Beratungsplattform für Klein- und Mittelbetriebe warnt: "Österreich droht ein Insolvenz-Tsunami"
Österreichs Unternehmen haben in der Krise 15 Milliarden neue Schulden angehäuft. Am 30. Juni sollen gemäß jetziger Planung die Hilfen auslaufen. Danach droht eine gigantische Insolvenz-Welle, vor allem bei den Klein- und Mitteunternehmen, warnt die Beratungsplattform Finanzombudsmann.
Das Beratungsunternehmen Finanzombudsmann warnt vor einem Insolvenz-Tsunami, der gerade auf Österreichs kleine und mittlere Unternehmen zukommt. Von rund 20 Milliarden Euro Staatshilfe, die bisher geflossen sind (April 2021), müssen Österreichs Unternehmen rund 15 Milliarden zurückzahlen. Fünf Milliarden sind direkte, nicht rückzahlbare Hilfen (Kurzarbeit nicht inkludiert). Aus heutiger Sicht laufen die staatlichen Unternehmenshilfen mit 30. Juni aus. Die Umsätze der betroffenen Branchen werden aber nicht ausreichen, um die eingegangen Verpflichtungen vertragsgemäß zu erfüllen.
Gastro, Hotelerie, Handel brauchen weiterhin Zuschüsse
Finanzombudsmann Eigentümer Gerald Zmuegg unterstreicht: “Wenn die staatlichen Coronahilfen im Laufe des Jahres 2021 – mit derzeitigem Stand am 30. Juni 2021 – auslaufen, wird es sehr eng. Rückzahlungen, Restriktionen, Werbekosten für den Neustart, Umsätze unter Vorkrisenniveau, aber auch Rohstoffverteuerung und Verknappung sind ein tödlicher Giftcocktail für viele Unternehmen. Gerade für die Branchen Gastro, Hotelerie und Handel ist die Fortsetzung der Hilfen nach Ende Juni in Form von direkten Zuschüssen entscheidend für die Aufrechterhaltung der Zahlungsfähigkeit. Mit den bereits angehäuften Schulden ist bei vielen Unternehmen die Grenze zur Rückzahlungsfähigkeit erreicht.”
Zmuegg schlägt vor, trotz bestehender Unsicherheiten, als Regierung den Unternehmen Planungssicherheit zu geben, aber auch die Unternehmer müssten mindestens ein Jahr Krise in ihren Berechnungen annehmen. Die staatlichen Hilfen seien schleppend, aber doch geflossen und hätten rund vier Prozent der österreichischen Unternehmen bis jetzt gerettet, bei den KMUs sei dieser Wert mit bis zu einem Viertel aller Betriebe zu schätzen.
"Es braucht eine Langfristplanung"
“Die aktuellen Öffnungsschritte lösen leider nicht das Problem der Zahlungsverpflichtungen in sechs Monaten. Der Anstieg von Bank- und Überbrückungskredite, Steuer- und SV-Stundungen, Abgabenstundungen zeigt hier ein klares Bild. Es braucht eine vernünftige staatliche und private Langfristplanung, also klare Staatsvorgaben und Unterstützungen für zumindest ein Jahr.”
Gerade das Thema Laufzeit, Rückführung und Stundungen bei Bankkrediten beschäftige aktuell viele mittelständische Unternehmen. Viele Banken sehen die Kredite in den betroffenen Branchen als Klumpenrisiko und müssen diese neu bewerten. Dies hat zur Folge, dass neue Vorgaben gemacht werden. Somit ist es hier entscheidend, dass neben einer nachhaltigen Öffnung auch diese Themen nachhaltig gelöst werden. Hierzu ist es entscheidend vom kurzfristigen auf ein mittelfristiges Denken umzusteigen.
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