Eine hübsche junge Frau in einem roten Traumkleid – hinter ihr: Bilder wie aus einem Alptraum. Jenem Alptraum, den die Ukraine seit mehr als 100 Tagen durchlebt. Ganze Städte wurden dem Erdboden gleichgemacht, Existenzen zerstörtm Millionen Menschen flüchteten, verloren alles – tausende auch ihr Leben.

Was die Ukrainer nicht verloren haben, sind ihr Kampfgeist, ihr Nationalstolz und ihr Mut – ihr Widerstand gegen die russischen Invasoren, der sich immer wieder in kleinen und großen Gesten zeigt. Herzzerreißend und wunderschön in einem ist diese Haltung – und sie zeigt sich auch in Bildern der Schüler einer Modeschule in Kharkiv.

An der “Kharkiv School 134” lernten die Jugendlichen bis vor wenigen Monaten noch, ihrer Kreativität in zarten Stoffen, revolutionären Schnitten und visionären Designs Form zu geben – jetzt sind von den Hallen, in denen sie ihre Ausbildung genossen, nur noch Ruinen übrig. Dennoch wollen die jungen kreativen Ukrainer ein Zeichen setzen – und Russland und der Welt zeigen, dass Putins Bomben zwar ein Gebäude, aber nicht den kreativen Geist zerstören kann.

Erinnerungen an "Schindlers Liste" werden wach

Es ist kein Zufall, dass die junge Modeschülerin mit roten Lippen und einer signalroten Prinzessinnenrobe vor den Trümmern ihrer Ausbildungsstätte steht. Wie ein feuerroter Phönix aus der Asche, eine Vision des puren Lebens vor einer Szene des Grauens. Und ein wenig wie das kleine Mädchen im roten Mantel aus dem ikonischen, Oscar-prämierten Film “Schindlers Liste”, welcher unsdie Schrecken des Zweiten Weltkriegs in den 90er Jahren wieder ins kollektive Gedächtnis rief. 111 ukrainische Schulen wurden bereits durch russisches Bombardement zerstört – aber der unbeugsame Geist ihrer Schüler ist offenbar lebendig wie nie.

Modeschüler hielten Abschlussball vor den Ruinen ihrer Schule ab

Und das zeigen sie nicht nur in diesem einen Foto – auch ihren Abschlussball, eigentlich der heiß ersehnte Höhepunkt am Ende des Schuljahres – ließen sich die Absolventen der Kharkiv School 134 nicht nehmen. Sie hielten den Tanz einfach vor den Ruinen ihrer alten Schule ab – zwischen Schutt, Asche und unter den wachsamen Augen ukrainischer Soldaten, die mit feuchten Augen unter ihren Helmen zusahen.