Alarmierende Worte fand Emmanuel Macron beim EU-Gipfel in Versailles anlässlich des Kriegs in der Ukraine. Europa müsse sich auf alle Szenarien in Bezug auf russisches Gas vorbereiten, unterstrich Frankreichs Präsident vor Reportern zu Beginn des Gipfels.

Macron zufolge kann Russland Gaslieferungen als Druckmittel einsetzen. Er nahm die Erklärung des russischen Staatschefs Wladimir Putin zur Kenntnis, wonach die Lieferung russischer Energieressourcen nach Europa fortgesetzt werden soll. “Aber bis wann… Das weiß niemand”, fügte Macron hinzu.

Europas Staatschefs kamen am Donnerstag zum EU-Gipfel nach Versaillesgetty

Macron pessimistisch betreffend Ende der Kriegs: "Keine Lösung in den nächsten Tagen"

Darüber hinaus sprach der französische Staatschef über die Abhängigkeit und Verwundbarkeit der europäischen Länder in dieser Angelegenheit. Frankreich sei allerdings weniger von russischem Gas abhängig als eine Reihe anderer europäischer Länder.

Betreffend eine Verhandlungslösung und eine baldiges Ende des Krieges zeigte sich Macron nicht zuversichtlich: “Ich bin besorgt und pessimistisch. Es wird keine Lösung in den nächsten Stunden und Tagen geben.” Dennoch halte er den intensiven Kontakt zu Kremlchef Wladimir Putin aufrecht. “Wir sprechen in den kommenden Stunden erneut mit Putin.”

Macron begrüßt Nehammer zum Gipfel in VersaillesGetty

Nehammer: Kurzfristig müssen wir die Energiespeicher voll kriegen

Betreffend die Energieversorgung für Österreich unterstrich Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP): Kurzfristig seien die Energiespeicher für den nächsten Winter vollzukriegen, mittelfristig versuche Österreich von der Abhängigkeit von russischem Gas wegzukommen, “das ist ein langwieriger Prozess”.

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) beim Sondergipfel der EU-Staats- und Regierungschefs im französischen VersaillesAPA/BKA/FLORIAN SCHRÖTTER

Kanzler Nehammer begrüßt Investitionspaket, bleibt zurückhaltend bei EU-Beitritt der Ukraine

Die EU-Staatschefs diskutierten auch, wie man die wirtschaftlichen Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine über ein neues Investitionspaket abfedern könnte. “In einer Krise ist es immer notwendig, gegen die Krise zu investieren”, sagte Nehammer. “Investitionen sind jetzt notwendig und wichtig, genauso auch, dass man sie gemeinschaftlich durchführt.”

Nehammer zeigte sich erneut zurückhaltend betreffend einen EU-Beitritt der Ukraine. Ein solches Beitrittsgesuch sei “extrem langwierig und sehr komplex”. Die Ukraine brauche jetzt Solidarität sowie rasche und unbürokratische Hilfe. Es gebe Beitrittsgesuche auch von Georgien und Moldawien, ebenso seien Staaten am Westbalkan massiv an einem Beitritt interessiert.

Wie erlangt Europa langfristig mehr Unabhängigkeit von anderen Energielieferanten?