Die Hektik hat uns fest im Griff. Es ist eigentlich egal, ob du in einer Ausbildung stehst und ein Test den nächsten jagt, oder ob du mehr oder weniger verzweifelt versuchst Familie und Beruf unter einen Hut zu kriegen. Also, so richtig unter einen Hut, mit all den surrealen Anforderungen an “die perfekte Hausfrau und Mutter”, die “moderne, selbstbewusste Karrieremacherin”, die “Vorzeige-Tochter, -Freundin, -Frau” mit immer genug Zeit und einem offenen Ohr für alle. Es geht sich eigentlich nie wirklich aus. Spätestens zu Jahresende läuft das Hamsterrad dann auf Hochtouren.

Alte Aufträge müssen abgeschlossen, die Rechnungen geschickt und Kunden freundlich an längst verstrichene Zahlungsfristen erinnert werden. Dann schnell aufbrezeln für die Weihnachtsfeier, Babysitter checken, kleine Aufmerksamkeit für Kolleginnen eh nicht vergessen? Verwandtschaftsbesuche und Kekserlessen in Tateinheit mit dem Termin einhängen für‘s Fitness. Hoffentlich hat das schon wieder offen, Lockdown?

So jetzt noch an den Netzwerken basteln und neue Aufträge einhängen, weil von nix halt nix kommt, und und und…

Eine kleine Weihnachtsgeschichte

Dabei ist die “moderne Hektik” kein Phänomen unserer Zeit. Schon das erste Weihnachtsfest, im Stall zu Bethlehem, dürfte alles andere denn ein sprudelnder Quell der Entspannung für Maria, Joseph und das kleine Jesuskindchen gewesen sein.

Ich meine, zuerst hieß es für die werdenden Eltern mal den Termin zu checken und rechtzeitig zur Volkszählung in Betlehem zu sein (da ging‘s um so eine Steuergeschichte der Römer – also doppelt mühsam). Anreise per Esel versteht sich, weil Josef als Tischler zwar mit Kantln umzugehen wusste, jedoch auf die eigene “hohe Kante” kaum was legen konnte. Kutsche, Senfte oder womit man damals auch immer bequem zu reisen wusste, das war für die zwei einfach nicht drinnen.

Und dann noch die Herbergssuche. Alle die schonmal zur Hochsaison, ganz spontan und ohne zu buchen verreist sind, kennen das nur zu gut:

“Wer klopfet an?”
“O zwei gar arme Leut!” (…)
“Nein, nein, nein, es kann nicht sein. Da geht nur fort, ihr kommt nicht rein.”

Also was soll man sagen? Bethlehem war dicht, kein Bett mehr zu haben! Spätestens jetzt hatte auch Joseph – üblicherweise ja ein ganz lieber – die Nase voll und selbst wenn hier nicht‘s überliefert ist, bin ich mir sicher, dass diese “unbefleckte Empfängnis” gerade jetzt nochmal Thema wurde. Nur am Rande selbstverständlich, so dass man zwar genau weiß was er meint, aber ohne es wirklich anzusprechen. Oder kurz: Die Stimmung hatte ihren Tiefpunkt erreicht an diesem hochschwangeren 24. Dezember des Jahres 0 (Ich erspare es mir auf die Logik der Zeitrechnung oder irgendeines anderen Teils dieser Geschichte einzugehen, es soll ja weihnachtlich bleiben).

Weil der Wirt, an dessen Tür die beiden aber so beharrlich klopften, dann doch noch ein Bett im Stall freimachen konnte, war zumindest mal das Dach überm Kopf gesichert. Jetzt, da es auch mit den Wehen losging – “Halleluja”. Für das junge Paar sollte es nicht einfach werden. Die Hebamme war natürlich zu Hause in Nazareth geblieben – 145 km oder vier äußerst motivierte Tagesmärsche entfernt.

Dafür standen jetzt so komische Gestalten vor der Türe. Die einen Könige aus einem “Morgenland” (mutmaßlich), die anderen mit ziemlicher Sicherheit Hirten aus der Gegend. Ob die ihren Stall wieder haben wollten?

Ich meine eh nett, weil sie auch Geschenke dabeihatten, aber bei einer Geburt kannst sowas halt einfach nicht brauchen. Da tut etwas Abstand zum Besuch ganz gut – was übrigens auch einer der Tipps aus den Geburtsvorbereitungskursen war, die ich gerne mitgenommen und beherzigt habe.

Nicht nur das heutige Weihnachtsfest ist aber der Beweis dafür, dass am Ende dann doch alles gut gelaufen ist. Und in so einem Moment des Glücks, Mama und Baby wohlauf, kann man auch einmal abschalten und vergessen, dass einem Ochs und Esel über die Schulter sehen. Damals wie heute.

Der fromme Wunsch

Dabei wird es ein frommer Wunsch bleiben, dass sich das einmal ändert. Es geht sich einfach nicht aus und wenn alles auf den Punkt passen soll, dann ist halt nichts mit Füße hochlegen, oder wie es der große Karl Valentin formulierte: “Wenn die stillste Zeit im Jahr vorüber ist, wird es auch wieder ruhiger.”

Für mich ist mit dieser (weihnachtlichen) Kolumne jedenfalls ein kleiner Teil der To-Do-Liste abgehakt und ich möchte die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen, mich noch sehr herzlich zu bedanken: Bei meinen treuen Leserinnen, für die oft spannenden und anregenden Kommentare. Beim Team von Exxpress.at für die Möglichkeit hier an dieser Stelle, völlig unbeeinflusst über Politik schreiben zu können – ich schätze dieses wahrlich freie Mandat sehr. Und zu guter Letzt natürlich bei jenen, die wöchentlich genug Stoff zum Schreiben liefern.

Frohe Weihnachten, ein besseres Neues und uns allen den Mut über Schatten zu springen und aufeinander zuzugehen. Gerade hier könnte die Krise ja wirklich eine Chance sein. Das Virus macht nämlich keinen Unterschied – also lasst es uns gemeinsam bekämpfen!

Mit nur 26 Jahren zieht Daniela Holzinger-Vogtenhuber erstmals in den Nationalrat ein. Bald als SPÖ-Rebellin bekannt, stellte sie sich mehrfach gegen den Klubzwang und trat letztlich erfolgreich für die Stärkung parlamentarischer Kontrollrechte ein. 2017 bricht sie endgültig mit ihrer ehemaligen Partei, kann ihr Mandat bei den vorgezogenen Neuwahlen jedoch behaupten. Diesmal parteiunabhängig über ein Ticket der Liste JETZT, wo sie zur „fleißigsten“ weiblichen Abgeordneten des Parlaments avancierte. Heute ist Holzinger-Vogtenhuber Seniorpartnerin einer Agentur für Politikberatung und leidenschaftliche eXXpress-Kolumnistin.