Am heutigen Donnerstag ist es genau eine Woche her, dass Wladimir Putin den Befehl für den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine gab. Am achten Tag nachdem der erste russische Soldat die Grenze zur Ukraine überschritten hat, ist die Ukraine schwer gezeichnet von den heftigen Attacken Russlands, aber ungebrochen. Aus dem “Blitzkrieg” den Putin laut Insider-Informationen im Sinn hatte, ist nichts geworden – stattdessen weht dem Kremlchef ein rauher Wind entgegen – einerseits durch den wehrhaften Widerstand der Ukraine selbst, andererseits durch die massive Welle der Solidarität aus dem Westen, mit der Putin so nicht gerechnet haben dürfte. Der “Zar”, über dessen Gesundheits- und Geisteszustand im Angesicht des Kriegs immer mehr getuschelt wird, soll alles andere als erfreut sein über die Entwicklungen seiner “Spezialoperation”, wie er seinen blutigen Krieg nennt. Zuletzt war Putin immer unnahbarer geworden, auch für seine engsten Vertrauten – er habe sich zunehmend isoliert und unkontrollierte Wutausbrüche gehabt, so hieß es. Zuletzt schockte er die breite Öffentlichkeit mit der Alarmierung seiner Atomstreitkräfte – seitdem war es still um ihn. Doch nun wird die Welt wieder etwas von Putin hören – und dementsprechend hält sie den Atem an.

Live-Übertragung von Putins Treffen mit Nationalem Sicherheitsrat im TV

Es steht nämlich das Treffen Putins mit Vertretern des Nationalen Sicherheitsrates in Moskau an. Dieses für heute vereinbarte Treffe soll im TV übertragen werden, wie Kreml-Sprecher Dmitri Peskow laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax vermeldete. Dabei sei auch davon auszugehen, dass Putin auf die in der Ukraine gefallenen russischen Soldaten eingehen wird – bislang ein großes Tabuthema in diesem Krieg, der auch zum Informations- und Propagandakrieg zwischen Russland und der Ukraine wurde. Während der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyi am späten Mittwochabend nach heftigen Kämpfen bereits von 9000 gefallenen russischen Soldaten sprach, nachdem die Ukraine einige Stunden zuvor noch von knapp unter 6000 toten Russen sprach, äußerte sich Moskau lange überhaupt nicht und bestätigte am Mittwochnachmittag “nur” den Tod von 498 eigenen Soldaten. Beide Zahlen sind, wie der eXXpress immer wieder betont, mit höchster Vorsicht zu genießen – eine unabhängige Überprüfung dieser Werte ist in den Wirren des Kriegs unmöglich.

Kreml dementiert Gerüchte um Kriegsrecht und Generalmobilmachung

Aber nicht nur die “offiziellen” Zahlen zu den gefallenen russischen Soldaten sind ein heißes Thema, auf das Putin eingehen sollte. Am Mittwoch häuften sich auch Gerüchte und Berichte, die offen spekulierten, dass Putin das Kriegsrecht in Russland ausrufen wollte.  Dies dementierte Kremlsprecher Peskow allerdings vehement  – das seien nichts als Falschmeldungen. Auch die hartnäckigen Spekulationen darüber, dass  Männern im wehrfähigen Alter ab Dienstag die Ausreise aus Russland untersagt werden solle, tat Peskow als “Zeitungsenten” ab. Zahlreiche junge russische  Männer hatten zuvor gemeldet, Russland lieber zu verlassen, als für den Krieg gegen die Ukraine eingezogen zu werden. Sie wollten im Ausland warten, bis der Krieg vorbei ist, das Thema “Auswandern” trendete in Moskau und St.Petersburg auf Google bei Höchstwerten (der eXXpress berichtete).

Putin droht in Telefonat mit Macron mit weiteren Forderungen an die Ukraine

In einem Telefonat mit dem französischen Staatschef Emmanuel Macron hat der russische Präsident Wladimir Putin weitere russische Forderungen an die Ukraine angedroht. Zuvorderst gehe es um die Demilitarisierung der Ukraine und deren neutralen Status, bekräftigte der Kreml am Donnerstag. Putin habe betont, dass die Ziele der militärischen „Spezial-Operation“, wie Russland den Krieg bezeichnet, in jedem Fall erreicht werden. „Versuche, Zeit zu gewinnen, indem die Verhandlungen in die Länge gezogen werden, führen nur zu zusätzlichen Forderungen an Kiew in unserer Verhandlungsposition“, betonte der Kreml zufolge.

Putin habe Macrons Ansprache an die Nation und dessen Kernaussagen kritisiert, hieß es weiter. So habe Macron gesagt, Russlands Begründung, in der Ukraine gegen Nationalsozialisten zu kämpfen, sei eine Lüge. Dies habe Putin zurückgewiesen und dem französischen Präsidenten „begründete Erklärungen zur bedeutenden Rolle der Neonazis in der Politik Kiews“ geliefert, teilte der Kreml mit.

Zudem habe Putin kritisiert, dass die Ukraine jahrelang gegen die Vereinbarungen des Friedensplanes von Minsk verstoßen und der Westen nichts dagegen unternommen habe. „Der langjährige Völkermord an der Zivilbevölkerung im Donbass, der zu zahlreichen Opfern geführt und Hunderttausende Menschen gezwungen hat, in Russland Asyl zu suchen, wird totgeschwiegen“, zitierte der Kreml den russischen Präsidenten.