Obwohl die deutsche Bundesregierung angekündigt hat, kein Geld mehr nach Afghanistan überweisen zu wollen, hat sie sich jetzt nach Verhandlungen mit den Taliban für eine Zahlung von 100 Millionen Euro entschieden als “humanitäre Hilfe”. Wie das Debattenmagazin “Tichys Einblick” aber schreibt, handelt es sich dabei aber letztlich um “verdecktes Lösegeld”.

Taliban stufen die Zahlung als Triumph ein

“Die Bundesregierung kauft sich wie üblich das Wohlwollen von Gewaltherrschern mit Geld. Man muss kein diplomatischer Insider sein, um zu erraten, dass die 100 Millionen eine Art Lösegeld für die noch in Afghanistan verbliebenen deutschen Staatsbürger und wohl auch die dortigen afghanischen Ortskräfte sind”, analysiert Ferdinand Knauss in dem Artikel. Wenn es den Deutschen nur um Hilfe für hungernde Afghanen gegangen wäre, hätte sie dafür wohl keinen Sonderbotschafter entsenden müssen, so Knauss, “und vor allem hätten dann die Taliban diese Nachricht nicht derart triumphierend als Erste verbreitet.”

"Einige Dutzende" Österreicher mit afghanischen Wurzeln halten sich derzeit noch in und um Kabul auf

Die deutsche Bundeswehr twitterte am Freitag, sie habe bisher 1649 Menschen aus 38 Nationen über eine Luftbrücke in Sicherheit gebracht. Es ist der bisher größte Evakuierungseinsatz. Bereits ab Samstag sollen zwei Hubschrauber des Typs H145M mit insgesamt 13 Soldaten eingesetzt werden können. Nach Angaben des deutschen Verteidigungsministeriums geht es dabei um eine “Erweiterung der Handlungsmöglichkeiten”. Die Maschinen könnten für die Rettung einzelner Personen aus Gefahrenlagen eingesetzt werden. Es handle sich aber um keinen “Taxi-Service”.

Tausende Afghanen hoffen immer noch auf eine Gelegenheit, nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban mit westlichen Flügen außer Landes zu kommenAPA

Auf den deutschen Evakuierungsflüge sollen nach Angaben des Außenministerium auch die Österreicher, die sich noch in Afghanistan befinden, untergebracht werden. Bisher gelang es demnach, insgesamt vier Personen außer Landes zu bringen. “Einige Dutzende” Österreicher mit afghanischen Wurzeln halten sich laut Außenministerium derzeit noch in und um Kabul auf. Die Zahlen würden sich “laufend ändern”, hieß es am Freitag weiter. Am Donnerstag war noch von 50 Personen die Rede. Ein aus Mitarbeitern des Außenministeriums und Bundesheerangehörigen bestehendes Krisenteam, das die noch in Afghanistan befindlichen Österreicher bei der Ausreise unterstützen soll, werde unterdessen mit der “ersten für heute geplanten Maschine der deutschen Bundeswehr” von Taskent nach Kabul reisen. (APA/red)