Es wird immer deutlicher, die De-Industrialisierung Deutschlands schreitet mit Riesenschritten voran. Bei der Präsentation der Zahlen des Chemie-Riesen BASF für das abgelaufene Jahr 2022 gab es eine weitere Hiobsbotschaft für die deutsche Wirtschaft. BASF schließt am Standort Ludwigshafen einige Fabriken, und zwar dauerhaft. Unter anderem jene für die Ammoniakproduktion und TDI – ein Vorprodukt für Beschichtungen, Schaum- und Klebestoffe.

Der BASF Standort in Ludwigshafen

Damit gehen 2600 Jobs verloren, wie „The Pioneer“ berichtet. Der Vorstandsvorsitzende Martin Brudermüller erklärte dazu, dass „er kein Vaterlandsverräter sei, aber hierzulande fehle bei bestimmten Produkten die Nachfrage“.

Ein wirtschaftliches Phänomen unserer Zeit: Mehr Umsatz aber weniger Gewinn

Darüber hinaus sei der Markt überreguliert, die Bürokratie und die gestiegenen Preise für Erdgas täten das Ihre zu der Misere. BASF hat zwar im Vorjahr seinen Umsatz um elf Prozent auf 87 Milliarden Euro steigern können, was damit zu tun hat, dass die Mehrkosten an die Kunden weitergegeben wurden, doch der Gewinn hat sich minimiert. 2022 blieben 6,9 Milliarden Euro über, um elf Prozent weniger als im Jahr zuvor.

Das Logo des Chemie-Giganten BASF beim Headquarter in LudwigshafenAPA/AFP/Daniel ROLAND

Darum wird nun der Sparstift angesetzt. 500 Millionen Euro weniger Ausgaben ist das erklärte Ziel. Die Hälfte davon soll in Ludwigshafen eingespart werden.

USA und Asien werden durch den Abbau in Ludwigshafen gestärkt

Ammoniak ist ein wichtiges Basisprodukt für die Chemieindustrie. Wenn die diesbezügliche Nachfrage sinkt, bedeutet das, dass sich die Industrie diesbezüglich verändert. Das sieht auch Steffen Müller vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) so. Deutschland verändert er sich, meint er: „Gasintensive Produkte werden weniger als vorher in Deutschland produziert werden.“

Die Produktion von Basis-Chemikalien wie Ammoniak wird sich bei BASF künftig auf den Eigenverbrauch konzentrieren. In die Landwirtschaft werden künftig weniger Ammoniak und Düngemittel geliefert werden. TDI werden Kunden aus den USA, China und Korea beziehen müssen. Dort reibt man sich die Hände, während Europa industriell immer mehr in der Bedeutungslosigkeit versinkt. Wohin die Abhängigkeit von Übersee oder Asien führen kann, hat uns die Corona-Pandemie gezeigt. Lehren wurden daraus keine gezogen.