Bei McDonalds gibt es keine Milkshakes mehr. Die für ihre Hühnergerichte bekannte Restaurantkette Nando’s muss 45 ihrer 450 Niederlassungen schließen, weil ihr das Hühnerfleisch ausgeht. Der Tiefkühlhändler Iceland kann nicht – wie sonst – mit dem Lageraufbau für Weihnachten beginnen, weil täglich 30 bis 40 Lieferungen ausfallen. Nicht anders ergeht es dem Lebensmittelhändler Tesco.

Brexit verschlimmert Arbeitskräftemangel

Solche Probleme machen schon seit Wochen Großbritannien zu schaffen. Sie liegen zum einen an Schwierigkeiten mit Lieferungen und Nachschub angesichts von geschlossenen Häfen in China und reduzierter Produktion in Südostasien, wie die deutsche Tageszeitung “Welt” berichtet. Doch diese Schwierigkeiten belasten auch andere Länder. Hinzu kommen Personalengpässe. Diese sind zwar ebenfalls nicht nur auf Großbritannien beschränkt – auch andernorts klagen Betriebe über fehlende Bewerber für freie Arbeitsplätze – doch hat sich hier die Situation im Vereinigten Königreich seit dem Brexit erheblich verschlimmert.

Dem Land fehlen rund 100.000 LKW-Fahrer. Ein Fünftel davon ist auf die Abwanderung von EU-Bürgern zurückzuführen. “Jetzt, wo die Covid-Beschränkungen aufgehoben sind, sehen wir eine deutlichere Spiegelung der Auswirkungen des Brexit und von Problemen aus der Zeit vor der Pandemie”, sagte Andrew Sentance, früheres Mitglied des geldpolitischen Ausschusses der Bank of England, dem “Guardian”. Schätzungen gehen von mehr als einer Million EU-Bürgern aus, die das Land seit dem Ausbruch der Covid-Pandemie verlassen haben. Die neuen Zuwanderungsregeln, seit Großbritannien die EU verlassen hat, machen sich bemerkbar. Darüber hinaus sind während der Pandemie die Führerscheinprüfungen ausgefallen.

Sämtliche Branchen können offene Stellen nicht besetzen

Doch die Personalengpässe sind nicht auf den Transportsektor beschränkt. Auch Gastgewerbe, Bauindustrie, Logistiker, Gesundheitsdienstleister und Lebensmittelverarbeitung klagen über zu wenig Arbeitskräfte, was den Geschäftsbetrieb massiv belastet. So leidet etwa der Verarbeiter von Hühnerfleisch 2 Sisters Food Group einer “chronischen” Knappheit von Produktionsarbeitern. Schweinezüchter wiederum jammern über einen Überhang von 70.000 Tieren, weil ihnen das Personal in den Schlachthöfen fehlt. Dem schottischen Lebensmittelverband Scotland Food and Drink zufolge klagen 93 Prozent seiner Mitglieder über Probleme, offene Stellen zu besetzen, 97 Prozent rechnen mit weiteren Verschlimmerungen.

Eine wachsenden Anzahl an Unternehmen versucht mit Sonderzahlungen Angestellte zu locken. Ein großes Fragezeichen mit Blick auf die Zukunft ist die Entwicklung der Warenpreise angesichts der Engpässe.