Diese harte Wahrheit dürfte die Gas-Preise im Großhandel nicht wirklich sinken lassen: “Es gibt zwar noch die Möglichkeit, dass eine der insgesamt vier Leitungen der beiden Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 unbeschädigt geblieben ist. Mit Sicherheit wissen wir das noch nicht, es sieht aber danach aus”, erklärt Dr. Carola Millgramm, eine der Top-Experten von der Energie-Regulierungsbehörde E-Control.

Gewissheit, ob zumindest über die vierte Leitung der beiden schwer beschädigten Pipelines Gas nach Westeuropa kommen könnte, wird es vermutlich erst in einigen Wochen geben. Die Reparatur der anderen drei bei der Insel Bornholm gesprengten Gas-Röhren der beiden Pipeline-Routen werde wesentlich länger dauern, meint Dr. Millgramm: “Wir müssen damit rechnen, dass diese Pipelines den ganzen Winter ausfallen.”

In der Nacht auf Donnerstag kam dann die nächste schlechte Nachricht: Es wurden nicht nur drei, sondern insgesamt vier Sprengungen an den beiden Pipelines durchgeführt. Techniker halten die Schäden für irreparabel, das heiß, die Leitungen müssen neu verlegt werden – was Monate dauern könnte.

Dr. Carola Millgramm, E-Control

Füllstand von Österreichs Gas-Speichern sei "gut"

Wie der eXXpress bereits berichtet hat, war Nord Stream 1 Österreichs “Sicherheits-Leitung”, falls die Versorgung mit Gas über die Leitungen, die über die Ukraine verlaufen, ausfällt. Das war heuer bereits der Fall, sagt die E-Control-Expertin: “Nord Stream 1 war aber ohnehin schon technisch auf dem Maximum. Dass die Situation angespannt ist, kann so gesagt werden. Aber wir müssen nicht in Panik verfallen.”

Dafür, dass wir Österreicher den Winter weiterhin ohne massive Gas-Ausfälle mit darauf folgenden Werks-Schließungen, Arbeitslosigkeit und sozialen Unruhen überstehen werden, gebe es zwei Gründe, meint Dr. Millgramm: Erstens komme noch immer Gas über die Pipelines über die Ukraine zu uns, und zweitens hätten wir bereits “gute Speicher-Stände”, also ausreichend Ga sin den Vorratstanks.

“Dass wir die Gas-Speicher gut gefüllt sind, hilft uns da sehr. Es rechneten ja alle damit, dass das eskaliert”, sagt die E-Control-Abteilungsleiterin. Komplette Entwarnung könne aber nicht gegeben werden: “Die Lage bleibt angespannt, weil wir alle nicht wissen, was noch passiert.”