Sie solle nicht “die Betreuung von V.” vergessen: Dieses E-Mail eines der jetzt mit Christoph Chorherr mitangeklagten Bau-Tycoons an eine Lobbyistin könnte nun auch Wiens Ex-Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) in Schwierigkeiten bringen: Die 2019 zurückgetretene Wiener Grünen-Chefin spielte eine maßgebliche Rolle bei der Widmung und Genehmigung der Wiener Großprojekte Heumarkt-Tower und Umbau Mariahilfer-Straße. Was viele nicht wissen: Die Umgestaltung zur Fußgeher-Zone könnte einigen Besitzern von Immobilien an dieser Shopping-Meile Wertsteigerungen in gewaltiger Höhe gebracht haben. Ebenso hätte die Umsetzung des Hotel- und Wohn-Projekts am Wiener Heumarkt den Investoren extrem hohe Gewinne beschert.

Vassilakou muss ohnehin beim Prozess aussagen: Die Staatsanwaltschaft wird sie als Zeugin vorladen, sie wird unter Wahrheitspflicht zu den Projekten, zu den Verbindungen zu den Bauunternehmern sowie zu Medienunternehmern und zu Chorherr aussagen müssen.

In der Anklageschrift: Eine Lobbyistin sollte "Einfluss auf Maria Vassilakou nehmen"

Spende für Van der Bellens Wahlkampf verschleiert?

Und auch Österreichs prominentester Politiker wird auf Seite 37 der Anklageschrift der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) erwähnt: Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Ein Wiener Investor, der jetzt im Chorherr-Politkrimi ebenfalls als Beschuldigter geführt wird, hätte 2016 für seinen Wahlkampf gespendet, berichten die Ermittler.

Allerdings sollte diese Zahlung verschleiert werden: Der Investor hätte dies mit Unterstützung einer grün-nahen Lobbyistin erledigt, wie E-Mails zeigen würden. Die Frage, die beim kommenden Prozess zu klären sein wird: Erwartete sich der Spender dafür eine Gegenleistung von Chorherr, Vassilakou und den Grünen, die in der Wiener Stadtregierung saßen?

“Die Aufregung, wenn ein nun wegen Korruptionsverdacht angeklagter Bauunternehmer für den FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer gespendet hätte, wäre in gewissen Medien wohl gewaltig”, meinte dazu ein Anwalt im Gespräch mit dem eXXpress.

Nicht unproblematisch: Eine Spende für VdB - der Spender sollte nicht aufscheinen

Drei Multimillionäre auf der Anklagebank

Bei genauer Analyse der Anklageschrift zeigt sich, dass diese 47 Seiten gewaltig viel Sprengstoff haben. Immerhin werden nicht nur ein in Wien einst einflussreicher Politiker angeklagt, sondern die Justiz wagt sogar die Anklage von drei Multimillionären mit sehr bekannten Namen und besten Beziehungen zu gewissen Massenmedien. Neben dem Wertinvest-Boss Michael Tojner sind auch Signa-Boss René Benko und der Immobilien-Entwickler Günter Kerbler genannt. Bei Schuldsprüchen drohen ihnen mehrere Jahre Haft.

Der eXXpress hat die gesamte Anklageschrift zum Nachlesen.

Angeklagt wegen Bestechlichkeit (noch nicht rechtsgültig): Der Ex-Grüne Christoph Chorherr (60)