Before Sharia Spoiled Everything

Wer kennt’s nicht? Das Handy aus der Tasche, weil man nur ganz kurz was total Wichtiges nachschauen muss und schon sind 10 Minuten Lebenszeit dahin. Danke Facebook! Aber es ist halt wirklich oft sehr interessant, das „soziale“ Netzwerk. Beispielsweise die Gruppe „Before Sharia Spoiled Everything“ (Bevor die Scharia alles verdorben hat).
Gegründet vom iranisch-stämmigen Schweizer Anwalt und Aktivisten Emrah Erken, ist sie dem „Andenken säkulärer Gesellschaften und Subkulturen in mehrheitlich muslimischen Ländern“ gewidmet. Fast 19.000 Mitglieder dokumentieren dort anhand alter Fotos die Transformation muslimischer Länder von offenen, säkulären, westlich geprägten Staaten, hin zu islamo-faschistischen Diktaturen.
Es sind Fotos, wie sie jeder von uns zu Hause hat. Die Hochzeit, der Ausflug mit der Familie, die Bootsfahrt, das Klassenfoto oder der erste Tag auf der Uni. Unbekümmerte, fröhliche Menschen und vor allem selbstbestimmte, starke Frauen, für die sich bald alles ändern sollte.
Ausgehend von der iranischen Revolution, drehten die Islamfaschisten das Rad der Zeit zurück, soweit sie konnten, wo immer sie konnten. Frauen und Mädchen wurden verhüllt, versteckt, abgesondert und teilweise (Iran) oder vollkommen (Taliban-Afghanistan) entrechtet.
Eine absolute Schreckensvorstellung, von einem Tag auf den anderen feststellen zu müssen, dass die eigene Zukunft plötzlich hinter einem liegt.

My Stealthy Freedom

Und wer sich so gar nicht vorstellen kann, wie das Leben der Frauen in islamistischen Diktaturen aussieht, der kann ja mal einen Blick auf die Facebook-Seite „My Stealthy Freedom“ – zu Deutsch etwa: „Meine geheime Freiheit“ wagen. Die ebenfalls aus dem Iran stammende US-Journalistin und Autorin Masih Alinejad, veröffentlicht dort u.a. Selfie-Videos und Handy-Clips von Frauen, die es wagen ihre Regime herauszufordern. Frauen die dabei nicht nur die Grenzen des Erlaubten ausreizen, sondern für jeden sichtbar und in aller Öffentlichkeit die schlimmsten Verbrechen begehen – beispielsweise indem sie ein kurzes Stück ohne Kopftuch mit dem Rad fahren, oder sogar Tanzen.
Was für uns Alltag, Selbstbestimmung, ein Teil unseres Lebens und unserer individuellen Freiheit ist, ist für Frauen in der Islamischen Republik mehr als nur eine Mutprobe. Es ist eine kleine Revolution, eine die nicht selten auch brutal niedergeschlagen wird. Anfeindungen, Schläge und Gefängnisstrafen sind oftmals der Preis für den fast aussichtslosen Kampf gegen das religiös legitimierte Patriarchat.

Wehret den Anfängen

Doch warum das Ganze? Mit welcher Begründung werden Frauen im Islamfaschismus verhüllt und ihnen das Recht auf die einfachsten Dinge des Alltags verwehrt?
Ja, klar, ganz einfach – hätte man wirklich auch selber darauf kommen können: Frauen, die Fahrrad fahren, ihr Haar offen tragen oder „Gott bewahre“ T A N Z E N(!), „verwandeln sich in ein Feuer, dass die sexuelle Begierde junger Männer entzündet“ und das führe dann natürlich zu „Korruption“, wie Ahmad Alamolhoda ein Eier-toller Khamenei-Bruder anlässlich so eines Fahrrad-Skandals gegenüber der internationalen Presse klarstellte.
Und weil diese Schlapfen-tragenden Weichbirnen mit Rauschebart das durchaus ernst meinen – viele von ihnen haben außer dem Koran in ihrem ganzen Leben noch nichts studiert – gilt es wachsam zu sein.
Wachsam, wenn Islamverbände hierzulande sehr geschickt auf der Klaviatur unserer liberalen Demokratie spielen und ihr Recht, Frauen zu stigmatisieren und ins Kopftuch zu zwängen, als „deren Recht“ auf freie Religionsausübung verkaufen wollen. Und mehr noch, heißt es wachsam zu sein, wenn sich vermeintliche FeministInnen in eine geistige Allianz mit Muslimbrüdern, Ayatollahs, Taliban und Co. begeben – wie erst kürzlich die grüne Bloggerin DariaDaria mit ihrem Frauenbadetag in Bad Vöslau.

Kein Fußbreit!

Denn auch wenn es sich harmlos anhört, dass nur ein Teil des Bades für Frauen und andere „weiblich angesprochene Personen“ reserviert war, so ist die öffentliche Segregation der Frau – vorgeblich zu ihrem Schutz – exakt dieselbe Geschichte wie sie auch Irans geistige Verführer erzählen.
Die haben nämlich auch vor Frauen-Parks zu errichten, damit eine kleine Runde auf dem Rad, nicht gleich die halbe männliche Bevölkerung „korrumpiert“.
Unterm Strich, natürlich beides vollkommener Schwachsinn und keine Frau kann sich sicherer fühlen, weil man sie in einen Frauenpark oder ein Frauenbad sperrt (zunächst alles nur freiwillig, versteht sich!). Ganz im Gegenteil!
Wenn wir Frauen unsere Freiheit nicht nur erhalten wollen, sondern wirkliche Gleichstellung in allen gesellschaftlichen Bereichen unser erklärtes Ziel ist, dann heißt es um jeden Meter öffentlichen Raumes erbittert zu kämpfen. Denn statistisch gehören uns 51% dieses Landes und nichts Geringeres fordern wir ein. Und sollte es ein verzogener, hormonell verwirrter und dummer junger oder älterer Bengel wagen im öffentlichen Raum unsere Komfortzone zu betreten, dann werden wir ihm das unmissverständlich klar machen. Selbst, gemeinsam mit hilfsbereiten, zivilcouragierten aufgeklärten Menschen oder notfalls über unsere staatlichen Organe.
Denn der einzige Safe Space den wir österreichische, europäische Frauen akzeptieren dürfen, das ist unsere schöne Heimat, unser Österreich, unser Europa. Kein Fußbreit dem Islamfaschismus!

Mit nur 26 Jahren zieht Daniela Holzinger-Vogtenhuber erstmals in den Nationalrat ein. Bald als SPÖ-Rebellin bekannt, stellte sie sich mehrfach gegen den Klubzwang und trat letztlich erfolgreich für die Stärkung parlamentarischer Kontrollrechte ein. 2017 bricht sie endgültig mit ihrer ehemaligen Partei, kann ihr Mandat bei den vorgezogenen Neuwahlen jedoch behaupten. Diesmal parteiunabhängig über ein Ticket der Liste JETZT, wo sie zur „fleißigsten“ weiblichen Abgeordneten des Parlaments avancierte. Heute ist Holzinger-Vogtenhuber Seniorpartnerin einer Agentur für Politikberatung und leidenschaftliche eXXpress-Kolumnistin.