Am Großhandel kostet europäisches Erdgas zurzeit so viel wie vor Beginn der Invasion im Februar: Der Preis für niederländisches Erdgas lag bei 76,18 Euro pro Megawattstunde. Seit mittlerweile acht Handelstagen in Folge ist der Gaspreis gefallen. Der Terminkontrakt TTF ist seit Mitte Dezember um etwa 60 Euro je Megawattstunde gefallen. Das Rekordhoch wurde im Sommer mit 345 Euro je Megawattstunde erreicht. Damals hatte ein Lieferstopp von Erdgas aus Russland einen beispiellosen Höhenflug ausgelöst.

Ein wesentlicher Grund für den Sinkflug sind die steigenden Temperaturen seit Mitte Dezember. Das milde Wetter hält auch den Verbrauch an Erdgas niedrig. Der Dauerfrost ist vorerst vorbei. Seither wurde auch mehr Erdgas eingespeichert. Leider haben sich die Gaspreise für sämtliche Kunden aber nicht entspannt.

Astora Gasspeicher in Rehden: Die Speicher haben sich in den vergangenen Tagen wieder gefüllt.APA/dpa/Mohssen Assanimoghaddam

Vorläufig keine Besserungen für Gas-Kunden

Vorerst bleiben die niedrigeren Marktpreise für die Verbraucher folgenlos. Das hängt auch mit den jeweiligen Verträgen zusammen. Die meisten sind keine „Floating“-Tarife, weshalb sich kurzfristige Preisschwankungen am Markt bei ihnen nicht niederschlagen. Darüber hinaus liegt der Preis nach der jüngsten Entspannung immer noch auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Im Jahr 2020 lagen die Notierungen des Terminkontrakts TTF noch unter der Marke von 20 Euro. Darüber hinaus dürfte der Gaspreis im Frühjahr wieder steigen, weil die Speicher für den kommenden Winter 2023 wieder gefüllt werden müssen.

Den Kunden nützen die sinkenden Handelspreise zurzeit nichts.

Österreich hat vergleichsweise hohe Preise

Im europäischen Vergleich liegen Österreichs Gaspreise im oberen Bereich. Dafür gibt es mehrere Gründe. Auf dem hiesigen Gasmarkt hat sich wenig Wettbewerb unter den Gasanbietern entwickelt. Darüber hinaus wechseln die Gaskonsumenten so selten ihren Anbieter, dass diese keinen Druck verspüren, bessere Preise anzubieten, um ihre Kunden zu behalten. Dabei könnten durch einen Lieferantenwechsel Einsparungen von bis zu 50 Prozent gemacht werden.

Österreich gehört zu den Ländern, die besonders abhängig von Putins Gas sind.Getty

Unter den lokalen Anbietern ist Wien Energie am teuersten

Große Unterschiede gibt es auch bei den lokalen Anbieter. So beträgt der jährliche Gas-Preis bei illwerke vkw zurzeit 960,10 Euro. Bei der Salzburg AG sind es 1246,54 Euro, bei der Burgenland Energie nur wenig mehr. Deutlich mehr muss man bei der Energie Steiermark mit 1744,65 Euro zahlen. Im unangefochtenen Spitzenfeld liegt aber Wien Energie mit 2908,89 Euro.

Kein lokaler Anbieter ist so teuer wie Wien EnergieAPA/ROLAND SCHLAGER

Mehrere Faktoren bestimmen den Gaspreis

Der Gaspreis setzt sich in Österreich aus drei Komponenten zusammen: dem Energiepreis, Steuern und Abgaben, und Netzengelte. Nicht nur die reinen Energiepreise unterscheiden sich je nach Anbieter, auch die Netzentgelte sind in jedem Bundesland anders. Sie machen etwa ein Drittel Ihrer Gasrechnung aus. Ebenso variieren die Steuern und Abgaben, denn diese werden von den Kommunen festgelegt.

Die Höhe des Gaspreises, den man zu zahlen hat, hängt ab von Wohnadresse, Gasversorger und Erdgasverbrauch: So sehen etwa viele Gaspreise vor, dass Haushalte mit hohem Gasverbrauch weniger pro Kilowattstunde zahlen als Haushalte mit niedrigem Gasverbrauch. Die Netzentgelte hingegen steigen mit dem Verbrauch.

Der Gaspreis befindet sich nun eindeutig auf Vorkriegsniveau.