Daniela Holzinger: Daniela Holzinger: Was ist mit Schalli los?
Österreichs blaublütigen Außenminister und Kurzzeitkanzler Alexander Schallenberg hat man die Diplomatie in die Wiege gelegt. Dennoch tut er sich auffallend schwer damit diplomatisch zu sein. Ob‘s an der Familientradition liegt, fragt eXXpress Kolumnistin Daniela Holzinger.
Österreichs amtierender Außenminister und Kurzzeitkanzler, Alexander Georg Nicolas Christoph Wolfgang Tassilo Schallenberg, sorgt mit holprigen, missverständlichen oder einfach nur unpassenden Aussagen immer wieder für Irritationen. Im Kreise der Opposition sowieso, aber auch am internationalen Parkett und zunehmend sogar in der Partei, deren treuer Diener Schallenberg auch ohne Mitgliedschaft ist.
Frei nach Gerhard Polt, dem bayrischen Kult-Kabarettisten, könnte man vielleicht sagen, „er ist nicht in der Partei, steht der Partei aber so nahe, dass er jederzeit neutral sein kann.“
Einer von Rang und Namen.
Stammsitz des altehrwürdigen Adelsgeschlechts derer von Schallenberg ist die 1427 zerstörte Burg St. Ulrich, im gleichnamigen 640-Seelen-Dorf nahe der oberösterreichisch-tschechischen Grenze.
Auch vom Nachfolgebau, dem Schloss St. Ulrich ist heute kaum mehr übrig als ein paar Mauerreste und das laut Google-Maps „dauerhaft geschlossene“ Gasthaus „St. Ura“ – ehemals Taverne des Herrensitzes.
Warum der Volksmund die Erhebung, auf der einst des Außenministers Vorfahren residierten, bis heute „Räuberhügel“ nennt, ist hingegen nicht überliefert.
Auch nicht, ob das möglicherweise etwas mit dem Namenswechsel der „Grundherren von St. Ulrich“ zu tun hat. Ab dem 13. Jahrhundert nannte sich die Familie nämlich nach der bis heute namensgebenden Burg Schallenberg.
Also Ex-Burg halt. Auch dieses ehemals mächtige Bollwerk, hoch auf einem Felsen über der großen Mühl thronend wurde schon frühzeitig dem Verfall preisgegeben.
In Kupfer gestochen.
Schon als Georg Matthäus Vischer 1674 durch die Lande zog um alles von Rang, Namen und dickem Mauerwerk für seine Topographia Austriae in Kupfer gestochen festzuhalten, waren vom Schallenberg‘schen Familiensitz nur noch ein paar bewaldete Steinhaufen zu sehen.
Vischer hats offensichtlich nicht gestört. Einmal was anderes neben den ganzen Zinnen, Türmchen und Erkern.
Ob die Burg aufgegeben wurde, weil man draufgekommen ist, dass die observierte „große Mühl“ doch etwas kleiner ist als ihr Name vermuten lässt oder weil schon damals die Heizkosten des alten Kastens durch die Decke gingen? Vielleicht frag ich den Außenminister mal, er muss es wissen. Nach Umwegen ist der „Bauplatz“ heute wieder in seinem Besitz.
Tu felix Alexander nube.
Und so ganz nebenbei passt auch die Heiratspolitik unseres Chefdiplomaten. Durch Schallenbergs Hochzeit mit der Französin Marie-Isabelle Hénin heiratete er in den Staatsadel der Grand Nation ein. Berühmtheiten wie Architekt Noël Le Maresquier oder Ex-Premier Michel Debre gehören seither zum Stammbaum, zumindest der nächsten höchstwohlgeborenen Generation. Dass die Ehe am Ende, wie schon zuvor diverse Burgen und Schlösser, zu Bruch ging, taugt heutzutage nicht mehr zum Vorwurf. It’s 2022.
Was ist mit Schalli los?
