Wer sich ein neues Fahrrad anschaffen will, oder Lust auf einen Fahrradurlaub mit der Familie im Sommer bekommen hat, muss sich auf ein möglicherweise unerwartet teures Unterfangen einstellen: Der Hype um das Zweirad schlägt sich mittlerweile in den Preisen nieder, und zwar massiv. Innerhalb von sechs Jahren hat sich der Fahrradpreis hierzulande mehr als verdoppelt. Kosteten Fahrräder im Jahr 2014 in Österreich noch durchschnittlich 740 Euro, so waren es 2020 bereits 1769 Euro – eine Steigerung um 139 Prozent. Ein ähnlicher Trend findet gerade in Deutschland statt, auch wenn man dort von ähnlichen Preishöhen noch weit entfernt ist.

2020: Verkaufszahlen stiegen um 13 Prozent, der Umsatz um 26 Prozent

Die Luxusware von einst, wird auf dem Markt zur Massenware von heute – das ist die normale Dynamik, ob bei Auto, Fernseher oder Computer. Anders beim Fahrrad, hier hat sich der Trend in den vergangenen Jahren umgedreht, aus verschiedenen Gründen.

“Das Fahrrad ist ein Statement und wird auch immer mehr zum Statussymbol”, sagt Sören Zieher, der Gründer der deutschen Fahrradmarke Vpace Bikes. Für Österreich gilt das ganz besonders. Nachdem sich hier der Gesamtabsatz an Fahrrädern vor der Corona-Pandemie schon auf dem Spitzenwert von 400.000 Stück eingependelt hatte, erlebte er im Corona-Jahr 2020 nochmals eine kräftige Steigerung: 496.434 Fahrräder wurden von der heimischen Industrie über den Fachhandel und Sporthandel verkauft, ein Plus von 13 Prozent. Noch stärker stieg der Umsatz: Knapp 878 Millionen Euro wurde mit Fahrradverkäufen umgesetzt, was einer Steigerung von 26 Prozent entspricht.

Deutschland: Gleicher Trend auf niedrigerem Niveau

Auch in Deutschland macht sich der Hype bemerkbar. Das hat ebenfalls zu einem kräftigen Preisanstieg geführt, allerdings auf einem niedrigeren Niveau.

Seit 2019 ist der Preis für ein Fahrrad in Deutschland im Schnitt um rund 15 Prozent gestiegen. Lag der Durchschnittspreis vor zwei Jahren noch bei etwa 1010 Euro, so kostet es nun etwa 1160 Euro. Damit zahlen die Deutschen um rund 150 Euro mehr als 2019 – aber gleichzeitig um durchschnittlich 609 Euro weniger als in Österreich. Am deutlichsten zeichnet sich der Trend nach oben in Deutschland im Bereich der Rennräder und Kinderfahrräder ab: Hier liegt die Preissteigerung zwischen 2019 und 2021 bei jeweils 30 Prozent.

E-Bikes haben in Österreich den höchsten Marktanteil

In Österreich bedeutete der durchschnittliche Preis von 1769 Euro für ein Fahrrad ein Plus von 11,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ein Elektrorad kostete durchschnittlich 3012 Euro (sieben Prozent über dem Jahr 2019). Insgesamt wurden mit E-Bikes 613 Millionen Euro umgesetzt, das sind etwa 70 Prozent des Gesamtumsatzes. Zudem wurden erstmals mehr als 200.000 Elektroräder verkauft. Auf diese entfiel ein Marktanteil von 41 Prozent der insgesamt verkauften Räder. Besonders signifikant ist der Anstieg bei E-Lastenrädern: Mit knapp 950 verkauften E-Cargobikes hat sich das Segment fast verdoppelt.

Nirgendwo sonst werden im deutschsprachigen Raum so viele E-Bikes verkauft. In Deutschland lag der Marktanteil im vergangenen Jahr bei 38,7 Prozent, in der Schweiz bei 34,1 Prozent, in Österreich bei 41 Prozent.

Nachfrage höher als Angebot: Die Hersteller kommen mit der Produktion nicht nach

Als Draufgabe kam die Corona-Pandemie, während der viele das Fahrrad als Alternative zum Auto entdeckten. Die Zahl der Fahrradpendler stieg und mehr Transportwege wurden mit E-Cargobikes erledigt. Auch die Nachfrage nach Service-Dienstleistungen, zwecks Reparatur der alten Fahrradmodelle  ist gestiegen. Eine weitere Rolle spielte der Lockdown: Weil der Handel im Frühjahr 2020 schließen musste, ist eine wichtige Verkaufsphase ausgefallen. Umso rascher wurden die Lagerbestände in sehr kurzer Zeit nach der Wiedereröffnung des Handels abverkauft. Dadurch kam es zu einem Nachholeffekt.

Fakt ist: Die Nachfrage war höher als das Angebot. Die Nachfrage war im letzten Jahr höher, als das Angebot. Viele Händler waren im Sommer bereits ausverkauft – und ebenso viele Lieferanten. Daran hat sich nichts geändert: Zurzeit besteht weltweit eine hohe Nachfrage, was zu Engpässen in den Produktionsketten führt. Denn gleichzeitig produzieren auf Grund der Corona-Krise  zahlreiche Fabriken noch nicht auf voller Kapazität, nicht zu vergessen die Transport-Probleme. Daran wird sich 2021 nichts ändern. Die Frage wird sein, ob die Radhersteller auf die gestiegene Nachfrage reagieren und die Kapazitäten demensprechend ausbauen können.