Chipkrise trifft VW hart: Golf-Produktion wird lahmgelegt
Wegen akuter Engpässe bei der Lieferung von Halbleitern hat Volkswagen die Produktion seines wichtigsten Modells, des Golf, im Stammwerk Wolfsburg ausgesetzt. Auch das Werk in Zwickau muss in Kurzarbeit gehen. Die Ursachen reichen weit über die Grenzen der Automobilbranche hinaus.
Chipkrise legt Golf-Produktion lahm: Wegen fehlender Halbleiter stoppt VW die Fertigung in Wolfsburg und schickt Zwickau in Kurzarbeit.IMAGO/regios24
Sie sind das Resultat einer politischen Versäumnis, das Europa nun teuer zu stehen kommt – der fehlende Wille, eine eigene, unabhängige Chipproduktion aufzubauen.
Golf-Produktion gestoppt – VW reagiert auf Chipmangel
Wie die Bild-Zeitung berichtet, hat der Konzern entschieden, die Fertigung des Golf ab kommender Woche zu pausieren. Auch der Tiguan und weitere Modelle sollen betroffen sein. „Vor dem Hintergrund der dynamischen Lage können Auswirkungen auf die Produktion kurzfristig (…) nicht ausgeschlossen werden“, heißt es in einem Schreiben des VW-Managements an die Mitarbeiter. Noch verfüge man über Materialvorräte, doch die Situation könne sich binnen Tagen ändern.
Auch das Werk in Zwickau, Herzstück der E-Auto-Produktion des Konzerns, wurde in Kurzarbeit geschickt. Laut internen Informationen stehe die Unternehmensführung bereits in Kontakt mit der Arbeitsagentur, um den Schritt offiziell zu beantragen.
Ein globaler Konflikt trifft Europas Industrie
Der Auslöser der neuen Produktionskrise liegt in einem geopolitischen Spannungsfeld, das Europa selbst mitverursacht hat. Nachdem die Niederlande auf Druck der USA die Kontrolle über den Chiphersteller Nexperia übernommen hatte – ein Unternehmen mit chinesischem Eigentümer –, reagierte Peking mit Exportverboten für bestimmte Halbleiterkomponenten. Seither ist die Produktion bei Nexperia in Teilen zum Erliegen gekommen.
Dies hat unmittelbare Folgen für Deutschlands wichtigste Industrie, die Automobilbranche. Ohne die hochspezialisierten Chips stehen Bänder still, Fahrzeuge bleiben unvollendet. Die Lage bei VW zeigt exemplarisch, wie verletzlich Europas Produktionsketten geworden sind.
Abhängigkeit als Selbstverschulden
Europa hat den Aufbau einer strategisch eigenständigen Halbleiterproduktion über Jahrzehnte verschlafen. Während Asien inzwischen über mehr als 60 % der weltweiten Chipfertigung kontrolliert und die USA ihren Anteil auf 14 % ausgebaut haben, hält Europa gerade einmal 9 bis 10 %. Von den rund 1.500 Halbleiterfabriken weltweit befinden sich nur etwa 60 in Europa – und kaum eine davon kann die modernen Chips herstellen, die für wichtige Zukunftstechnologien und die Automobilfertigung unverzichtbar sind.
Diese Abhängigkeit ist kein Zufall, sondern Ergebnis jahrelanger politischer Prioritäten, die auf Regulierung und Klimaziele statt auf industrielle Souveränität setzten. Während Milliarden in Subventionen für E-Mobilität und Energieprojekte flossen, blieb der Aufbau einer europäischen Chipfertigung ein Lippenbekenntnis. Nun rächt sich dieses Versäumnis.
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