So hart wie die D-Mark werde der Euro werden. Das war das Versprechen, das die Politik den Bürgern in den 1990er Jahren gegeben hat. Der Schilling gehörte selbst zum D-Mark-Raum. Die Österreichische Nationalbank hatte ihre Geldpolitik bis zur Einführung des Euro stets an der Hartwährungspolitik der Deutschen Bundesbank ausgerichtet – mit Erfolg. Zumindest waren Wirtschafts- und Wohlstandswachstum in Hartwährungsländern nach dem Zweiten Weltkrieg höher, als in Weichwährungsländern.

"Wir importieren Inflation"

Damit ist es nun vorbei. Der Euro entspricht heute eher der Lira. Wie fatal die Schwäche des Euro zurzeit ist, demonstriert die Wiener Denkfabrik Agenda Austria. Das britische Pfund und der Schweizer Franken haben gegenüber dem Euro bereits an Boden gut gemacht, wie eine Grafik der Agenda Austria zeigt. Darüber hinaus ist aber vor allem die Schwäche im Vergleich zum US-Dollar bemerkenswert – und folgenschwer. In vergangenen Jahr hat der Dollar zum Euro um rund 14 Prozent zugelegt. Dadurch werden in Dollar notierte Produkte wie Öl oder diverse Rohstoffe für europäische Käufer teurer. Auch die Gaslieferverträge mit Russland lauten zum Teil auf US-Dollar.

Das Ergebnis: “Wir importieren also Inflation”, wie die Agenda festhält. Dass die EZB nichts gegen die hohen Preise tun könne, sei schlichtweg falsch, meint Agenda Austria-Ökonom Jan Kluge. “Eine Zinserhöhung würde zu einer Aufwertung des Euro führen und damit helfen, die großteils importierte Inflation zu dämpfen.”

Das gilt insbesondere für das Verhältnis zum Dollar. Die amerikanische Notenbank hat bereits damit begonnen, die Zinsen nach oben anzuheben, in größeren Schritten als gedacht. Damit hat sie den Euro in den vergangenen Wochen weiteres Mal “mächtig auf Talfahrt geschickt”, klagt die Agenda Austria. “Die US-Notenbank handelt, die EZB zaudert.”