Über Österreichs Energieversorgung weiß Walter Boltz Bescheid wie nur wenige. Von 2001 bis 2016 war er Chef der Regulierungsbehörde E-Control. Nun wurde Boltz aus aktuellem Anlass – Österreichs Gaskrise – zu einer TV-Diskussion eingeladen, und die nahm eine Wendung, mit der die ebenfalls geladene Energieministerin nicht gerechnet hatte.

Gewessler: Lage ist sehr, sehr ernst

Leonore Gewesslers Untätigkeit bisher war im eXXpress schon mehrmals beklagt worden. Jetzt, wo die Lage endgültig brisant ist, macht auch sie daraus kein Geheimnis mehr – und bemüht den Zusammenhalt im Land. In “Pro & Contra” auf Puls 24 sprach sie von einem “nationalen Kraftakt”, die Situation sei “sehr, sehr ernst”, alle müssten nun an einem Strang ziehen, auch die Bürgermeister – letztlich wir alle.

Jahrelang im Vorstand der E-Control: Walter Boltzwww.annarauchenberger.com / Anna Rauchenberger

Doch verantwortlich für die Energiepolitik ist eben Gewessler. Die Grünen wollten ja auch unbedingt ein solches Mammut-Ministerium für ihre für ihre Ministerin haben. Davon sind sie während der Koalitionsverhandlungen allen Warnungen zum Trotz nicht abgerückt. Frustrierte Industrielle, die in den vergangenen Wochen aufgrund von Gewesslers Untätigkeit nach einem eigenen Energieminister oder zumindest einem Energie-Staatssekretär gerufen haben, blieben ungehört – der eXXpress berichtete.

Im März hätte Gewessler reagieren müsen

Dass Gewessler auch etwas tun hätte können, das bestätigte nach ihrem Statement umgehend der ebenfalls eingeladene Walter Boltz. Auf die Frage, was getan hätte werden müssen, um das jetzige Fiasko zu verhindern, erklärte Boltz: Man hätte im März schlicht Flüssiggas bei den Entlade-Terminals in Italien kaufen müssen. Von dortigen LNG-Tankern hätte Österreich das nötige Gas damals noch erhalten. Dann hätte es auch weitergeleitet werden können zum Knotenpunkt in Baumgarten. Ende.

Nun drohen 80.000 Arbeitslose

Schallender hätte die Ohrfeige für Gewessler kaum sein können. Die Ausführungen strafen auch all jene Lügen, die kaum Handlungsmöglichkeiten für die Energieministerin seit der Invasion in die Ukraine gesehen haben. Anstatt sich um Österreichs Energiereserven zu kümmern, war Gewessler bis in den April damit beschäftigt, eine neue Straßenverkehrsordnung bis ins Detail auszufertigen, die Radfahrern das Überqueren der Kreuzung bei Rot gestattet.

Gewesslers Verantwortung ist groß: Wie ebenfalls schon berichtet drohen ohne Gas verheerende, kaum abzuschätzende Folgen für Österreichs Industrie samt 80.000 Arbeitslosen