Gleichere unter Gleichen

Egal wo, ich war immer Opposition. Gegen die Mächtigen, die sich‘s ausmauscheln, die sich‘s richten. Gegen die Gleicheren unter den Gleichen, an der Seite
der „kleinen Leute“, die drauf angewiesen sind, dass ihnen das „System“ irgendwo eine winzige Chance lässt ihr Glück zu finden.

An der Seite der Lohnabhängigen, deren Arbeitsplätze oft so viel mehr als „nur ein Einkommen“ bedeuten: Das wichtige Gefühl etwa gebraucht zu werden, einen Beitrag leisten zu können, ein Teil eines Teams zu sein, Freundschaften pflegen und natürlich auch seine Familie ernähren, den Kindern ein sorgenfreies Leben ermöglichen zu können.

All das, was in der Hitze des internationalen Wettbewerbs schnell auf ein paar vernachlässigbare Zahlen eingedampft wird.

Im schicken neuen Corporate Design aufbereitet, als Entscheidungsgrundlage am Grünen Tisch des Vorstandes, der sich wieder einmal vorgenommen hat, „Märkten“ und „Anlegern“ die richtigen Signale zu senden. 100, 200 oder vielleicht sogar 300 Köpfe sollen rollen. Ja, das kommt gut an!

Die Gesichter, die Schicksale hinter den Zahlen? Kennen „die da oben“ meist nicht.

Ihre eigenen Jobs sind in Stein gemeißelt, mit Luxusgagen dotiert und für den Fall, dass dann doch mal „Verantwortung zu übernehmen“ ist, winkt noch der golden…  – ach was sag ich, wir leben ja nicht mehr in den 80ern – 2022 winkt natürlich der „Double-Platin-Extra-Diamond-Class-Handshake“. Man lebt eben in verschiedenen Welten.

Lenzinger Weihnachten

So wie dieser Tage beim heimischen Faser-Riesen Lenzing AG. Ein Global Player, gleich bei mir ums Eck. Freunde, Verwandte, Bekannte, viele Lebensläufe sind hier ganz eng mit der „Bude“ verbunden.

Rechtzeitig vor Weihnachten wird dort wieder eingespart. Natürlich bei der Belegschaft.

200 Vollzeitstellen werden gestrichen. Knapp 100 davon durch Kündigungen. Ein Sozialplan wurde bereits unterschrieben – wenigstens.

Der Ärger und die Verbitterung bei den betroffenen Kollegen und Kolleginnen ist dennoch groß: „Beim Sommerfest erzählen sie uns noch, dass wir das Herz der Firma wären, und zu Weihnachten werden wir rausgeschmissen. Sollen alle s****** gehen!“ erzählt mir einer der Betroffenen. Alle denken es sich.

In der Opposition waren diese Leute mein Auftrag – und sind es heute noch.

Eine neue Perspektive

Dennoch hat sich die Perspektive als Kolumnistin verändert. An den Hebeln der Macht sitzen andere. Man ist verdammt dazu zu kommentieren, allerhöchstens zu analysieren, jedenfalls aber zu kritisieren und den Blick darauf zu lenken, was falsch läuft im Staate Österreich. Wo es dringend einer Veränderung, einer Verbesserung bedarf.

Und man läuft – mehr noch als in der Politik – Gefahr, den Blick darauf zu verengen. Gar nicht mehr wahrzunehmen, was abseits all der berechtigten Kritik, jeden Tag großartiges in unserem Land geleistet wird, von so vielen Menschen, die ihr Herz einfach am rechten Fleck haben.

Ihnen möchte ich heute diese vorweihnachtlichen Zeilen widmen und einfach Danke dafür sagen, dass es euch gibt:

>DANKE an alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Blaulichtorganisationen – ihr leistet Übermenschliches!

>DANKE an alle die sich ehrenamtlich engagieren. Ob bei Feuerwehr, Rettung, im Sport- oder Musikverein, in der Wassergenossenschaft, bei der Brauchtumspflege und noch vielem mehr. Ihr schafft Gemeinschaft.

>DANKE an alle die sich politisch engagieren – egal in welcher Partei oder Liste und egal auf welcher Ebene. Euer Beitrag macht Demokratie erst möglich. Lasst euch von den schwarzen Schafen nicht entmutigen!

>DANKE an die Bauern, die Angestellten im Supermarkt, die Müllabfuhr, Bauarbeiter, Architekten, Konstrukteure, Busfahrer, Zugbegleiter, Journalisten… und überhaupt an alle, die mit dem, was sie täglich tun, die 1729 Einträge des Berufslexikons mit Leben erfüllen. Jeder leistet seinen kleinen oder größeren Beitrag, um das Land am Laufen zu halten. Und alle machen das ziemlich großartig!

Und zum Schluss noch ein ganz besonderer (und etwas eigennütziger) DANK an alle Mütter im Land. Ob Karriere- oder Hausfrau, ist dabei ziemlich egal. Jetzt wo ich selbst mit zwei energiegeladenen wundervollen Jungs immer wieder an meine Grenzen stoße, und jeden Tag lerne, diese noch ein bisserl weiter auszudehnen, wird mir mehr und mehr bewusst, was für eine großartige, aber auch unglaublich fordernde Aufgabe es ist, Kinder auf ihren ersten Schritten ins Leben zu begleiten.

Als Gesellschaft sollten wir das definitiv wieder mehr würdigen. Weil Karriere einfach nicht alles ist!