Energiekosten-Wahnsinn

Ein Blick auf die Stromrechnung hat noch nie wirklich Spaß gemacht, aber als Anfang des Jahres die freundliche Info ins Haus flatterte, dass eine „Preisanpassung“ nötig sei, ist mir endgültig das Lachen vergangen. Statt 8,7cent, sollte die Kilowattstunde – ohne Netzgebühren – jetzt mit 14,6cent zu Buche schlagen. Eine Steigerung um 67%. Na, warte dachte ich mir, wer vergleicht, der spart und außerdem hilft die Drohung zu wechseln immer, um ein paar Gratistage rauszuhauen. Zumindest bisher.

Wie sich nämlich herausstellte, bin ich im Vergleich immer noch ziemlich „günstig“ unterwegs. Eine Tatsache, die mein Versorger natürlich schon vor mir kannte und mein Wechselmanöver flugs als leere Drohung entlarvte. Kein Wechsel also und keine gratis Energietage für mich. Nein, mit Energie spaßt man nicht. Nicht, während sich Putin seinen imperialistischen Lebenstraum in der Ukraine erfüllt und kalte Krieger die Pipelines zudrehen.

Wäre es doch nur der Strom.

Ginge es aber nur um den Strom, dann wäre die Sache ja halb so schlimm. Man könnte umsteigen, sich eine PV-Anlage aufs Haus zimmern lassen und endlich selbst ganz grün vor Sonnenenergie werden.
Doch spätestens, wenn man dieses Projekt angeht, erklären sie dir, dass du bis zu 30% tiefer in die Tasche greifen musst als noch vor einem Jahr. Wegen der explodierenden Baukosten und so.

Für jemanden wie mich, der gerne beim Strom sparen möchte, ist das natürlich schlimm, aber eine echte Katastrophe für alle, die noch von den eigenen vier Wänden träumen. Bei mehreren zehntausend Euro Teuerung in nur einem Jahr, kanns da nämlich schnell passieren, dass Träume platzen. Und wer auf die Idee kommt, dann am Grundstück zu sparen und halt etwas weiter abseits vom Schuss zu bauen, dem sei ein Blick auf die Zapfsäule empfohlen. Vor Kurzem wurde da die 1,50€ Schallmauer für Super-Benzin geknackt und wenn im Juli unsere Regierung per CO2-Steuer die Weltrettung startet, dann kommen noch einmal 8 cent pro Liter dazu. Sparen ist also auch da nicht wirklich drin. Was bleibt ist die Entscheidung, ob man gleich, oder auf Raten zahlen möchte.

Die Bank

Was mich zum nächsten Thema bringt: Die Bank. Nun ist uns natürlich allen klar, dass wir für Guthaben auf der Bank keine Zinsen mehr bekommen. Warum auch? Sind wir doch quasi gezwungen unsere hart erarbeiteten Euros auf ein Konto zu legen. Ohne dem geht’s nämlich (fast) nicht. Und wenn alle müssen, gibt’s auch keinen Grund mehr sie dafür zu belohnen, dass sie einem kostenlos ihr Geld überlassen. Doch was heißt kostenlos? Natürlich wird bezahlt, und zwar kräftig – vom Kontoinhaber an die Bank. Für Kontoführung, Buchungszeilen, Bankomatkarten und ebensolche Behebungen, Bareinzahlungen und, und, und.

Wehe aber, es wird einmal überzogen, dann, ja dann sind sie wieder da, die fast schon vergessenen Zinsen und schlagen in knapp zweistelliger Höhe gnadenlos zu. Doch glücklich wer „nur“ ein Girokonto sein Eigen nennt. Bei Geschäftskonten ists nämlich mittlerweile üblich für Guthaben Negativzinsen in Rechnung zu stellen. Ab dem ersten Euro im Minus ist man da rund 8% schuldig, ab dem ersten Euro im Plus, werden 0,5% abgezogen. Wenn ich so darüber nachdenke, eigentlich Grund genug mal mit Mistgabeln und Fackeln in der Filiale des Vertrauens vorbeizuschauen…

Keine Angst, die Rettung naht.

Doch keine Angst, die Rettung naht, und zwar in Form einer grenzgenialen Idee unserer Regierung. Die schicken jetzt bald („Fingers crossed“ nach den Erfahrungen mit der Impflotterie) einen 150€ Gutschein an alle Bürger aus. Und zwar mit der Bitte, dass ihn nicht alle Bürger einlösen. Wer nämlich zu viel verdient, der soll doch so nett sein und den Gutschein aus Solidaritätsgründen im Altpapier entsorgen.
Für alle anderen dürfte die Sache damit aber geritzt sein. Was sind schon 450€ mehr Spritkosten, eine 500€ teurere Stromrechnung und 30.000€ mehr fürs Wunsch-Häuschen, wenn einem Finanzminister Brunner 150€ in den Postkasten legt? Ein Klacks.

Mit nur 26 Jahren zieht Daniela Holzinger-Vogtenhuber erstmals in den Nationalrat ein. Bald als SPÖ-Rebellin bekannt, stellte sie sich mehrfach gegen den Klubzwang und trat letztlich erfolgreich für die Stärkung parlamentarischer Kontrollrechte ein. 2017 bricht sie endgültig mit ihrer ehemaligen Partei, kann ihr Mandat bei den vorgezogenen Neuwahlen jedoch behaupten. Diesmal parteiunabhängig über ein Ticket der Liste JETZT, wo sie zur „fleißigsten“ weiblichen Abgeordneten des Parlaments avancierte. Heute ist Holzinger-Vogtenhuber Seniorpartnerin einer Agentur für Politikberatung und leidenschaftliche eXXpress-Kolumnistin.