Wäre man naiv könnte man die Frage stellen, was ein Krieg in der Ukraine eigentlich mit uns zu tun hat? Und ich meine hier nicht die menschliche und moralische Verpflichtung einem europäischen Nachbar in höchster Not beizustehen. Ganz einfach, weil man sich das umgekehrt genauso wünschen würde – nennt man Solidarität.

Sondern, die wirtschaftliche Dimension: Preise, Versorgungssicherheit und all das. Bevor die Ukraine durch Separatistenaufstände, Russen-Intervention und Krim-Annexion in den Fokus rückte, war da scheinbar nichts. Außer halt, eine verarmte Ex-Sowjetrepublik die, eh klar, nicht auf die Beine kommt und irgendetwas mit Landwirtschaft war da auch noch.

Aber weit gefehlt! Ehemals Kornkammer der Sowjetunion, ist die Ukraine heute für viele Länder unverzichtbare Quelle hochwertiger Agrarprodukte. 60% der weltweit benötigten Sonnenblumen-Kerne, 20% der übrigen Ölsaaten, 16% Mais, 11% Weizen und so weiter. Das Überleben hunderter Millionen Menschen – insbesondere in ärmeren Regionen des globalen Südens – wird auf ukrainischen Feldern gesichert. Wow. Ok, damit ist klar, warum es Folgen hat, wenn russische Raketen deren Boden umgraben.

Die hausgemachte Gas-Krise

Ganz anders in der Energiefrage. Mit fast 90%iger Abhängigkeit von russischen Gas-Importen muss hierzulande allen Beteiligten immer klar gewesen sein, dass wir erpressbar sind und willenlos am Gasprom-hahn hängen. Keine wirklich souveräne Situation. Meiner bescheidenen Meinung nach sollte man die dafür verantwortlichen Energiemanager und Politiker auch einmal genauer unter die Lupe nehmen.

Könnte ja sein, dass da die eine oder andere Dose Beluga-Kaviar, das eine oder andere Paar Saphir Ohrringe, Nobel-Vodka oder vielleicht sogar eine „kleine“ Yacht den Besitzer wechselten. Als Aufmerksamkeit der guten Kundenbeziehung wegen. So, aber das wäre alles noch egal. (Fast) vollkommen wurscht! Bei 75% erneuerbarer Energie im heimischen Strommix sollten wir da relativ unabhängig sein, oder? Einer der großen Vorteile heimischer erneuerbarer Energie. Oder?? Leider nein. Auch hier hat sich jemand etwas G‘scheites überlegt. Mutmaßlich am Sonnendeck seiner Yacht sitzend, die letzten Kaviarreste mit einem Schlückchen Vodka hinunterspülend – on the Rocks versteht sich!

Denn mit dem Merit-Order Prinzip im Tabernakel des europäischen Stromhandels zahlen wir auch für heimische Wind-, Wasser- und Sonnenkraft den….parampampam…Gaspreis! Und der gibt uns, na ja sagen wir mal, ganz schön Gas. Mit 50 Cent und mehr pro kWh bleibt einem schon die Spucke weg. Ein Jahr Haushaltsstrom kostet plötzlich so viel wie in den letzten sieben Jahren zusammen – das muss einem erst einmal richtig dämmern!

Voll auf die Preisbremse

Wie gut, dass unsere Regierung jetzt das Heft des Handelns fest in die Hand nimmt und den gordischen Knoten europäisch-österreichischer Selbstgeißelung mit ganzer Kraft zerschlägt. Wer Wasserkraft kauft wird zukünftig Wasserkraft bezahlen, bei Wind und Sonne genau dasselbe. So senken wir die Preise nachhaltig, investieren in Erneuerbare und machen wahre Kosten als Basis eines funktionierenden Marktes samt Lenkungseffekten endlich wieder sichtbar…Oh, halt, das HÄTTEN sie tun sollen.

Stattdessen hat man auf die Erlaubnis der EU gewartet, massive Zufallsgewinne der Energiekonzerne abschöpfen zu dürfen. Umgesetzt wird das jetzt mit einer bis Ende 2023 befristeten Steuer, orientiert an EU-Minimalvorgaben und gespickt mit Ausnahmen und Schlupflöchern (Öko-Investitionen).  Dennoch sollen so bis zu 4 Milliarden (!) Euro in die Staatskasse fließen. Geld das von uns allen aufgrund eines kaputten Systems der Preisbildung ZU VIEL bezahlt wurde. Also genauer gesagt nur etwa 30-40% dessen, was wir zu viel bezahlen. Den Rest dürfen sich die Energieversorger behalten und wenn sie der Frau Gewessler erklären, dass sie eh auch in Erneuerbare machen, dann bleibt ihnen sogar noch mehr. Irre.

Aber damit nicht genug. Für uns Steuerzahler und Energie-Großfinanziers soll ja auch etwas übrigbleiben. Die Lösung: Der Preisdeckel. Pro „Haushalt“ werden zukünftig 2900 kWh mit einem Preis von 10 Cent gedeckelt. Den Rest (maximal 30 Cent) zahlt die Regierung drauf. Toll oder? Zumindest solange man nicht darüber nachdenkt woher das „Geld der Regierung“ kommt. Zum Teil nämlich aus der Übergewinnsteuer und zum anderen Teil aus dem Budget. Und wer hats gezahlt? Logisch: Wir österreichischen Steuerzahler und Innen. Damit ist klar: Die Party geht weiter. Selbe Yacht, selbes Sonnendeck. Nur sanktionsbedingt mit heimischem Schlumbi-Sekt. Prost!