Die Inflation in Deutschland ist im April überraschend ein weiteres Mal gestiegen, auf 7,4 Prozent. Dies ist der höchste Stand seit dem Herbst 1981, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Im März lag die Teuerung bei 7,3 Prozent.

Auch Nahrungsmittel werden immer teurer

Dabei gibt es Abweichungen zwischen den Bundesländern. In Nordrhein-Westfalen – also ausgerechnet dem bevölkerungsreichsten Bundesland – kletterte die Teuerungsrate im April auf 7,7 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit 1973. In Baden-Württemberg betrug die Preissteigerung gegenüber dem Vormonat 7,0 Prozent – das ist das höchste Niveau seit Anfang 1974.

Die Verbraucher spüren die steigenden Preise mittlerweile nicht nur beim Tanken und Heizen – also den Energie- und Rohstoffpreisen – sondern auch bei den immer teureren Nahrungsmitteln. Kurz: Die Verbraucherpreise ziehen auf breiter Front an, nicht nur rund um Energie.

2020 lag die Inflation im Jahresschnitt noch bei 0,5%

Die deutsche Regierung rechnet heuer mit einer Inflation von durchschnittlich 6,1 Prozent – was der höchste Stand seit 1981 wäre. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr lag die Rate bei 3,1 Prozent und 2020 nur bei 0,5 Prozent.

Als Grund für die steigenden Preise werden der Ukraine-Krieg und die anziehenden Energiepreise angeführt. Kritiker sehen die hohen Preissteigerungen aber auch als Folge der steigenden Staatsverschuldung, einhergehend mit der ultralockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese hat durch Anleiheankäufe die Geldmenge stetig ausgeweitet und den Leitzins bei null belassen.

EZB-Chefin Christine Lagarde hat den Leitzins bisher nicht angehobenAPA/AFP/Daniel ROLAND

Größte Vermögensvernichtung seit 1945

Der nach wie vor auf null festgefrorene Leitzins der EZB erhöht die Dramatik der Inflation enorm. Inflationsraten von leicht über sieben Prozent gab es zuletzt in den 1970er Jahren, allerdings war damals der Leitzins damals deutlich, in weiterer Folge war der Nominalzins auf Spareinlagen in Deutschland höher. Der Realzins sank daher auf minus zwei Prozent – kurzzeitig lag er sogar noch niedriger – in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre pendelte er wieder zwischen null und minus ein Prozent. Anders heute, wo die Realzinsen mittlerweile bei minus fünf Prozent (!) liegen. Das ist die größte Vermögensvernichtung seit dem Zweiten Weltkrieg.

Ermittelt wird die Inflation über den Verbraucherpreisindex, der die durchschnittliche prozentuale Veränderung des Preisniveaus bei ausgewählten Waren und Dienstleistungen feststellt, die von privaten Haushalten für Konsumzwecke gekauft werden. Ausgangspunkt ist der so genannte Warenkorb, der sämtliche Waren und Dienstleistungen enthält, die aktuell von den Konsumenten am häufigsten gekauft werden.