Blätter an den Baum kleben.

Ein paar Unverbesserliche wird’s immer geben – und überall. Der Rest aber hat kapiert und akzeptiert, dass wir Menschen für den Klimawandel verantwortlich sind. Oder besser gesagt, für dessen enorme Geschwindigkeit.

Warm- und Kaltzeiten haben sich auf der Erde nämlich schon immer die Klinke in die Hand gegeben. Das ist nicht neu.

Erst vor rund 10.000 Jahren endete die letzte große Eiszeit, deren zurückweichende Gletscher dankenswerterweise die Seen des Salzkammergutes (OÖ) und unsere wunderschöne Landschaft formten.

Stellt man sich heute, im warmen Attersee plantschend, vor, dass alles um einen herum einst von einem hunderte Meter starken Eispanzer bedeckt war, so ist das einfach nur beeindruckend – aber auch relativierend.

Jedem Zentimeter abschmelzenden Gletschers heute nachzuweinen ist daher in etwa so sinnvoll wie im Herbst die Blätter zurück an den Baum zu kleben. Denn wie überall in der Natur gilt: Veränderung ist und bleibt die einzige Konstante.

Achtung: Kipppunkt

Die Welt einschweißen und rein damit in den Setzkasten, das geht sich leider nicht aus. Wie gut, dass die wahre Stärke des Menschen seine Anpassungsfähigkeit ist.

Ein evolutionäres Asset, dass, beim Versuch das Klima in den Griff zu kriegen, erneut auf die Probe gestellt wird. Stichwort: Kipppunkt.

Ist der nämlich erreicht, der Regenwald gerodet, die Eiskappen geschmolzen und der Golfstrom zum Erliegen gekommen, dann geht’s nicht mehr um ein 2°-Ziel sondern um‘s nackte Überleben. Von uns Menschen halt.

Um den Planeten brauchen wir uns ja nicht zu sorgen. Der hat noch etwa zwei bis drei Milliarden Jahre vor sich, ehe ihn die sterbende und sich aufblähende Sonne in einem letzten Feuersturm verschluckt. Genug Zeit also die Sache auszusitzen.

Wollen wir unsere Lebensgrundlage aber auch für nachfolgende Generationen erhalten, ist es dringend notwendig zu handeln. Rasch und vor allem unbürokratisch.

Grüne Hungerspiele

Ein Blick auf die neuen Öko-Förderungen des Gewessler-Ministeriums macht in dieser Hinsicht leider wenig Mut.

Wer heute vor hat seinen eigenen Sonnenstrom zu erzeugen und damit einen wichtigen Beitrag zur Energiewende (und zur Unabhängigkeit von Russland by the way) zu leisten, der muss zuerst den Förderdschungel meistern. Oder halt Umweltministerin sein, dann geht sich‘s auch ohne Förderung aus.

Für uns Normalsterbliche aber gilt: Am Stichtag auf der Onlineplattform ein Los zu ziehen und die Daumen zu drücken, ob man aus dem Fördertopf etwas erhält oder nicht. Voraussetzung dafür ist natürlich, bereits einen Zählpunkt beantragt zu haben. Das dauert heute etwa 4-6 Wochen und muss in Zusammenarbeit mit einer Fachfirma geschehen. Was? Sie haben das noch nicht erledigt? Schade. Dann heißt auf den nächsten „Call“ zu warten.

Oh, sie haben das schon erledigt, aber bei dem Unternehmen, das für sie den Zählpunkt beantragt auch den Kaufvertrag für ihr Sonnenkraftwerk abgeschlossen? Schade, dann gibt’s für Sie leider überhaupt keine Förderung. Förderbar sind nämlich nurmehr Anlagen, die erst nach der Ticketziehung gekauft werden.

Doch auch wer jetzt noch dabei ist, hat‘s noch nicht geschafft. Ist die geplante (aber noch nicht gekaufte!) Anlage nämlich größer als 10kW Maximalleistung, geht’s ins Deathmatch. Wer bietet weniger lautet das Motto. Die Förderwerber müssen sich gegenseitig unterbieten und wer da nicht mitmacht, ja der fliegt schon wieder. Beim nächsten „Call“ – so heißen diese Gewesslerschen-Hungerspiele kann man‘s ja nochmals probieren. Alles Gute dafür!

Barrierefreiheit und Klima egal.

Der pure Wahnsinn. Da wiehert kein Amtsschimmel, das ist eine ganze Trabrennbahn. Völlig abgesehen nämlich davon, dass ältere Menschen, die sich vielleicht auch noch mit dem PC etwas schwerer tun, quasi von jeder Förderung ausgeschlossen werden, ist das Prozedere als solches erbärmlich. Anstatt ausreichend Mittel zur Verfügung zu stellen, um möglichst vielen Menschen den Umstieg auf Erneuerbare zu ermöglichen, werden jene, die sich dazu durchringen, auch noch vom Grünen Ministerium mit Spielchen gequält.

Na ja, wenn wir dafür noch Zeit haben, dürfte die Sache mit dem Klimawandel wohl doch nicht so wichtig sein.

Mit nur 26 Jahren zieht Daniela Holzinger-Vogtenhuber erstmals in den Nationalrat ein. Bald als SPÖ-Rebellin bekannt, stellte sie sich mehrfach gegen den Klubzwang und trat letztlich erfolgreich für die Stärkung parlamentarischer Kontrollrechte ein. 2017 bricht sie endgültig mit ihrer ehemaligen Partei, kann ihr Mandat bei den vorgezogenen Neuwahlen jedoch behaupten. Diesmal parteiunabhängig über ein Ticket der Liste JETZT, wo sie zur „fleißigsten“ weiblichen Abgeordneten des Parlaments avancierte. Heute ist Holzinger-Vogtenhuber Seniorpartnerin einer Agentur für Politikberatung und leidenschaftliche eXXpress-Kolumnistin.