Dass Jugendliche meinen, im falschen Geschlecht zu sein, soll vorkommen, in jüngster Zeit sogar häufiger. Trans-Aktivisten sehen darin den Wunsch nach Befreiung von Diskriminierung. Kritiker sprechen von einem Trend, der künstlich angeheizt wird, etwa von Drag-Queen-Shows (der eXXpress berichtete). In Zukunft sollen junge Menschen wesentlich rascher und einfacher ihre Geschlechtsumwandlung einleiten können, warnt die Wiener Landtagsabgeordnete Caroline Hungerländer (35, ÖVP).

Der – vorübergehende? – Wunsch von Kindern soll ausreichen, um bleibende Eingriffe durchzuführen

Mittels Pubertätsblockern, Hormontherapie, am Ende womöglich chirurgischen Eingriffen können Jugendliche schon jetzt ihr Geschlecht wechseln. Nur geht das nicht so schnell. Zurzeit ist dafür eine psychotherapeutische, klinisch-psychologische und psychiatrische Diagnostik erforderlich. Es braucht eine ärztliche Stellungnahme und Zustimmung. Darüber hinaus darf eine Hormonbehandlung erst nach Beginn der Pubertät durchgeführt werden. Die Eltern werden generell eingebunden.

Welches Geschlecht ist das richtige? Der Wunsch nach Geschlechtsänderung ist bei Kindern oft nicht gefestigt, warnen Kinderärzte.

Schon sehr bald soll das anders werden, warnt Hungerländer. Wenn Kinder den Wunsch nach einer Geschlechtsumwandlung äußern, soll das künftig bereits ausreichen, um lebenslang bleibende Eingriffe an ihnen vorzunehmen – ohne Einwilligung der Eltern, ohne begleitende Therapie, und de facto ohne Altersgrenze. Selbst „Eunuchentum“ solle als mögliches Geschlecht anerkannt werden.

Courage erhielt kürzlich 82.000 Euro Fördergelder

„Pubertätsblocker und Hormontherapien haben irreversible Folgen“, sagt Hungerländer gegenüber dem eXXpress. Zurzeit sei „Trans“ ein Jugendtrend. Das dürfe „keinesfalls zu unumkehrbaren Behandlungen führen“.

Die ÖVP-Politikerin Caroline Hungerländer (35) warnt: Schon bald kann Kindern die Geschlechtsumwandlung leicht gemacht werden – mit lebenslangen Folgen.Caroline Hungerländer

Die jetzigen Vorgaben könnten über das grüne Gesundheitsministerium unter Johannes Rauch gelockert werden. Dafür setzt sich zurzeit der Verein „Courage – Österreichisches Institut für Beziehungs- und Sexualforschung“ ein, sagt die ÖVP-Politikerin. Diese Partner- und Sexualberatungsstelle – sie wird von Bund und Land gefördert – wolle „unbemerkt von der Öffentlichkeit neue Standards in Österreich etablieren“.

Die Landtagsabgeordnete legte sich deshalb kürzlich quer, als der Wiener Gemeinderat eine Förderung vom 82.000 Euro für Courage beschlossen hat. Die Summe war deutlich höher als in den Jahren zuvor.

Bei neuen Vorschriften ist keine Therapie verpflichtend

Hungerländer verweist auf den Vorhabensbericht von Courage für das Jahr 2023. Dort ist davon die Rede, dass Österreichs jetzige Behandlungsempfehlungen begutachtet werden, und zwar „auf Basis der Standards of Care (WPATH, in Bezug auf die Revision 8)“. Damit sind neue Richtlinien gemeint. Sie stammen von einer Vereinigung von Medizinern (World Professional Association for Transgender Health – kurz WPATH). Kritiker sehen in der Organisation eine Lobbygruppe aus Trans-Aktivisten. Die von WPATH entwickelten Standards sind nicht anerkannt.

