Angst vor Depression wächst: US-Wirtschaft schrumpft und schrumpft
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sinkt in den USA seit Jahresbeginn. Die steigenden Preise drosseln den Konsum. Die steigenden Zinsen der Fed belasten Unternehmen. Doch die US-Notenbank will eine Flaute in Kauf nehmen, um am Ende die Inflation zu überwinden.
Die US-Wirtschaft das schrumpfte das zweite Quartal in Folge. Einerseits drosselt die hohe Inflation die Verbraucherausgaben, die sich immer weniger leisten können, andererseits machen die Zinserhöhungen der Federal Reserve den Unternehmen und dem Wohnungsbau das Leben schwer.
Fed unter Druck?
Das könnte der Fed zunehmend Kopfzerbrechen bereiten: Einerseits will sie durch aggressive Anhebung der Zinssätze die Inflation eindämmen – wobei die Leitzinsen dafür noch immer zu niedrig sind. Andererseits wird durch steigende Zinsen eine Wirtschaftsflaute wahrscheinlicher.
Das BIP sank ein weiteres Mal, mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 0,9 Prozent nach einem Rückgang von 1,6 Prozent in den ersten drei Monaten des Jahres. Das ergab eine vorläufige Schätzung des US-Handelsministeriums. Der Konsum stieg um ein Prozent eine Verlangsamung gegenüber dem vorangegangenen Zeitraum.
Wirtschaft hat schnell an Schwung verloren
“Der wichtigere Punkt ist, dass die Wirtschaft angesichts der seit vier Jahrzehnten anhaltenden hohen Inflation, der rapide steigenden Kreditkosten und der allgemeinen Verschärfung der finanziellen Bedingungen schnell an Schwung verloren hat”, meint Sal Guatieri, leitender Ökonom bei BMO Capital Markets. “Die Wirtschaft könnte leicht in eine Rezession abrutschen.”
BMO Capital Markets ist die Investmentbanking-Tochter der kanadischen Bank of Montreal. Gemäß dem neuen Bericht verlangsamen sich nicht nur die Ausgaben der privaten Haushalte, gleichzeitig sind auch Unternehmensinvestitionen, staatliche Ausgaben und der Wohnungsbau rückläufig.
Energiekrise in Europa könnte auch US-Wirtschaft treffen
Der Bericht zeigt darüber hinaus auf, wie die Inflation die Kaufkraft der Amerikaner untergraben hat und die straffere Geldpolitik der Fed zinsempfindliche Sektoren wie den Wohnungsbau geschwächt hat. “Dies dürfte die ohnehin schon hitzige Debatte darüber, ob oder wann die USA in eine Rezession eintreten, weiter anheizen”, kommentiert der Wirtschaftsdienst Bloomberg.
“Der Rückgang des BIP im zweiten Quartal erhöht das Risiko, dass die Wirtschaft bis zum Jahresende in eine Rezession abrutscht, erheblich”, erklären die beiden Ökonominnen bei Bloomberg Yelena Shulyatyeva und Eliza Winger. “Die nachlassende Dynamik macht die Wirtschaft anfällig für weitere negative Schocks wie eine potenzielle Energiekrise in Europa oder verstärkte Versorgungsengpässe in der zweiten Jahreshälfte.”
Fed will Wachstum verlangsamen, um Angebot zu steigern
Vorerst hält die Fed an ihrem Kurs der Zinserhöhung fest: “Wir halten eine Verlangsamung des Wachstums für notwendig”, sagte der Fed-Vorsitzende Jerome Powell auf einer Pressekonferenz am Mittwoch nach einer weiteren Anhebung der Zinssätze um 75 Basispunkte. An Ende, so hofft Powell, könnte dies sogar heilsam sein, nach dem Motto: Die Nachfrage wird gedrosselt, damit das Angebot wieder steigen kann. Dazu Powell: “Wir glauben tatsächlich, dass wir eine Phase des Wachstums unterhalb des Potenzials brauchen, um eine gewisse Flaute zu schaffen, damit die Angebotsseite aufholen kann. Wir denken auch, dass es aller Wahrscheinlichkeit nach eine gewisse Aufweichung der Arbeitsmarktbedingungen geben wird.”
Politische Spannungen werden damit auch in den kommenden Monaten in den USA wahrscheinlicher.
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