Wer den Schaden hat, braucht für den Spott – und die Internet-Memes – nicht zu sorgen: Apple erlebt gerade seine eigene Version von “Nightmare before Christmas”, einem wahren “Alptraum vor Weihnachten”. Denn die Vorweihnachtszeit ist nicht nur für den Handel und für hektische Einkäufer die geschäftigste Zeit des Jahres, auch beim Tech-Riesen aus dem Silicon Valley läuft die Produktion zu dieser Jahreszeit üblicherweise auf Hochtouren. Besonders iPhones laufen im X-Mas-Countdown üblicherweise quasi im Sekundentakt vom Band – doch besagte Bänder stehen gerade still, und das zum ersten Mal seit zehn Jahren. Ein Desaster für Apple, den die Chipkrise in ernsthafte Produktionsprobleme schlittern hat lassen – und nun schließlich so weit in die Knie gezwungen hat, dass die Produktion von iPhones und iPads für mehrere Tage ganz eingestellt und zahlreiche Mitarbeiter in den Urlaub geschickt werden mussten.

"Das ist noch nie passiert"

Dies geht aus einem detaillierten Bericht von Nikkei Asia hervor. Hinter dem klaffenden Loch in der Versorgungskette von Apple steckt die mangelnde Verfügbarkeit von Komponenten, welche auf die Chipkrise zurückzuführen ist, die der Tech- und der Automobilbranche schon seit Monaten heftige Kopfschmerzen bereitet. So desperat, wie sich die Lage derzeit präsentiert, hätte es keinen Sinn gemacht, die Fertigung weiterlaufen zu lassen, wird ein Supply-Chain-Manager in dem Bericht zitiert: “Das ist vorher noch nie passiert”, meint er. Ein herber Schlag für Apple, für den diese Zeit des Jahres in der Vergangenheit immer die “hektischsten Wochen überhaupt” darstellten, so der Manager.

Ist schon wieder Texas Instruments schuld?

Nikkei zufolge betreffen die Versorgungsschwierigkeiten nicht die teuren Komponenten wie Apples A15 Bionic Chip oder das OLED-Display, sondern vielmehr günstigere Teile, wie etwa Power-Management-Chips von Texas Instruments (jenem Hersteller, dem Insider erst jüngst mit die Hauptschuld an der Chipkrise gaben, wie der eXXpress berichtete) oder Komponenten von Broadcom und Nexperia.

Aber nicht nur der Chipmangel beschert Apple gerade Alpträume, auch die Pandemie und ihre Folgen rauben dem Tech-Giganten den Schlaf: Denn strenge Corona-Restriktionen in Vietnam und Malaysia drücken merkbar auf die iPhone-Produktionskapazitäten. Laut Nikkei zeichnen zudem auch Einschränkungen bei der Strom- und Energieversorgung in China für die Lieferengpässe verantwortlich.

15 Millionen iPhones weniger als geplant

Der Alptraum von Lieferschwierigkeiten und Versorgungsproblemen rund um das iPhone13 und den globalen Chipmangel begleiten Apple bereits seit einer Weile. Bereits im September und im Oktober hat Apple das Produktionsziel nach unten korrigiert. In dieser Zeit wurden 20 Prozent weniger iPhone-13-Modelle produziert als angepeilt, doch dass die Produktion nun ganz eingestellt werden muss, hat keiner vorausgesehen.

Apple war um Schadensbegrenzung bemüht und hat in dieser Zeit die iPad-Fertigung gedrosselt, um die dadurch frei werdenden Komponenten für die iPhone-Produktion verwenden zu können. Das ist auch der Grund warum die iPad-Produktion 50 Prozent unter den Zielwerten liegt.

Im November hat sich die Situation nicht gebessert und Apple musste das Jahresziel der iPhone-Produktion drastisch senken. Eigentlich wollte der Tech-Konzern aus Cupertino im Jahr 2021 rund 95 Millionen Stück produzieren, nun sollen es rund 80 Millionen iPhones werden.