Jahr für Jahr erstellt das österreichische Bundesheer ein Risikobild – doch heuer gibt es bemerkenswerte Veränderungen. Gegenüber den Jahren 2021 und 2022 sind zahlreiche Gefahren hinzugetreten, die nur für höchst bedrohlich, sondern auch für sehr wahrscheinlich in den kommenden ein bis zwei Jahren gehalten werden. Einige davon sind eigentlich schon eingetreten.

Soldaten der Garde des Österreichischen BundesheeresAPA/FLORIAN WIESER

Die höchste Gefahr für das Gesamtsystem sind aus Sicht der Heeresführung die Eskalation im Ukraine-Konflikt und die Konfrontation zwischen Russland und der EU. Beides ist bereits eingetreten, beiden Szenarien schreibt das Bundesheer die höchste Gefahr für das Gesamtsystem zu. Ebenfalls brisant: Österreich ist nur eingeschränkt zu strategischer Politik fähig.

Verletzung der Neutralität für Österreich ebenfalls sehr bedrohlich

Die Migrationsströme, die Österreich bereits erschüttern, dürfen aus Sicht der Heeresleitung auf gar keinen Fall klein geredet werden. Sie befinden sich der höchsten Gefahren-Stufe, die das Gesamtsystem bedroht.

Migrationsansturm in SpielfeldBMLVS/GREBIEN
ÖVP-Politikerin Sachslehner hält die Ergebnisse gerade mit Blick auf Migration für alarmierend.

Explosiv für Österreichs Sicherheit sind auch die wirtschaftlichen Engpässen. Als besonders bedrohlich und höchst wahrscheinlich werden Ressourcenkonkurrenz innerhalb der EU-Mitgliedsstaaten, Stagflation (Inflation und Wirtschaftskrise), Rohstoffschicks, gestörte Lieferketten und eine schwere Rezession über ganz Europa eingestuft. Eine hohe Gefahr sieht das Bundesheer auch in der Gefährdung der Neutralität: Von der „neutralitätswidrigen Nutzung des Staatsgebiets“ gehen demnach hohe Risiken aus.

Deutliche Verschiebungen gegenüber 2021 und 2022

Doch recht anders sahen die Risikobilder der beiden vorangegangenen Jahre 2021 und 2022 aus. Versorgungsunsicherheit, Covid-19 und der Systemkrieg zwischen USA und China galten als höchst wahrscheinlich und riskant. Interessant: Von massiven Migrationsströmen nach Österreich ging nach Einschätzung des Bundesheeres schon damals eine große Gefahr aus, nur sie wurde als wesentlich weniger wahrscheinlich eingestuft. Die Konfrontation mit Russland zeichnete sich bereits ab, allerdings galt sie als weniger wahrscheinlich. Ebenfalls als unwahrscheinlich galt die Neutralitätsverletzung.

Fazit: Mit der Ukraine-Invasion hat sich auch die Sicherheitslage Österreichs verändert, und das wahrlich nicht zum Besseren.

Risikobild 2021
Risikobild 2022