Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte vor dem Winter mit Blick auf die Heizsituation händeringend auf „ein bisschen Glück mit dem Wetter“ gehofft. Und das Glück war Habeck und Europa in den vergangenen Wintermonaten tatsächlich hold. Freilich: Europa hat seinen Beitrag für eine sichere Gasversorgung geleistet, indem es für den Winter gigantische Gasvorräte angelegt hat.

Seit Mitte Dezember herrschen europaweit außergewöhnlich milde Temperaturen. Das bedeutet, dass die Gasvorräte Europas nicht so geschrumpft sind, wie erwartet worden war. Mit anderen Worten: Europa wird zur Hälfte der Winterheizperiode dank der weiterhin hohen Lagerbestände an Gas ohne weiteres über den Winter kommen. Sie liegen derzeit bei mehr als 54 Prozent.

Die Gasvorräte liegen 41 Prozent über dem saisonalen Durchschnitt

Am 15. Jänner beliefen sich die Gasvorräte in der Europäischen Union und im Vereinigten Königreich auf 922 Terawattstunden (TWh), wie aus Daten von Gas Infrastructure Europe hervorgeht. Demnach lagen die Vorräte um 268 TWh (+41 Prozent) über dem zehnjährigen Durchschnitt. Der Grund dafür liegt nicht zuletzt darin, dass die Wärmenachfrage im heurigen Winter bis zum 15. Jänner um 20 Prozent unter dem saisonalen Durchschnitt war.

Bis zum Ende der Heizsaison werden die Vorräte laut Gas Infrastructure Europe auf 612 TWh sinken. Zu Beginn der Wintersaison Anfang Oktober war noch ein Level von 440 TWh erwartet worden. Damals ging man aber noch von einem kalten Winter aus. Es sieht demnach gut aus, dass die europäischen Gasvorräte den Winter auf dem höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen beenden.

Zur Erinnerung: Wegen der EU-Sanktionen gegen Russland vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs wurden die Lieferungen von russischem Gas nach Europa massiv eingeschränkt. Europa sah sich gezwungen, seine Gasversorgung für den Winter zum Großteil aus anderen Quellen zu beziehen, was letztlich auch gelang.