Die University of Colorado veröffentlichte im vergangenen Jahr eine Liste von Phänomenen im Zusammenhang mit Organtransplantationen. So sollen eine Reihe von Patienten nach dem Eingriff plötzlich neue Eigenschaften und Gewohnheiten entwickelt haben. Die Hypothese der Verfasser: Zellen haben die Gewohnheiten des Spenders eingespeichert, sie können sich „erinnern.“  

Empfänger übernehmen Gewohnheiten des Spenders

Der Autor des Journals, Mitchell Liester, berichtet von Empfängern, die plötzlich scharfe Gerichte lieben, vor der Transplantation jedoch eine Abneigung für scharfes Essen empfunden hätten. Ein Empfänger soll plötzlich großer Fan von klassischer Musik geworden sein – die Spenderin war auf dem Weg zum Geigeunterricht erschossen worden. Ein anderer habe nach der Transplantation ungewöhnliche sexuelle Empfindungen entwickelt – die Spenderin war eine lesbische Frau gewesen. Während die einen sich diese Phänomene als Verarbeitungsprozess des dankbaren Organspende-Empfängers erklären, sind andere durchaus von den in Zellen festgesetzten Erinnerungsmechanismen überzeugt. Weder das eine, noch das andere konnten bisher wirklich bestätigt werden. 

Wissenschaftliche Erklärung: Einbildung im Verarbeitungsprozess

Franz Immer, Chef der Schweizer Gesellschaft für Organspende und Transplantation, erklärt sich das Phänomen mit psychologischen Verarbeitunsgprozessen. “Patienten verspüren eine große Dankbarkeit gegenüber dem Spender, der ihnen eine neue Lebensqualität, oftmals auch das Überleben ermöglicht hat. Praktisch alle Empfänger feiern das Transplantationsdatum wie einen zweiten Geburtstag und gedenken des Spenders und seiner Familie.” Die neuen Gewohnheiten und Eigenschaften entstünden “bei der Verarbeitung von diesem so lang ersehnten Geschenk einer Organspende.” Die Empfänger würden den Spender nämlich “glorifizieren.”