Judentum und Islam verlangen von ihren Gläubigen bei der Fleischgewinnung spezielle Regeln zu befolgen. So etwa ist der Verzehr von Blut untersagt. Fleisch gilt nur dann als „rein“ im Sinne der Religion, wenn das Tier geschächtet, ihm also der Hals bei lebendigem Leibe aufgeschnitten wurde. Durch diese Vorgaben, die sogar moderne Betäubungsmethoden – wie beispielsweise Elektroschocks – untersagen, soll ein möglichst vollständiges Ausbluten gewährleistet werden.

Zudem unterliegt der Prozess strengen Regeln: Ein Schächter (ich gehe jetzt einmal davon aus, dass gendern hier überflüssig ist) muss handwerklich und im Glauben geschult sein, das benutzte Messer scharf wie eine Rasierklinge, der Halsschnitt rasch gesetzt zu Bewusstlosigkeit und Tod führen.

Gemeinsam mit den religiösen Vorschriften zur Nachbehandlung des Fleisches, kann man (nüchtern betrachtet und ja, mein vegetarisches-Herz schmerzt bei diesem Eingeständnis) also sogar von einer sehr rudimentären Tierwohl- und Hygieneordnung sprechen. Freilich immer gemessen an den Standards von vor etwa 2000 Jahren!

Eine Frage der Moral

Heute, schlanke 20 Jahrhunderte später, sieht die Sache natürlich etwas anders aus. Schule, Wissenschaft und Forschung haben uns die Augen geöffnet, uns mündig gemacht – man könnte auch sagen „erleuchtet“.

Heute verstehen wir wie man mit rohem Fleisch umgehen muss, damit es nicht vorzeitig verdirbt und stehen dabei, dank modernster Technik, unseren mikrobiellen Widersachern „Auge in Auge“ gegenüber. Bewaffnet mit ununterbrochenen Kühlketten, Desinfektionsmitteln und der absoluten Wahrheit des Mindesthaltbarkeitsdatums. Gott brauchts da nicht mehr, heute macht das die AGES.

Was sich in all der Zeit jedoch (noch) nicht geändert hat, ist die Notwendigkeit ein Tier züchten, aufziehen und schließlich töten zu müssen, um an sein Fleisch zu kommen. Genauso wie die Auseinandersetzung mit quälenden Fragen der Moral – so man diese an sich heranlässt.

Das Gesetz

Ganz unabhängig davon aber, wie man diese beantwortet, also zum Fleischkonsum und seiner überwiegend industriellen Befriedigung steht, sollten wir uns doch zumindest auf eines einigen können: Den sogenannten „Nutztieren“ ein Leben und einen Tod in Würde zu gewähren – letztlich also daran ausgerichtet, was notwendig ist um ihnen „Schmerzen, Leiden und schwere Angst ersparen“ zu können. So wie das auch geschrieben steht, im ganz irdischen Tierschutzgesetz – Absatz 1.

Doch als wäre es nicht schlimm genug, dass Kontrollen lax und Verstöße alltäglich sind, sieht ebendieses Gesetz auch noch großzügige Ausnahmen für sog. „rituelle Schlachtungen“ vor. Wer also wirklich, wirklich, wirklich daran glaubt, nur Fleisch von gequälten Tieren essen zu dürfen und wer ganz echt der Überzeugung ist, „Gott im Himmel“ würde in einer Betäubung „Teufelswerk“ erkennen, der darf dann auch wüten, wie er möchte (gendern ist hier eher wieder überflüssig).

Traurige Realität

Die Realität beweist nämlich auch in diesem Fall, dass die wenigen begleitenden Maßnahmen, wie eine Betäubung unmittelbar nach dem Halsschnitt, sowie die ständige tierärztliche Beaufsichtigung, ganz einfach nicht eingehalten werden.

Regeln sind lästig – Überwachern wie Überwachten offensichtlich gleichermaßen. Am Ende sind es wieder die Tiere, die leiden – wie ein erst kürzlich vom Verein gegen Tierfabriken (VGT) aufgedeckter Schlachtskandal aus Niederösterreich beweist: Augenscheinlich ohne Betäubung und ohne tierärztliche Kontrolle wurden zahlreiche Schafe geschächtet – für ein muslimisches Opferfest. Die Bilder der versteckten Kamera erinnern dabei mehr an Hinrichtungsorgien der IS-Schergen, als an rituelles, gottgefälliges Schlachten. Verängstigte Tiere werden brutal zu Boden geworfen bevor man ihnen mit offensichtlich ungeeigneten Messern die Hälser aufreißt und sie anschließend betäubungslos ausbluten lässt – zuckend und tretend. Manchmal noch so energisch, dass der Schlächter sich genötigt fühlt, dem sterbenden Tier seinen blutverschmierten Gummistiefel ins Genick zu drücken und es so am Boden zu fixieren – als letzte Respektlosigkeit.

Dieser Wahnsinn muss enden!

Das Wohl der Tiere – auch und besonders wenn es um die Schlachtung geht – hat absoluten Vorrang zu haben vor jeglichen religiösen Befindlichkeiten. Und ganz allgemein darf der Bruch des Tierschutzgesetzes kein Kavaliersdelikt mehr sein. Es braucht echte Kontrollen und schärfste Verfolgung der Täter! Das sind wir unseren Mitgeschöpfen mindestens schuldig!