In der gesamten Ukraine häufen sich Blackouts. Das steigert auch den Unmut der Menschen. Erst kürzlich protestierten junge Familien in Odessa gegen die anhaltende Stromknappheit.

Junge Eltern blockieren in Odessa die Straße aus Protest über den ausbleibenden Strom.

Nun wurde bekannt: Mit Ausnahme von drei Kernkraftwerken wurden mittlerweile alle ukrainischen Kraftwerke von russischen Raketen beschädigt. Das erklärte am Dienstag der Leiter des nationalen Energieunternehmens Ukrenergo, Wladimir Kudritski.

Stromausfälle werden bis Ende März anhalten

“Wir haben fast keine Wasserkraftwerke oder Wärmekraftwerke mehr, die nicht beschädigt sind”, berichtet Kudritski. “Mit Ausnahme von drei Kernkraftwerken (Rowno, Chmelnizki und Südukraine), die sich in Gebieten befinden, die von der ukrainischen Regierung kontrolliert werden, sind alle anderen großen Kraftwerke seit dem 10. Oktober beschädigt worden.”

Der Ukraine geht der Strom aus. Im Bild: das AKW Saporischschja.

Die Ukraine muss sich wegen der beschädigten Infrastruktur wohl auf Stromausfälle bis Ende März einstellen. “Ich möchte, dass jeder versteht: Die Ukrainer werden höchstwahrscheinlich bis mindestens Ende März mit Stromausfällen leben müssen”, schrieb Serhij Kowalenko, Chef des großen privaten Energieversorgers Jasno in Kiew, auf seiner Facebook-Seite. „Legen Sie einen Vorrat an warmer Kleidung und Decken an und überlegen Sie, wie Sie auch einen längeren Stromausfall überstehen können.”

950.000 Kunden vollständig vom Strom getrennt

Mittlerweile wurden Beschränkungen bei der Stromverteilung eingeführt, was dazu geführt hat, dass mehr als 950.000 Kunden vollständig vom Stromnetz getrennt seien. In einigen Regionen der Ukraine sind die Temperaturen bereits unter den Gefrierpunkt gefallen, auch in der Hauptstadt Kiew.

Auch Kiew ist vom Stromausfall stark betroffen.

Der ukrainische Premierminister Denis Shmygal sagte zuvor, dass fast 50 Prozent des Energiesystems des Landes lahmgelegt worden seien. Die Ukraine fordert deshalb vom Westen weitere Euro-Milliarden zum Wiederaufbau der Energie-Infrastruktur. Doch selbst wenn das Geld fließt, dürfte es eine gute Weile dauern, bis wieder mehr Strom in der Ukraine produziert wird.

Ein Angebot Kiews dürfte auf jeden Fall nicht mehr im Raum stehen, nämlich Atomstrom an Deutschland zu liefern. Angesichts der jetzigen Engpässe ist daran in der Ukraine wohl nicht zu denken.