Die Realität an den bis zu 1000 Kilometer langen umkämpften Frontabschnitten im Donbass dürfte auch an der Regierung in Kiew nicht vorübergehen: Während deutsche Medien wie die “Bild” noch immer meinen, einige Mehrfachraketenwerfer und zusätzliche Artilleriegeschütze könnten der Ukraine noch zu einem Sieg über ganz Russland verhelfen, plant die ukrainische Streitkräfteführung schon weiter.

Auf Social-media-Kanälen tauchen jetzt immer öfter Grafiken auf, in denen die “regionalen operativen Zonen der ukrainischen Partisanen” verzeichnet sind: Es wird nun offenbar schon ganz bewusst bei der Kriegsführung auch auf den Partisanenkampf gesetzt.

Ukrainische Partisanen.
Gelb auf der Karte verzeichnet: die aktuellen Operationsgebiete der Partisanen.

Befürchtung: Jetzt noch mehr Massaker an Zivilisten?

Militärexperten wissen, was diese Art von Kriegsführung für die beteiligten Männer, aber vor allem für die Zivilbevölkerung bedeutet: Als irreguläre Einheiten werden die Gefangenen meist hingerichtet – und es kam in der Geschichte aufgrund von Partisanentätigkeit und den folgenden Racheaktionen zu schrecklichen Massakern an Zivilisten, besonders bei den Kriegen am Balkan.

Auch die Ukraine hat eine große Tradition im Partisanenkampf: Bis 1956 kämpften Einheiten der UPA gegen die sowjetische Armee und gegen Moskaus Geheimdienst-Einheiten. Die UPA wurde 1942 gegründet und war der militärische Flügel der ukrainischen Nationalisten, am Höhepunkt ihrer Kampftätigkeit sollen bis zu 300.000 Partisanen gekämpft haben.

Während des II. Weltkriegs kollaborierte die UPA anfangs mit dem nationalsozialistischen Deutschland, von dem sie sich vergeblich Unterstützung für einen unabhängigen ukrainischen Staat erhoffte. In dieser Zeit war die UPA an der Tötung von Juden beteiligt. Zugleich waren jedoch auch in der UPA jüdische Kämpfer und Ärzte vertreten.

Kämpfer der ukrainischen Partisanenbewegung UPA, die bis 1956 existierte.
Schon in wenigen Tagen könnte seine Front im Donbass-Gebiet zusammenbrechen: Wolodymyr Selenskyj.