Die Coronakrise hat nicht nur eine epidemiologische und virale Bedeutung, sondern auch eine gesellschaftliche – und zwar beeinflusst die Pandemie nicht nur unser Wohlbefinden, unsere Psyche und unser Verhalten, sondern langfristig auch unsere Krebsvorsorge.

Und das absolut nicht positiv, wie ein Gremium österreichischer Experten warnt. Denn: Durch die anhaltende Pandemie, die das Gesundheitssystem zusätzlich belastet, vernachlässigen wir wichtige Vorsorgeuntersuchungen. Das, und die Erfahrung aus Zeiten besonders hoher Fallzahlen und Bettenbelegungen in den Krankenhäusern, zeigt die Bilanz aus den ersten 1,5 Jahren Pandemie. Noch klarer wird das Bild durch einen Blick auf die Statistik: Allein in der Corona-Zeit wurden bis zu elf Prozent mehr Krebstote verzeichnet als in den Jahren vor Covid-19.

Corona führt zu gefährlicher Trendumkehr in Sachen Krebs

Krebs ist eine der häufigsten Todesursachen in Österreich – etwa ein Viertel aller Todesfälle im Jahr sind auf eine Krebserkrankung zurückzuführen. Laut Statistik Austria erkranken in Österreich jährlich etwa rund 40.000 Menschen an Krebs, in den Jahren zwischen 2008 und 2018 bewegte sich die Zahl der Neudiagnosen aller Karzinome im ganzen Land konstant zwischen 39.158 Fällen insgesamt (niedrigster Wert, 2010) und 42.233 (höchster Wert in diesem Zeitraum, 2017), wobei sich die Fälle relativ gleichmäßig auf Frauen und Männer aufteilen (mit geringfügig mehr diagnostizierten Krebserkrankungen bei Männern als Frauen).

Im Jahr 2018 wurden in Österreich bei insgesamt 42.219 Menschen Krebsneuerkrankungen dokumentiert, 22.700 bei Männern und 19.519 bei Frauen. Bei 11.058 Männern und 9.373 Frauen führte eine Krebserkrankung im Jahr 2018 zum Tod. Zum Jahresende 2018 lebten in Österreich 366.843 Personen mit der Diagnose Krebs, viele mit guter Hoffnung und guten Chancen, den Kampf gegen diese heimtückische Krankheit zu gewinnen. Denn: Vor Corona gingen sowohl das Risiko einer Neuerkrankung als auch das Sterblichkeitsrisiko bei einer Krebserkrankung zurück – ein Trend, den Corona jedoch schlagartig umgekehrt hat.

Experte: "Corona wird bis zu 2200 Krebstote im Jahr mehr fordern"

Seit Ausbruch der Coronakrise ist die an Krebs-Früherkennungsuntersuchungen massiv eingebrochen, wie der Präsident der Österreichischen Krebshilfe, Paul Sevelda, am Dienstag im Rahmen eines Pressegesprächs zu den Herausforderungen in der Krebsbehandlung während der vergangenen eineinhalb Jahre erklärte.

Konkret ist die Zahl an Untersuchungen hatte im ersten Lockdown zwischen 50 bis 60 Prozent zurückgegangen. Nun rechnet der Experte allein aufgrund mangelnder Früherkennung mit fünf bis zu elf Prozent mehr Todesfällen in naher Zukunft – und dabei sind mögliche Todesfälle aufgrund mangelnder Versorgungsmöglichkeiten im Fall neuerlicher Wellen und damit verbundenen Triagen noch gar nicht einberechnet. Ausgehend von den 20.000 bisher registrierten Krebstoten im Jahr bedeutet das zwischen 1000 und 2200 mehr Krebstote pro Jahr allein in Österreich, die die Pandemie zusätzlich fordert.