In den 90er-Jahren wurde er regelmäßig unter die “wichtigsten Deutschen” gewählt, zwischenzeitlich rangierte er sogar auf dem zweiten Platz direkt hinter dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl – doch tatsächlich ist er ein “echter Wiener”: Helmut Thoma.

Im geschichtsträchtigen Jahr 1939 in der österreichischen Bundeshauptstadt geboren, sollte auch er selbst Geschichte schreiben – Mediengeschichte. Thoma war es nämlich, der “RTL” unter seiner Führung (1984 bis 1998) durch eine Reihe an mutigen Innovationen zu einem der größten Fernsehsender Deutschlands machte.

Mittlerweile hat er die Medienwelt – zumindest management-technisch – lange hinter sich gelassen: Nach “RTL” ging Thoma als zum Mobilfunkanbieter “Freenet” (ehemals Mobilcom), wo er sich als Aufsichtsratschef mehr als zwanzig Jahre ebenfalls mit Visionärsgeist engagierte – seine Ideen und Vorschläge aber leider durch ein “desinteressiertes” Management oftmals abgebremst wurden, wie er nun verrät. Denn Thoma, der am heutigen 3. Mai seinen 83. Geburtstag feiert, zieht sich nach mehr als zwei Jahrzehnten aus dem Vorstand von “Freenet” zurück. Zum Abschied zieht er eine ehrliche – und dabei auch schonungslose Bilanz.

Abrechnung mit "Freenet"

Wie er in einem Interview mit dem deutschen “Handelsblatt” unverblümt erzählt, hätte er noch größere Pläne gehabt – doch im Gegensatz zur Medienwelt wurden ihm beim Mobilfunkanbieter Stolpersteine in den Weg gelegt. Rückblickend geht er mit dem Management von “Freenet” hart ins Gericht, insbesondere von CEO Vilanek ist er enttäuscht.

Thoma, der RTL groß gemacht hatte, hatte ähnlich dimensionierte Visionen für den Mobilfunkanbieter – und in diesem Sinne im Jahr 2010 auch den amtierenden Vorstandschef Christoph Vilanek ins obere Management bestellt. “Eine absolute Fehlentscheidung”, wie Thoma nun resümiert.

Thomas Visionen prallten an Freenet-CEO Vilanek ab

Er habe mit Vilanek zwecks Neustrukturierung einen “operativ starken, jungen, innovativen Manager” gewinnen wollen und dabei “voll danebengegriffen”, so Thoma gegenüber dem “Handelsblatt”. Er hätte Vilanek persönlich immer wieder Vorschläge gemacht – beispielsweise eine Kooperation mit dem chinesischen Digitalkonzern Tencent. Doch davon – und von vielen anderen Ideen Thomas – habe Vilanek nichts wissen wollen, davon habe ihn “nichts wirklich interessiert”.

Umbruch zum 83. Geburtstag

Nun widmet sich Thoma selbst einmal mehr neuen, eigenen Interessen – mit seinem Abschied von “Freenet” ist zu erwarten, dass es in seinem neuen Lebensjahr ein wenig ruhiger um die Managerlegende wird, und er mehr Zeit für sich und seine Frau Danielle einräumt. Doch wer weiß – Thoma wäre nicht Thoma, wenn er nicht noch für die ein oder andere Überraschung gut wäre.