Die Taliban warnen wegen der Blockade finanzieller Mittel des afghanischen Staates mit internationalen Konsequenzen. “Wir versuchen auf allen Wegen, mit den Regierungen der USA und Europas, der Weltbank zu verhandeln, unsere Guthaben freizubekommen”, sagte Taliban-Sprecher Sabihullah Mujahid in einem am Sonntag von “Spiegel Online” veröffentlichten Interview. “Das ist unser Geld.”

Afghanistan brauche die Mittel für den Wiederaufbau. “Wenn die Weltgemeinschaft (…) unsere Guthaben blockiert, ihre Hilfen einfriert oder die Kommunikation verweigert, wird es fatal für uns sein, aber auch ein großes Problem für die Welt”, so der Sprecher der Radikal-Islamisten.

Taliban werfen USA vor, Afghanen zur Auswanderung anzustiften

Mujahid warb um Verständnis dafür, dass bisher lediglich eine Übergangsregierung gebildet worden sei: “Im Namen Gottes, des Gütigen und Barmherzigen, unsere Regierung, das ganze System sind doch neu.” Es seien geschäftsführende Minister ernannt worden, um sie rasch auch wieder absetzen zu können, falls sie ihrer Aufgabe nicht gerecht würden. “Wäre alles von Anfang an festgelegt worden, wäre es schwieriger, das System flexibel anzupassen, damit es akzeptabel für alle ist.”

Der Sprecher der radikal-islamischen Gruppierung versicherte, Afghanen würden nicht daran gehindert, das Land zu verlassen: “Wir ermutigen niemanden dazu, wollen das nicht, sind verzweifelt darüber. Aber wir können die Leute nicht aufhalten.” Er warf den USA vor, zur Auswanderung anzustiften: “Wenn ein Land wie die USA ankündigt, Flüchtlinge aufzunehmen, ermutigt das in einem Land wie Afghanistan doch jeden zu gehen.” Er bestritt Berichte, Taliban wurden Oppositionelle unterdrücken und Freiheiten einschränken: “Die Taliban (…) haben niemanden bedroht oder bestraft von ihren vormaligen Feinden, sondern eine Amnestie erlassen.” (APA/Reuters)