Von und zu Schallenberg bringt demnach alles mit, was man im auswärtigen Dienst des Kaiserreichs – pardon der Republik natürlich – braucht. Warum sich der Brechstangendiplomat im Porzellanladen dennoch so schwer tut den richtigen Ton zu finden, verwundert.
Erstmals dem gleißenden Rampenlicht der Kanzlerschaft ausgesetzt, wurde da etwa unserer heiligen Gerichtsbarkeit vorgegriffen und seinem noch heiligeren Amtsvorgänger gleich einmal die Absolution erteilt. Die Suppe sei zu dünn, der Sebastian natürlich unschuldig.
Und, als würde Schallenberg den Sprung von Fettnapf zu Fettnapf zur erquicklichsten Form der Leibesertüchtigung erkoren haben, warf er kurz darauf auch noch den betreffenden Ermittlungsakt vor laufenden Kameras zu Boden.
Nicht nur „Chefanklägerin“ Meinl-Reisinger war davon „not amused“ und die Entschuldigung des Neo-Kanzlers fürs „Zurseitelegen“ deutlich zu spät.
Doch was kümmert uns das Geschwätz von gestern, wie schon der große Konrad Adenauer wusste. Das einzig Entscheidende sei doch dazuzulernen und klüger zu werden.
Schaut man sich dann aber an wie Schallenberg der Ukraine-Phalanx seiner Parteifreunde und Amtskollegen in die Seite grätscht, lässt das den erhofften Lerneffekt doch bitter vermissen. Geschichtsrevisionistisch wird da die österreichische Anschlussfreude von 1938 mit dem russischen Überfall gleichgesetzt, den geschundenen Ukrainern die Perspektive auf einen EU-Vollbeitritt verwehrt und zu guter Letzt unsere geliebte und immerwährende Neutralität zur Folklore verniedlicht – an der man dennoch festhalten solle.
„Ich weiß nicht was mit Schalli in letzter Zeit los ist…“ twitterte dazu Parteifreund und EU-Erweiterungskommissar „Gio“ Hahn und meinte wohl, „Hättest du geschwiegen, wärst du Diplomat geblieben.“
Bleibt die Hoffnung, dass vom Schallenberg‘schen Wirken am Minoritenplatz mehr übrig bleibt, als ein paar bewaldete Steinhaufen.
Kommentare
Eine der großartigsten “diplomatischen” Leistungen des Herr Schallenberg als Bundeskanzler hat Frau Holzinger vergessen zu erwähnen; bekanntlich wollte er etwa einem Drittel der österreichischen Bevölkerung “ungemütliche Weihnachten” bereiten.
Gerade Hahn hat es notwendig sich über andere zu mokieren.
Pfiffige Satire, obwohl auch ich gegen den EU-Beitritt der Ukraine bin…
Wie gesagt hat Schalli schon ein einziges Mal was passendes gesagt 🤑🤑🤑🤣🤣🤣🤣🤣🤣
Also ich finde den Außenminister nicht schlecht. Man macht der Ukraine von seiten der EU zu schöne Augen und zu große Hoffnungen. Und ja, auch Österrreich wurde von Hitler 1938 überfallen und besetzt, und das wurde sicher von einer – wie großen, darüber kann man streiten – Mehrheit der Österreicher nicht gutgeheißen. Daher mußte ja unbedingt die östrreichische Volksabstimmung über einen Anschluß durch den Einmarsch verhindert werden. Genauso hat Putin die Ukraine überfallen, um sie wieder “heim in’s Reich” zu holen. Ergo – Schallenberg hat recht!
Was soll der Ausflug zu den Wurzeln Schallenbergs mit dem Hinweis auf den Standort der Burg, dem “Räuberhügel”? Wozu soll das gut sein, außer einer negativen Einstimmung?
Das Anführen seiner zahreichen Vornamen soll ihn wohl auch nur der Lächerlichkeit preisgeben.
Er ist ein bis Dato tadelloser Aussenminister und Interimskanzler.
