Der Substack-Blog „Navigating Russia“ wartet mit einer brisanten Enthüllung auf: Die Finanzierung des Krieges in der Ukraine birgt für Putin weit mehr Risiken, als bisher bekannt, und die Lage spitzt sich nun zu. Das dürfte den Westen und den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj freuen, denn dank dieser Information lässt sich der Druck auf Russland im Falle von Verhandlungen deutlich erhöhen.

Putins heimlicher außerbudgetärer Finanzierungsplan nun aufgeflogen

„Moskau verfolgt insgeheim eine zweigleisige Strategie, um seine steigenden Kriegskosten zu finanzieren“, heißt es in dem Artikel. „Die eine Schiene besteht aus dem streng kontrollierten Verteidigungshaushalt, den Analysten routinemäßig als ‚erstaunlich robust‘ bezeichnen. Die zweite Schiene – die bisher weitgehend übersehen wurde – besteht aus einem unauffälligen, außerbudgetären Finanzierungsplan, der in seiner Größe dem Verteidigungshaushalt gleichkommt.“

Vorzugskredite für kriegsrelevante Unternehmen

Grundlage dafür seien Gesetze, die am zweiten Tag nach dem Einmarsch in die Ukraine verabschiedet wurden. Mit ihnen zwingt der Kreml seither russische Banken, „kriegsrelevanten Unternehmen Vorzugskredite zu staatlich festgelegten Konditionen zu gewähren“. Seit Mitte 2022 hat dieses außerbudgetäre Finanzierungssystem dazu beigetragen, die Gesamtkreditaufnahme der Unternehmen um 415 Milliarden Dollar in die Höhe zu treiben. 210 bis 250 Milliarden Dollar dieses Anstiegs sollen „aus obligatorischen, zinsgünstigen Bankkrediten bestehen, die an Rüstungsunternehmen – viele von ihnen mit schlechter Bonität – vergeben werden, um die Bezahlung kriegsrelevanter Güter und Dienstleistungen zu unterstützen“.

Hohe Inflation und Zinsen stürzen Banken in massive Probleme

Zunächst habe sich diese außerbudgetäre Verteidigungsfinanzierung für Moskau als vorteilhaft erwiesen, da sie es Russland ermöglichte, „seinen offiziellen Verteidigungshaushalt auf einem überschaubaren Niveau zu halten“. Die westliche Schlussfolgerung, „dass Moskau keine ernsthaften Risiken für seine Fähigkeit zur Aufrechterhaltung der Kriegsfinanzierung zu befürchten habe“, habe sich jedoch als falsch erwiesen. Tatsächlich habe Moskaus Abhängigkeit von seinem außerbudgetären Kreditsystem inzwischen „ernsthafte negative Konsequenzen“ für das Land. „Sie ist nicht nur zum Haupttreiber von Inflation und Zinserhöhungen geworden, sondern schafft auch die Voraussetzungen für eine systemische Kreditkrise.“ Nun drohten Liquiditäts- und Reserveprobleme bei den Banken. Diese Risiken seien für Moskau weitaus bedrohlicher als das sinkende BIP.

Es drohen unkontrollierbare Probleme, die Moskaus Verhandlungsposition schwächen

Gut informierte Unterhändler könnten nun die wachsende finanzielle Verwundbarkeit Moskaus ausnutzen. „Moskau steht nun vor einem Dilemma: Je länger es einen Waffenstillstand hinauszögert, desto größer ist das Risiko, dass massive Probleme bei den Krediten, die etwa eine Rettung von Unternehmen und Banken nötig machen, unkontrollierbar eintreten und Moskaus Verhandlungsposition schwächen. Das sich abzeichnende Finanzierungsdilemma Moskaus dürfte sich auf sein Kriegskalkül auswirken und der Ukraine und ihren Verbündeten unerwarteten Verhandlungsspielraum eröffnen“.

Der Blog kündigt einen noch ausführlicheren Bericht an, der in Kürze erscheinen soll.