Während in anderen europäischen Ländern der Besitz von Cannabis teilweise noch mit drakonischen Strafen geahndet wird, soll in Deutschland „Gras“ künftig legal zu haben sein. Das berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) unter Hinweis auf Informationen, die das deutsche Gesundheitsministerium unter Karl Lauterbach (SPD) vorgelegt hat. Demnach sollen Kauf und Besitz von 20 Gramm Cannabis ab dem Alter von 18 Jahren in Zukunft straffrei sein. Außerdem soll der Eigenanbau von bis zu zwei Cannabis-Pflanzen erlaubt werden. Die Menge des berauschenden Wirkstoffs THC im legalisierten Cannabis soll maximal 15 Prozent betragen.

Um „cannabisbedingte Gehirnschädigungen“ zu verhindern, sollen an Jugendliche zwischen 18 und 21 Jahren aber nur Produkte mit einem THC-Gehalt von höchstens zehn Prozent verkauft werden dürfen. Werden Jugendliche unter 18 Jahren künftig mit Cannabis erwischt, gilt auch für sie die Straffreiheit. Im schlimmsten Fall können sie von deutschen Jugendämtern zur Teilnahme an Aufklärungskursen in Sachen Drogen verdonnert werden.

Lauterbach: Cannabiskonsum gehört zu einer modernen Gesellschaft dazu

Mit Blick auf die Standorte von lizenzierten Cannabis-Geschäften in Deutschland soll es künftig Mindestabstände zu Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen geben. Trotz Legalisierung soll es aber untersagt bleiben, für Cannabisprodukte zu werben. Neben lizenzierten Geschäften wird auch überlegt, Marihuana in Apotheken zu verkaufen. Die Begründung: So könne der Schwarzmarkt auch am Land besser bekämpft werden. Wann genau „Gras“ in Deutschland legalisiert wird, ist zurzeit noch unklar. Während der deutsche Finanzminister Christian Lindner (FDP) eine Cannabis-Legalisierung schon für 2023 in Aussicht stellte, sagte der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert, es sei „eher unwahrscheinlich“, dass das Gesetz zur Cannabis-Legalisierung vor 2024 in Kraft trete.

Gesundheitsminister Lauterbach hat es aber offenbar eilig, wie auch die jüngsten Informationen zeigen. Im Sommer dieses Jahres erklärte er, dass Cannabis in Deutschland von vier Millionen Erwachsenen genutzt werde. Laut Lauterbach gibt es in puncto Marihuana derzeit noch einen großen Schwarzmarkt und organisierte Kriminalität. Zudem gäbe es leider immer wieder Verunreinigungen in Cannabis, sprich beigefügte Mittel, um Menschen zu härteren Drogen zu verführen. Für den deutschen Gesundheitsminister ist jedenfalls klar: „Cannabiskonsum in Maßen, gut abgesichert, in Qualität und ohne Beschaffungskriminalität ist etwas, was man akzeptieren muss und was zu einer modernen Gesellschaft dazugehört.“

Der deutsche Gesundheitsminister Wolfgang Lauterbach drängt auf eine Cannabis-Legalisierung

Cannabis (lateinische Bezeichnung für Hanf) ist derzeit bloß in zwei Ländern legal: Uruguay und Kanada. Obwohl die Niederlande als das europäische Cannabis-Mekka gelten, ist Marihuana dort illegal – sowohl der Anbau als auch der Verkauf und der Konsum –, aber nicht strafbar. Seit 1976 sind weiche Drogen in den Niederlanden lediglich geduldet. In Österreich ist der Cannabis-Konsum gegenwärtig nur zu medizinischen Zwecken möglich.

Soll Cannabis auch in Österreich legalisiert werden?