Die jetzigen Richtlinien sollen auf Basis der WPATH-Standards evaluiert werden, heißt es im Vorhabensbericht von Courage.Screenshot/Courage

Die Organisation empfiehlt „eine pubertäre Unterdrückung“ ab Beginn der Pubertät – „also ab frühestens neun Jahren“, sagt Hungerländer, und somit deutlich früher als bisher. Eine vorausgehende Therapie solle nicht mehr erforderlich sein. Ein sogenannter „gender affirmative“ Zugang wird empfohlen. Das hält Hungerländer für höchst bedenklich: „Der Klient wird in seiner Selbstdiagnose bestätigt, diese wird nicht hinterfragt.“ Jugendliche würden zurzeit permanent mit Transsexualität konfrontiert, ob via TikTok, Instagram, diversen Vereinen an Schulen oder über Bücher. Somit ist „immer die Möglichkeit gegeben, dass der Jugendliche einfach davon beeinflusst wurde.“

Zahlreiche Mediziner weltweit übten bereits Kritik an dem Dokument. Manche – darunter auch Courage – halten es für hilfreich.

Hungerländer verweist auf Trans-Personen, die in YouTube-Videos ihre Geschlechtsumwandlung während der Pubertät zutiefst bereuen.

WPATH spricht von „bei der Geburt zugewiesenem Geschlecht“

Mehrere Passagen der WPATH-Vorgaben lassen tatsächlich Aufhorchen. So spricht die amerikanische Organisation zwar davon, die Eltern zu berücksichtigen – „es sei denn, deren Einbeziehung wird als schädlich oder unnötig für den Jugendlichen angesehen.“ Ein Kapitel widmet sich ausschließlich dem Eunuchentum. WPATH erwähnt auch nie ein biologisches Geschlecht, sondern nur „ein bei der Geburt zugewiesenes Geschlecht“.

Im Wiener Landtag nahm sich Hungerländer kein Blatt vor den Mund: „Ich werde nicht davon abweichen, dass das ein gefährliches Dokument ist und in Österreich nichts verloren hat“, erklärte sie.

Courage distanziert sich gegenüber dem eXXpress nicht von den WPATH-Standards

Der eXXpress hat den Verein Courage um eine Stellungnahme gebeten. Der dortige Coach und Psychotherapeut Johannes Wahala unterstreicht: Man halte sich bei der Jugend-Beratung an die gegenwärtigen österreichischen Standards, Eltern würden einbezogen. Von den WPATH-Regeln, die wesentlich lockerer sind, wollte sich Wahala aber gegenüber dem eXXpress nicht distanzieren. Sie seien „grundsätzlich hilfreich“. Ohne konkreter zu werden nennt der Coach aber „kritische Fragestellungen“ dazu von Seiten einiger Courage-Berater.

Johannes Wahala hält die umstrittenen Vorgaben von WPATH für grundsätzlich hilfreichmeritus.or.at

Mit Eunuchentum habe man keine Erfahrungen, berichtet Wahala. Den „gender affirmativ“-Ansatz hält er für richtig, weil ihm zufolge Therapeuten die Klienten darin unterstützen, „ihre Geschlechtlichkeit zu bejahen“. Geschlecht könne man unterschiedlich definieren, auch sozial oder rechtlich. „Das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht“ sei das „biologische Geschlecht“, behauptet Johannes Wahala.

Offen lässt der Therapeut, ob Österreichs bestehende Richtlinien nun tatsächlich geändert werden sollen, und zwar im Sinne der umstrittenen WPATH-Standards. Auch zur Kritik von Ärzten an den WPATH-Standards äußerte er sich auf eXXpress-Anfrage bisher nicht. Ebenfalls unbeantwortet lässt der Courage-Coach, ob Jugendliche zurzeit eine pubertätsunterdrückende Hormonbehandlung erhalten, wenn deren Eltern dagegen sind, und ob er das für sinnvoll hält.