Ad Geschichtswissen: Ist bei Frau Holzinger jetzt auch nicht so lückenlos, wenn sie in einem früheren Artikel behauptet,…”Über mehr als 70 Jahre waren sie und vor allem die Anziehungskraft der Idee eines geeinten Europas, Garant für Frieden und Wohlstand am Kontinent.” Den Jugoslawienkrieg vergessen??
Zuerst die jüngere Geschichte kennen, bevor man sich weiter zurückwagt.
Sonst eine ausgezeichnete Analystin versteigt sie sich hier in sehr eigenartigen und eher böswilligen Darstellungen.Mir scheint , dass die FPÖ Ausrichtung dieses Online Mediums immer deutlicher zum Vorschein kommt und alles was die ÖVP macht, kritisiert wird.Wenn das so weitergeht, verzichte ich gerne auf weiteres Lesen.
Dem kann ich nur vollinhaltlich zustimmen!
Kritisieren aus der Distanz ist immer einfach, wenn man nicht den Beweis antreten muss, es besser zu können.
Und die zunehmende FPÖ-Blattlinie wird immer offensichtlicher.
Schallenberg hat völlig recht, dem Ukrainebeitritt distanziert gegenüberzustehen. Ein Vertrag mit zollrechtlichen Vorteilen sollte das ZIel sein. Ein EU-Vollbeitritt der Ukraine ist weder wirtschaftlich noch gesellschaftlich und schon gar nicht sicherheitspolitisch ein Gewinn. In der Korruptionsbewertung ein Spitzenplatz und beim BIP/Kopf bei 3.700,- USD. Russland hat 10.000, Rumänien 12.000,- und Österreich 48.000,-
Nichts überstürzen. Schüssel hat als einer der Ersten den TK-Beitritt eingebremst und diese Position ist inzwischen mehrheitsfähig.
Mir war der Herr Hochwohlgebore schon immer etwas suspekt.
Als Bundeskanzler war er vom Volk so weit entfernt, wie das nur möglich war. Großes Glück für die ÖVP, dass Herr Hochwohlgeboren sich wieder aus dieser Position zurückzog. Der Absturz ins Bodenlose wurde so verhindert.
ein Außenminister Österreichs als UNO Sitzstaat muß IN JEDER KRISE vermitteln können und darf nicht arrogant und einseitig sein.
Da Schalli war vorher nur das Sprachrohr vom Kurz, oder besser gesagt, der Kurz war zugleich auch der Außenminister. Da ist der Schalli nicht aufgefallen. Erst jetzt ist er tatsächlich der Außenminister und wie man sieht, hat er von Diplomatie keine Ahnung.
Hat man auch gesehen, als Er Bundeskanzler war.
Eine endlos lange Einleitung über die Vorfahren eines Menschen, gespickt mit einer eher voyeuristischen Betrachtung seiner privaten Ehe hätte eigentlich Warnung genug sein sollen den Artikel nicht bis zum Ende zu lesen.
Selber Schuld das ich meine Zeit verschwendete.
…….genauso ist es- außer Polemik nix dahinter …..
Untragbar & rücktrittsreif seit dem Sager “Zügel anziehen …”
Ich gebe Frau Holzinger recht, dass der Aussenminister Schallenberg KEIN geschliffener Redner ist und ich bin nicht einverstanden mit seiner Vorgehensweise in der Ukraine/Russland Krise. ABER Frau Holzinger, seine Verbundenheit zum ehemaligen BK Kurz sollten sie ihm nicht zum Vorwurf machen, denn “die Suppe IST zu dünn, der Sebastian IST natürlich unschuldig” oder haben sie ANDERE GESICHERTE INFOS Frau Holzinger? Dann SOFORT RAUS DAMIT ODER SCHWEIGEN!
grandE nation sollt’s heissen……Fremdsprachen beherrschen bevor
man’s verwendet……NA JA.
Sind Sie nicht zu streng mit unserer Dani. Sie stammt aus einfachem Hause, dafür bemüht sie sich redlich, etwa ” G´scheites” zusammen zu bringen.
etwaS soll es heißen 🙂