Blackout-Alarm: Uns droht ein Sommer mit langen Stromausfällen
Was bis vor kurzem noch als Verschwörungstheorie galt, könnte diesen Sommer für eine Milliarde Menschen bittere Realität werden: Die weltweiten Stromnetze werden laut neuesten Analysen nicht in der Lage sein, die Bewohner der nördlichen Hemisphäre über den Sommer mit genügend Energie zu versorgen. Dazu trägt in Europa auch die erst kürzlich erfolgte Abschaltung von 31 Atomkraftwerken in Deutschland und Frankreich bei.
Wie der Informationsdienstleiter Bloomberg in einer weitreichenden Analyse aufzeigt, sind große Teile der nördlichen Hemisphäre diesen Sommer von weitreichenden Stromausfällen bedroht. “Die globalen Stromnetze stehen kurz vor ihrer größten Bewährungsprobe seit Jahrzehnten, da die Stromerzeugung in den größten Volkswirtschaften der Welt zum Erliegen kommt”, warnt Bloomberg. Die Stromkrise könnte durch Hitzewellen, Dürre oder unvorhergesehenen Umweltkatastrophen herbeigeführt werden – ab Mitte Juni sei das Risiko für Ausfälle durchaus gesteigert. Besonders bedroht sind Europa, Teile Asiens und die USA.
Hitzewellen in Asien veranlasst Hochfahren von Kohlekraftwerken
In der Analyse wird Asien als besonders Blackout-gefährdet eingestuft. Aufgrund brutaler Hitzewellen steigt der Stromverbrauch immens: Das liegt zu einem nicht unbeachtlichen Teil an der Inbetriebnahme von Klimaanlagen. Neben Sri Lanka, Pakistan und Bangladesh ist auch Indien von den Ausfällen bedroht. Bereits jetzt kommt es regional zu tagelangen Stromausfällen – eine Verbesserung der Situation ist nicht in Sicht. Die indische Regierung hat kürzlich Firmen mit dem Kauf teurer ausländischer Kohle beauftragt und gleichzeitig die Umweltziele für Minenerweiterungen zurückzunehmen – die Brennstoffversorgung soll sogar erhöht werden. Auch China hat die Stromerzeugung in Kohlekraftwerken in diesem Jahr weiter erhöht.
The world won't have enough energy supplies when sweltering heat boosts power demand this summer🔌
— Stephen Stapczynski (@SStapczynski) May 23, 2022
Blackouts threaten over 1 billion people, with grids already stretched by war, drought and fuel shortages
Via @danmurtaugh @rajeshsing13 @naurtorious https://t.co/Iv1Ky2iqZX
Amerikanische Bevölkerung wird bereits aufgefordert, Strom zu sparen
Auch die Vereinigten Staaten sind aufgrund ihrer Abhängigkeit vom Ergas von Stromausfällen betroffen. Aufgrund steigender Gaspreise könnten die Netze in weiten Teilen Nordamerikas bald überlastet sein. Verbraucher werden bereits in großen Teilen des Landes – insbesondere Kalifornien und Texas – dazu aufgefordert, sich zu engagieren, um die Netze stabil zu halten, indem sie ihren Verbrauch drosseln.
Verfehlte Klimapolitik und Krieg tragen zu Verknappung bei
Die Gründe, die auf einen drohenden Blackout hinweisen, sind vielfältig. Dazu gehört zu allererst die weltweite Verknappung fossiler Brennstoffe. Auch Dürre und Hitzewellen treiben die Blackoutgefahr weiter hoch. Die Ukraine-Krise und Europas Abhängigkeit von russischem Gas und Öl lässt die Preise überall steigen. Nicht unbeachtlich sind auch politische Verfehlungen: Die Umstellung auf nachhaltige Energie trägt – besonders in Deutschland – zu einem erhöhten Risiko für Stromausfälle bei. Aufgrund der ambitionierten Klima- und Umweltziele wurden dort im vergangenen Jahr drei der sechs deutschen Atomkraftwerke abgedreht. Die fehlende Energie der eh schon sensiblen deutschen Stromnetze muss nun aus dem Ausland zugekauft werden – und das ist wiederum Atomstrom aus Frankreich. Wäre dem nicht genug, hat Frankreich Mitte April 28 seiner insgesamt 56 Atomkraftwerke aufgrund von routinemäßigen Wartungsarbeiten abgeschaltet. Dies führt zu einer Verknappung des Angebots – die Folge: Der Ankauf des französischen Stroms wird deutlich teurer.
Österreich kauft Gasreserven an
Drei Viertel des österreichischen Stroms kommen aus erneuerbaren Quellen – dazu gehören Wasserkraft, Windkraft und Speicherkraft. Doch 16 Prozent der Energie wird in Form von Erdgas importiert – und dieses könnte aufgrund des Ukraine-Kriegs und dem Konflikt mit Russland bald komplett ausfallen. Um diesem Dilemma zu entgehen, hat die österreichische Regierung eine erste Tranche Erdgas für 7,7 Terawattstunden (TWh) als Reserve angekauft und dafür 958 Mio. Euro bezahlt. Woher das Gas stammt, ist unklar, da es am Gasmarkt keine Herkunftsnachweise gibt – man müsse davon ausgehen, dass auch russisches Gas darunter sei. Ziel ist, die Gasreserven für den Herbst auf 80 Prozent der Speicherkapazität zu füllen.
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