man sich die Mühe, die Profile dieser Leute etwas genauer anzusehen, dann zeigt sich bei vielen schnell ein klares Muster: Wer Putin applaudiert, seinen brutalen Angriffskrieg schönredet oder gar als notwendigen Präventivschlag bejubelt, der scheint sich auch in anderen Bereichen von der (evidenzbasierten) Realität abgekoppelt zu haben. Donald Trump wird verherrlicht, Millionen „Impf-Tote“ herbeifantasiert und den Amazonas-Indigenen die Schuld an Waldbränden und der Zerstörung ihrer Lebensgrundlage gegeben. Klar, weil sie all das ja nur machen, um Brasiliens ultrarechten Präsidenten Bolsonaro zu schaden….

Der Irrsinn scheint dabei fast grenzenlos. Keine noch so absurde Geschichte, dass sie nicht tausendfach, geliked und geteilt würde.

Die Sehnsucht nach der heilen Welt.

Doch warum, frage ich mich, gibt es immer mehr Menschen die den Fakten, der Wissenschaft, der Lehre, den Fachleuten – kurz: allen die tatsächlich wissen, wovon sie reden – misstrauen und sich stattdessen in ihre eigene heile Welt aus Halbwahrheiten und Irrsinn zurückziehen?

Ich würde sagen, genau deshalb! Unsere Welt ist aktuell nämlich alles andere als heile, immer mehr Leute haben multiple Ängste, fühlen sich bedroht und gleichzeitig machtlos irgendetwas dagegen zu unternehmen.

Denn wer will schon gerne wahrhaben, dass ein offensichtlich geistesgestörter Donald Trump zum Verführer der freien Welt wurde? Ein tödliches Virus binnen weniger Wochen vom chinesischen Grusel-Markt bis in unsere Lungen kriecht oder ein White Supremacist die „Grüne Lunge“ des Planeten niederbrennt, samt den Menschen, die dort leben?

Und wer hätte es noch vor Kurzem für möglich gehalten, dass ein durchgedrehter Kreml-Fürst Krankenhäuser und Schulen eines friedlichen Nachbarlandes bombardiert? Nein, in so einer Welt will man eigentlich nicht leben. Dafür muss es doch eine andere Erklärung geben? Hat eigentlich irgendjemand Bill Gates gesehen….?

Mit nur 26 Jahren zieht Daniela Holzinger-Vogtenhuber erstmals in den Nationalrat ein. Bald als SPÖ-Rebellin bekannt, stellte sie sich mehrfach gegen den Klubzwang und trat letztlich erfolgreich für die Stärkung parlamentarischer Kontrollrechte ein. 2017 bricht sie endgültig mit ihrer ehemaligen Partei, kann ihr Mandat bei den vorgezogenen Neuwahlen jedoch behaupten. Diesmal parteiunabhängig über ein Ticket der Liste JETZT, wo sie zur „fleißigsten“ weiblichen Abgeordneten des Parlaments avancierte. Heute ist Holzinger-Vogtenhuber Seniorpartnerin einer Agentur für Politikberatung und leidenschaftliche eXXpress-Kolumnistin.