Boykott und Schwurbel-Streit: Spotify-Prognose lässt Aktie fallen
Der Musikstreaming-Marktführer Spotify hat inmitten der Kontroverse um Corona-Informationen auf seiner Podcast-Plattform die Erwartungen mit der Prognose für das laufende Quartal verfehlt. Die Aktie fiel im nachbörslichen Handel am Mittwoch zunächst um mehr als 17 Prozent, später flachte das Minus auf rund zehn Prozent ab.
Spotify rechnet zum Ende des ersten Quartals mit 418 Millionen monatlich aktiven Nutzern, von denen 183 Millionen zahlende Abo-Kunden sein sollen.
Analysten hatten mit mehr gerechnet. Der Dienst verwies auf die starke Entwicklung im vergangenen Quartal, mit der ein Teil der erwarteten Zuwächse früher eingetreten sei.
Spotify stand zuletzt in Negativ-Schlagzeilen, nachdem Musiker wie Neil Young und Joni Mitchell aus Protest ihre Songs von dem Streaming-Dienst entfernen ließen. Sie werfen Spotify vor, in Podcasts Falschinformationen über das Coronavirus zu tolerieren und damit Menschenleben zu gefährden. Sie verweisen dabei vor allem auf den populären Talk-Podcast von Joe Rogan, der nach einem Exklusiv-Deal nur noch bei Spotify zu hören ist. Der Streaming-Dienst lockte Rogan Medienberichten zufolge mit 100 Millionen Dollar (88,5 Mio. Euro) an.
Auswirkungen des Streits noch nicht absehbar
Nach der Kritik will Spotify Beiträge zu Covid-19 mit einem Hinweis versehen, der zu wissenschaftlich fundierten Informationen aus verlässlichen Quellen führt. Keine andere Podcast-Plattform gehe soweit, betonte Gründer und Chef Daniel Ek in einer Telefonkonferenz mit Analysten.
Es sei noch zu früh, mögliche Auswirkungen der Kontroverse und des Künstler-Boykotts auf das Spotify-Geschäft einzuschätzen, sagte Ek. Er habe aber ein gutes Gefühl angesichts der ergriffenen Maßnahmen. Ek sieht für Spotify das Potenzial, die Marke von einer Milliarde Nutzer zu erreichen. Im vergangenen Vierteljahr stieg die Zahl der Abo-Kunden bei Spotify binnen drei Monaten von 172 auf 180 Millionen. Die Nutzerzahl insgesamt wuchs von 381 auf 406 Millionen.
Der Umsatz sprang im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um 24 Prozent auf knapp 2,7 Milliarden Euro hoch. Neben Abo-Erlösen trug Werbung verstärkt dazu bei – auch dank des Podcast-Geschäfts, das Ek über Jahre mit hohen Investitionen ausgebaut hatte. Unterm Strich sank der Quartalsverlust auf 39 Millionen Euro von 125 Millionen Euro ein Jahr zuvor.
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