Der eine fährt eine harte Linie mit verschärften Maßnahmen, der andere spricht primär von Impfanreizen. Beide rote Landeshauptleute halten ihren Weg in Wien bzw. im Burgenland für beispielgebend. Doch abgesehen von ihrer Kritik an der Bundesregierung verbindet sie nichts. Nun könnte es endgültig krachen, denn Wiens Bürgermeister Michael Ludwig prescht mit neuen Vorschlägen, die bundesweit umgesetzt werden sollen, vor.

Schon seit Monaten verfolgt Wiens Bürgermeister Michael Ludwig eine strengere Corona-Linie. Inmitten der vierten Welle sieht er sich darin voll und ganz bestätigt. Wien sei bisher “den konsequenten Weg der Sicherheit” gegangen und wolle den fortsetzen. Bei der Landeshauptleute-Konferenz am Freitag wolle Ludwig eine “bundeseinheitliche Regelungen bei der Impfpflicht” durchsetzen. Einen weiteren Lockdown für alle schließt Ludwig auch nicht mehr aus. Schon in der Vergangenheit hätten andere Bundesländer die Wiener Maßnahmen übernommen. Einen dürfte das ganz und gar nicht freuen, nämlich Ludwigs roten Landeshauptmann-Kollegen Hans Peter Doskozil.

Hohe Impfrate und erfolgreiche Impf-Lotterie im Burgenland

Der burgenländische Landeshauptmann meldet sich nicht minder lautstark zu Wort, vor allem wenn es um Kritik an der Bundesregierung geht. Doch sein Corona-Kurs im Burgenland unterscheidet sich grundlegend von dem in Wien. Doskozil darf sich zurzeit über die österreichweit höchste Impfrate freuen: 82 Prozent der Burgenländer haben einen Stich erhalten, 70,8 Prozent sind vollständig immunisiert. Das ging aber ganz ohne verschärfte Maßnahmen.

So wurde etwa in der vorigen Woche die burgenländische Impflotterie ausgespielt. 1000 Sachpreise, darunter drei Autos, wurden unter jene Burgenländern verlost, die gegen das Coronavirus geimpft sind und sich für das Gewinnspiel angemeldet haben. Auf 10.000 zusätzliche Erstimpfungen hatte Doskozil gehofft, als er die Aktion Anfang September angekündigt hat, 12.911 zusätzliche Erststiche  wurden im Rahmen der Impflotterie schließlich verzeichnet. So geht’s!

FFP2-Pflicht und schärfere Regeln für Kinder in Wien

Zwar schließt Doskozil weitere Verschärfungen mittlerweile auch nicht mehr ganz aus, doch fast mantraartig warnt er vor “Schikanen und Drohungen”, es brauche vielmehr positive Anreize zum Impfen – so wie im Burgenland. Auch sonst sei sein Weg beispielgebend für den Bund, darunter zusätzliche Impfzentren, wo man sich wochentags ohne Anmeldung impfen lassen kann.

In Österreichs östlichstem Bundesland kann von schärferen Maßnahmen wie in Wien noch keine Rede sein. Dazu gehört etwa eine FFP2-Pflicht für Kunden im gesamten Wiener Handel, die ab Donnerstag auch auf alle Innenräume ausgeweitet wird, selbst wenn man geimpft oder genesen ist. Gleiches gilt für das Personal bei körpernahen Dienstleister und in der Gastronomie, wo sich Gäste nur mit Maske vom und zum Tisch hin bewegen dürfen. In gewissen Bereichen gilt ab Freitag in Wien eine 2Gplus-Regelung: Geimpfte oder genesene Personen dürfen Nachtgastronomie und Events ab 25 Personen nur mehr besuchen, wenn sie zusätzlich einen PCR-Test-Ergebnis vorweisen. Schulkinder bis zu elf Jahren brauchen einen “Ninja-Pass” (Schultests) als 2G-Nachweis, 12- bis 15-Jährige müssen einen 2,5-G-Nachweis vorlegen.

Bürgermeister Ludwig konnte im Vorfeld dem “Lockdown für Ungeimpfte” viel abgewinnen, Doskozil bezweifelte hingegen dessen Sinnhaftigkeit und praktische Umsetzbarkeit. Kaum zu glauben, dass Doskozil auch Ludwigs bisherige Maßnahmen in Wien auch gerne im Burgenland verwirklicht sieht, von Impfpflicht und Lockdown für alle ganz zu schweigen.