Wer heute noch SP-Mitglied oder gar Funktionär ist, der weiß, was Schmerzen sind. Beim Aufschlagen der Zeitung schon mal vorsorglich in Deckung gehen, soziale Medien mit ängstlich zugekniffenen Augen „wegwischen“ und beim abendlichen ZIB-Schauen, zur Sicherheit gleich ganz unter der Decke verschwinden. Viele Genossen schleichen nurmehr durchs Leben, jederzeit auf den nächsten Tiefschlag, die nächste Demütigung gefasst.

Vom Glanz der ewigen Kanzler-Partei ist wenig übrig. Abgewählt, in die Opposition gezwungen und zur bitteren Erkenntnis, keine Ahnung zu haben, was man dort eigentlich tun soll, liegen die Nerven schon seit Jahren blank.

Schwindet aber die Macht, wird der Kampf darum nur umso verbissener geführt. Bestes Beispiel: Die Mitgliederbefragung. Anstatt sie als Befreiungsschlag zu nutzen, als Chance endlich über notwendige inhaltliche Weichenstellungen und damit über Politik zu reden, bunkert man sich an der Spitze ein.

Nein, die Parteichefin habe es nicht Not, sich herabzulassen, um den Mitgliedern ihre Ideen vorzustellen. „Bösen Wahlkampf“ machen nur die anderen, der links-linke Träumer und der rechts-rechte Wadlbeißer. Alles keine „echten Sozialdemokraten“ wie man im Team-Rendi weiß.

Es wird fleißig fraktioniert und schon mal vorsorglich aufgeschrieben, welche Köpfe zu rollen haben – danach. Doch bis es so weit ist, geht das Chaos weiter.

Sogar die biedere „Wahlkommission“ – traditionell Ort lichtscheuer Bürokraten – wird jetzt zur Arena für „Heckenschützen, Gehässigkeiten, Privatmeinungen“ und Rücktritte.

Zudem kritisieren unabhängige Experten das gewählte Prozedere als „nicht sicher“. Vereinzelt ist sogar von Wahlbetrug und vernichteten Stimmzetteln die Rede. Ich frage mich: Was kriegen die eigentlich noch hin? Und wer würde dieser Partei aktuell die Führung des Landes anvertrauen, wenn sie es nicht einmal schaffen, ihre ureigensten Angelegenheiten zu regeln?

Mit dem Rücken zur Wand

Und dann kommt es wieder anders als erwartet. Wenige Tage vor der Entscheidung – so es überhaupt eine geben wird – kommen plötzlich ganz neue Töne aus der SP. Fast scheint es so, als hätte man mit dem Rücken zur Wand stehend auf einmal Lust bekommen, etwas Verrücktes zu probieren und – festhalten – tatsächlich Politik zu machen.

Wie noch Partei- und Klubchefin Rendi-Wagner via Twitter nämlich erklärte, werden die Sozialdemokraten keinen Regierungsanträgen mehr zustimmen. Und zwar so lange, bis der von ihnen geforderte Markteingriff erfolgt und Preise effektiv gesenkt werden.

Wow. Respekt! Endlich traut man sich etwas, steht zu dem, was man sagt, und nutzt die Möglichkeiten, die man hat.

Und siehe da – von Eisenstadt, über Traiskirchen, bis ins Welten entfernte Wien sind sich auf einmal alle einig. Stehen hinter der mutigen Entscheidung ihrer Parteiführung, die erstmals tatsächlich führt. Geht doch.

Krokodilstränen - waagerecht

Kein Wunder, dass den Regierenden jetzt die Krokodilstränen waagerecht aus den Augenhöhlen schießen.

„Verantwortungslos“ sei vor allem die Blockade wichtiger Klimagesetze meint Grünen-Vize-Chefin Sigrid Maurer und hofft auf eine Rückkehr der „Konstruktiven Kräfte zum Verhandlungstisch“.

Doch schaut man sich etwas genauer an, worum es bei diesen „Klimagesetzen“ geht, dann bleibt nur zu hoffen, dass Rendi und Co. es diesmal ernst meinen und dem Wahnsinn endlich einen Riegel vorschieben.

Bestes Beispiel: Das Erneuerbare-Wärmegesetz (EWG). Fast fertig und beschlussreif in der Schublade, wartet es nur darauf per 2/3 Mehrheit von der Leine gelassen zu werden. Binnen 12 Jahren soll dann endgültig Schluss sein mit fossilen Heizsystemen in privaten und öffentlichen Gebäuden.

Heißt: 1.250.000 Gasheizungsanlagen, 630.000 Ölheizungen und immer noch 11.000 Kohleheizungen müssen bis dahin getauscht werden. 700 an jedem einzelnen Arbeitstag über die gesamten 12 Jahre.

„Ist nicht zu schaffen.“ meint die Wirtschaftskammer – maximal 10% davon könnten unsere aktuell vorhandenen Installateure leisten. Immerhin haben die ja auch etwas anderes zu tun, als funktionierende Heizungen herauszureißen, weil die Grünen gerade durchdrehen.

Was Besagte aber nicht interessiert: Machen muss es ja jemand anders. Zahlen muss es auch jemand anders und mögliche Strafen für (kapazitätsbedingt) nicht erfolgte Umbauten bekommt auch jemand anders. Die Dreifaltigkeit grüner Politik sozusagen.

Lasset uns beten, dass dieser Kelch an uns vorübergeht.